Studie:Grün im Neubau

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In Mehrparteienhäusern mit Mindestwärmeschutz sind Pelletkessel die günstigste Lösung. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Öko-Heizungen sind teurer? Stimmt nicht, zeigt eine neue Analyse. Wer eine Wärmepumpe oder einen Holzkessel hat, zahlt nicht mehr als Besitzer einer Öl- oder Gasheizung. Oft sind die erneuerbaren Energien sogar günstiger.

Von Ralph Diermann

Während der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung rasant vorangeht, stockt die Energiewende im Heizungskeller. Laut Heiztechnik-Verband BDH arbeiten nur 19 Prozent aller 2015 neu installierten Heizungen ganz oder teilweise mit Energie aus regenerativen Quellen. Vor fünf Jahren lag der Anteil noch bei 26 Prozent, 2008 gar bei 45 Prozent. Wichtigster Grund für das stetig schwindende Interesse an der grünen Technik: Das Heizen mit Holzkesseln, Wärmepumpen und Solarthermieanlagen gilt als teuer - besonders in Zeiten historisch niedriger Ölpreise.

Diesen Ruf tragen die Öko-Heizungen jedoch zu Unrecht. Das zeigt eine neue Studie, die das privatwirtschaftliche Institut für Technische Gebäudeausrüstung aus Dresden im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erstellt hat. Die Experten haben berechnet, wie viel Geld die Bewohner von Neubauten verschiedener Effizienzstandards pro Jahr für Heizwärme ausgeben müssen. Dabei haben sie neben den Verbrauchskosten auch die Investition in die Technik sowie Wartung und Reparaturen berücksichtigt.

Oft liegen die Erneuerbare-Energien-Anlagen bei den Gesamtkosten gleichauf mit Gas- oder Ölheizungen - und sind in manchen Fällen sogar günstiger. So müssen die Bewohner eines neuen Einfamilienhauses, dessen Wärmeschutz gerade die derzeit gültige Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllt, mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe vier Prozent weniger für Heizwärme ausgeben als mit einem Gas-Brennwertkessel. Gegenüber einer Öl-Heizung beträgt der Vorteil sogar elf Prozent.

Das billige Öl ist verführerisch. Bauherren sollten lieber langfristig denken

Kaum anders fällt das Ergebnis aus, wenn statt eines Minimal-Wärmeschutzes der Effizienzstandard zugrunde gelegt wird, der heute beim Neubau die Regel ist. Luft-Wasser-Wärmepumpen und Gaskessel rangieren bei diesem Gebäudetyp gleichauf, Ölheizungen liegen acht Prozent darüber. Am günstigsten schneidet bei diesem Gebäudetyp die Fern- und Nahwärme ab. Bei allen Kalkulationen haben die Forscher berücksichtigt, dass je nach Heizung weitere Investitionen - etwa in Lüftungsanlagen oder ergänzende Solarthermie-Kollektoren - nötig sind, um die Vorgaben der EnEV sowie des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) zu erfüllen.

In Mehrparteienhäusern mit Mindestwärmeschutz sind Pelletkessel die günstigste Lösung, gefolgt von Gasheizungen. Hier ist der Wärmebedarf relativ hoch, sodass die Bewohner von den niedrigen Pellet-Preisen profitieren. Luft-Wasser-Wärmepumpen eignen sich für solche Gebäude nicht. Entspricht der Wärmeschutz des Mehrparteienhauses jedoch dem Standard, fahren Haushalte mit einem Erdgaskessel am besten. Nur wenig teurer sind Nah- und Fernwärme sowie Ölheizungen. Mit Holz zu heizen, kostet bei diesem Gebäudetyp ein Fünftel mehr als mit Erdgas.

Allerdings gibt es bei all diesen Kalkulationen einen großen Unsicherheitsfaktor: den Energiepreis. Die Forscher haben die Durchschnittpreise aus dem Zeitraum zwischen Oktober 2014 und September 2015 zugrunde gelegt. Seitdem ist Heizöl jedoch günstiger geworden. "Wenn man davon ausgeht, dass der Ölpreis dauerhaft so niedrig bleibt wie heute, schneiden Ölheizungen natürlich besser ab. Aus unserer Sicht wird dieses Preisniveau aber nicht von Dauer sein", sagt Studienautor Bert Oschatz. Da sich die Bauherren mit ihrer Entscheidung für eine Heizung oft für zwanzig Jahre und länger festlegen, sollten sie dabei langfristig denken, sagt der Experte.

Während die Kosten der einzelnen Heizsysteme meist nur leicht voneinander abweichen, fallen die Unterschiede bei der Klimabilanz laut Studie deutlich größer aus. Im Einfamilienhaus mit Minimal-Wärmeschutz etwa liegen die CO₂-Emissionen einer Wärmepumpe heute sechzehn Prozent höher als die einer Gas-Brennwert-Heizung, die mit Solarthermie gekoppelt wird. Allerdings werden die mit Strom betriebenen Wärmepumpen mit dem Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie automatisch immer klimafreundlicher. Am schmutzigsten sind Öl-Heizungen, die dreißig Prozent mehr Kohlendioxid ausstoßen als vergleichbare Systeme mit Erdgas-Kessel.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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