Steigende EEG-Umlage:So sparen Sie jetzt Strom

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Die Ökoumlage steigt - wie kann ich jetzt Strom sparen? (Foto: dpa)

Es wird teurer, da hilft kein Lamentieren. Die beste Möglichkeit, etwas gegen den steigenden Strompreis zu tun, heißt: Anbieter wechseln und sparen, sparen, sparen. Die besten Tipps.

Von Berrit Gräber

Die steigende EEG-Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien jagt den Strompreis für die privaten Haushalte in neue Rekordhöhen. Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden im Jahr bedeutet das: Ihre Rechnung wird um etwa 57 Euro teurer. Die Familie muss sich auf Gesamt-EEG-Umlage-Kosten von 371 Euro einstellen, wie das Online-Vergleichsportal Verivox berechnet hat. Alle Privatkunden müssen 2014 die höhere Umlage zahlen. Ohne Ausnahme.

Ein Recht auf Sonderkündigung gibt es nicht. Lamentieren hilft nicht. Die einzige Chance, dem davon galoppierenden Strompreis noch die Stirn zu bieten, ist der Wechsel zu einem billigeren Tarif, wie Roland Pause, Energieexperte der Verbraucherzentrale Sachsen betont. Außerdem unumgänglich: Den Stromverbrauch daheim konsequent drosseln und sparen, sparen, sparen.

Wer kann wechseln?

Jeder, der einen eigenen Stromvertrag hat. Das gilt auch für Studenten oder Senioren im Wohnheim. Mieter ohne Etagenheizung können bei ihrem Vermieter anregen, nach günstigeren Tarifen zu suchen. Betriebskosten müssen laut Paragraf 560 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) niedrig gehalten werden. Am stärksten rentiert sich ein Wechsel für Bürger, die seit eh und je im Grundversorgungstarif stecken (meist bei den Stadtwerken oder bei RWE) und noch nie umgestiegen sind. Sie können zu jedem x-beliebigen Tag mit einer Frist von zwei Wochen zum Monatsende raus - und bestenfalls ein paar Hundert Euro einsparen. Vor allem Ältere stecken noch häufig im Grundversorgungstarif fest, dem meist teuersten Preisgefüge überhaupt. Wer schon einmal gewechselt hat, ist Sonderkunde (im Vertrag stehen dann Begriffe wie "Sonderpreis" oder "Sondertarif"). Dann sind individuelle Laufzeiten und Fristen zu beachten, um auf einen günstigeren Lieferanten umschwenken zu können. Ein Blick in den Vertrag hilft weiter.

Was ist zu beachten?

Verbraucherschützer empfehlen Wechselwilligen die kostenlosen Vergleichsrechner im Internet wie etwa www.verivox.de, www.toptarif.de, www.check24.de oder www.wer-ist-billiger.de. Ratsam ist, einen Tarif mit Preisgarantie oder Preisfixierung zu suchen, in dem die höhere EEG-Umlage schon eingerechnet ist, wie Isabel Wendorff von Check24 erklärt. Und Vorsicht: Günstig ist gut. Super-Günstiges sollte jedoch links liegen gelassen werden. Billig-Anbieter verlangen oft Vorauskasse oder Kaution. Geht der Versorger insolvent, ist das Geld weg. Auch Festpreisangebote sind riskant. Liegt der Verbrauch darunter, verfällt der schon bezahlte Rest. Wird mehr verbraucht, muss teuer nachgekauft werden. Auch Lockofferten wie ein großzügiger Willkommens-Bonus von 200 Euro oder hohe Frei-Kilowattstunden müssen unter die Lupe. Im zweiten Vertragsjahr ohne Vorteil kommt oft der Preishammer, wenn Kunden nicht schnell wieder weiterwechseln.

Lohnt sich Strom sparen noch?

Ja, ist Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz überzeugt. Am Knausern beim Verbrauch gehe kein Weg vorbei. Erst dann könne die Rechnung deutlich gedrückt werden. Dabei gilt es aber gegen Gewohnheiten anzukämpfen: Wer Toaster, Kaffeemaschine oder Wasserkocher gleich nach Gebrauch vom Netz trennt, indem er den Stecker zieht, spart zum Beispiel Strom. Bei Fernseher, Sat-Empfänger, Waschmaschine oder Computer kann eine schaltbare Steckerleiste helfen, dass nach dem Ausschalten kein einziges Watt mehr fließt. Das ist wichtig, denn fast alle elektrischen Geräte ziehen permanent kleine Mengen Strom, auch wenn sie nicht aktiv sind. Selbst das Ladegerät fürs Handy. Ein Drei-Personen-Haushalt kann so fast 90 Euro pro Jahr einsparen. Die Deutschen verpulvern allein durch den Stand-by-Betrieb, also mit der ständigen Bereitschaft ihrer elektrischen Geräte daheim, Energie für 3,3 Milliarden Euro im Jahr.

Wo stecken weitere Energiefresser?

Einsparpotenzial gibt es auch bei der Beleuchtung. Wer noch Glühbirnen im Einsatz hat, sollte sie vor allem dort durch Sparlampen ersetzen, wo ständig oder sehr oft Licht gebraucht wird. Sie brauchen für die gleiche Lichtmenge etwa fünfmal so viel Strom wie die Sparversion. Der Ersatz einer 60-Watt-Glühlampe durch eine gleich helle 11-Watt-Energiesparlampe spart über die gesamte Lebensdauer rund 65 Euro. Außerdem dran denken: Waschmaschinen und Geschirrspüler stets nur voll beladen anschalten. Schmutziges Geschirr nicht unter fließend warmem Wasser abspülen. Auch das frisst Strom. Einen Liter Wasser von 15 auf 95 Grad zu erhitzen, kostet im Wasserkocher rund 1,9 Cent, auf der Platte eines Elektroherds sind es rund 3 Cent, in der Mikrowelle 4,6 Cent. Bei elektrischer Warmwasserbereitung kann das bis zu 50 Cent ausmachen..

Was geht noch?

Öfters mal Duschen statt Baden spart auch Energie. Beim Duschen werden lediglich 1,6 bis 3 Kilowattstunden Strom für 40 bis 75 Liter Warmwasser benötigt statt 6,5 Kilowattstunden für 160 Liter im Vollbad, wie die Experten von Stiftung Warentest vorrechnen. Wenn möglich, sollte der Kühlschrank nicht direkt neben dem Herd oder Heizkörper stehen. Nur abgekühlte Speisen gehören in den Kühlschrank gestellt. Tiefgefrorenes sollte im Kühlschrank statt in der Mikrowelle aufgetaut werden, auch das spart Energie. Die Kühlschranktemperatur muss nicht frostig sein, fünf bis sieben Grad reichen. Wichtig ist auch, ein Auge auf den Stromverbrauch von Haushaltsgroßgeräten zu haben - wenn alte Gefrierschränke beispielsweise total vereist sind. Dann brauchen sie enorm viel Energie. Regelmäßiges Abtauen ist ein Muss.

Was ist mit Altgeräten?

Beim Kauf von Haushaltsgeräten sollte der Stromverbrauch ausschlaggebend sein. Neue sparsame Modelle verbrauchen oft bis zu 50 Prozent weniger Strom als die Altgeräte. Wird beispielsweise eine Spülmaschine mit der Energieeffizienz A+++ statt der weniger umweltfreundlichen Klasse A+ angeschafft, kann die Familie 20 Euro jährlich mindestens an Stromkosten einsparen. Extrem ins Geld geht der Wäschetrockner: Wer darauf nicht verzichten will, muss für den Luxus dieses Geräts über 150 Euro pro Jahr ausgeben. Einmal Wäschetrocknen verbraucht rund viermal so viel Strom wie einmal Wäschewaschen. Und drei Mal so viel Strom wie ein Geschirrspüler. Laptops ziehen wesentlich weniger Saft als herkömmliche Rechner. Wer finanziellen Spielraum hat, sollte altgediente Röhrenmonitore gegen Flachbildschirme ersetzen. Oder den 15 Jahre alten Kühl- und Gefrierschrank gegen einen modernen austauschen. Die Anschaffung von Neugeräten mit wenig Stromverbrauch zahle sich langfristig aus, sagt Lothar Beckmann von Stiftung Warentest. Ob sich die Kosten bei den stark steigenden Strompreisen in jedem Fall wieder einspielten, sei allerdings ungewiss.

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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