Studie:Mieten statt kaufen

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Vielen Bauträgern ist die Lust auf Wohnungsbau vergangen. Dafür gibt es mehrere Gründe, wie Experten der Firma Bulwiengesa jetzt feststellten.

Von Andreas Remien

In den Metropolen sind Immobilien begehrt, die Zinsen sind extrem niedrig. Beste Voraussetzung eigentlich für Firmen, die Wohnungen bauen. Doch so ist es offenbar nicht. Das klassische Bauträgergeschäft - Grundstücke kaufen, Häuser bauen, Wohnungen verkaufen - ist in vielen deutschen Metropolen rückläufig. Das zeigt die Projektentwickler-Studie der Immobilienberatung Bulwiengesa.

"Viele Wohnungsbauträger schmeißen hin", sagt Andreas Schulten, Generalbevollmächtigter bei Bulwiengesa. Das Flächenvolumen in den sieben untersuchten Metropolen sinkt in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 1,6 Prozent. "Insbesondere in Berlin scheint vielen die Lust auf Wohnungsbau vergangen zu sein", sagt Schulten. In der Hauptstadt sinkt die von Bauträgern geplante oder fertiggestellte Wohnfläche um 270 000 Quadratmeter (minus 4,6 Prozent). Auch in München (minus sechs Prozent) geht das Volumen zurück.

Die Reichen und Armen werden gut versorgt, die Mittelschicht hat das Nachsehen, monieren Kritiker

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) zeigt. Lange Genehmigungsverfahren, eine schlechte Kommunikation mit den Behörden und fehlende Ressourcen in der Bauwirtschaft verzögern viele Projekte. Hauptgrund aber ist, dass die Unternehmen immer größere Schwierigkeiten haben, Baugrundstücke zu kaufen. Vor allem in den zentralen Lagen sind Flächen rar und teuer.

Die privaten Bauträger spüren dabei auch, dass die Städte zunehmend Akteure fördern, die nicht Eigentums-, sondern Mietwohnungen bauen. Insgesamt entstehen in den Metropolen nicht weniger, sondern sogar mehr Wohnungen. Vor allem viele kommunalen Wohnungsunternehmen haben wieder angefangen, in großem Stil Mietshäuser zu bauen. Der Bulwiengesa-Studie zufolge plant und baut allein die Gewofag München in diesem Jahr etwa 600 000 Quadratmeter.

Die Städte wollen so vor allem Haushalte mit niedrigeren Einkommen vor den Folgen der heiß gelaufenen Immobilienmärkte schützen. Bulwiengesa-Analyst Schulten sieht die Entwicklung dennoch auch kritisch. "Die Reichen und Armen werden gut mit Wohnungen versorgt", sagt Schulten, "die soziale Mitte Deutschlands bekommt aber immer weniger neue Wohnungen." Die privaten Wohnungsbau-Unternehmen orientieren sich laut Schulten daher hin zu den Speckgürteln rund um die Metropolen. In den Umlandgemeinden seien die Grundstückspreise geringer. Außerdem seien die Genehmigungsverfahren in den kleineren Kommunen oft schneller.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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