Geldanlage:Sparen im Ausland wird sicherer

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  • Angesichts sehr niedriger Sparzinsen sind viele Anleger versucht, ihr Geld bei ausländischen Banken anzulegen.
  • Dies ist nun mit weniger Risiko verbunden als zuvor. Grund ist das neue Einlagensicherungsgesetz.
  • Völlig risikolos sind entsprechende Anlagen aber trotzdem nicht.

Von Berrit Gräber, München

Die meisten deutschen Sparer kennen es gar nicht mehr anders: Die Guthabenzinsen der Banken gehen gegen null. Boten die besten Anbieter Anfang 2009 noch bis zu 6,5 Prozent Zinsen pro Jahr, liegen die Tagesgeldzinsen mancher Sparkassen und anderer Geldinstitute heute bei kaum noch messbaren 0,01 bis 0,05 Prozent. Ein Anlagebetrag von 50 000 Euro im Jahr wirft damit gerade mal fünf bis 25 Euro Zinsen ab. Wer sich damit nicht mehr abfinden will, kann ruhig einmal einen Blick auf die Zinsangebote im Ausland werfen, rät Annabel Oelmann, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn seit vergangenem Monat ist es für Zinsjäger risikoärmer geworden, Geld bei Nachbarbanken im europäischen Wirtschaftsraum anzulegen. Dort ist die Rendite auch nicht üppig, aber oft besser als hierzulande.

Für mehr Schutz sorge das neue Einlagensicherungsgesetz, das seit Anfang Juli in Kraft ist, erklärt Thomas Schlüter, der Sprecher des deutschen Bankenverbands. So sollen Kunden ausländischer Banken, die eine Zweigstelle in Deutschland haben im Fall einer Bankinsolvenz ihr Geld direkt vom deutschen Einlagensicherungfonds zurückerhalten. Voraussetzung ist, dass die Filiale in Deutschland mit einer Bank verbunden ist, die ihren Hauptsitz im Europäischen Wirtschaftsraum hat. Dazu gehören neben den Staaten der Europäischen Union auch Norwegen, Liechtenstein und Island. Damit ende eine Unwägbarkeit, die bislang etliche deutsche Sparer davon abgehalten haben, ihre Ersparnisse bei einer ausländischen Bank anzulegen, sagt Max Herbst von der unabhängigen Frankfurter Finanzberatung FMH.

Wer nun ein Tagesgeldkonto etwa bei der französischen Renault Bank direkt (derzeit 1,10 Prozent Zinsen), bei der niederländischen NIBC Direct (1,0 Prozent) oder bei der österreichischen Sberbank Direct (0,90 Prozent) eröffnet, geht in Sachen Entschädigung nun kein höheres Risiko mehr ein als etwa bei der Commerzbank (rund 0,02 Prozent) oder einer Sparkasse, die Zinsen höchstens noch in homöopathischen Dosen zahlt.

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Im Fall einer Bankpleite schaltet sich die deutsche Einlagensicherung künftig automatisch mit den Kollegen in dem betreffenden Land kurz und sorgt für die Entschädigung der hiesigen Anleger - so ist es zumindest vorgesehen. Für Anleger gab es bislang immer die Hürde, ihre Ansprüche im Fall einer Bankenpleite im Ausland anmelden und meist noch in einer fremden Sprache durchsetzen zu müssen.

Auch Festgeldanlagen im Ausland, die deutsche Angebote häufig deutlich überbieten, sind jetzt risikoärmer geworden. Etwa bei der österreichischen VTB Direktbank oder der türkischen Deniz-Bank, die ebenfalls in der Alpenrepublik eine Banklizenz hat. Beide bieten für 10 000 Euro Festgeld 1,25 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Maximal 100 000 Euro können im Ausland angelegt werden - inklusive der Zinsgutschriften. Nur dieser Wert ist von der Einlagensicherung gesetzlich abgedeckt. Geschützt werden nun auch alle Fremdwährungskonten. Eine Entschädigung erfolgt jedoch in Euro. Außerdem neu: In besonderen Lebenslagen stehen bis zu 500 000 Euro pro Anleger und Bank für die Dauer von sechs Monaten unter gesetzlichem Schutz. Die Regelung greift etwa bei Heirat, Scheidung, Renteneintritt, Kündigung, Geburt oder Erkrankung. Oder nach dem Verkauf einer privaten Wohnimmobilie.

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Grundsätzlich gilt jedoch: Jede Einlagensicherung ist nur so stark wie die ausländische Bank dahinter. Alle Mitgliedsländer der Europäischen Union sind nun verpflichtet, bankenfinanzierte Einlagensicherungsfonds aufzubauen, die die Entschädigung garantieren können, sagt Bankenverband-Sprecher Schlüter. Einen gemeinsamen Topf werde es allerdings nicht geben. Das gelte es bei der Auswahl ausländischer Banken und ihrer Zinsangebote immer zu bedenken, sagt Schlüter. Denn ob und vor allem, für wie viele Anleger die jeweiligen Fonds ausreichen, das wisse niemand. FMH-Mann Herbst rät daher, bei der Bankenauswahl nicht unbedingt Institute aus den Euro-Krisenstaaten auszuwählen, stattdessen sollten sich Anleger eher auf Banken aus Ländern wie den Niederlanden, Österreich, Großbritannien und Frankreich konzentrieren. Dort lockten ohnehin die besten Zinsofferten.

Wer allerdings von der Sorge geplagt ist, dass größere Bankenkrisen auch in Zukunft unvermeidbar sind, dem empfiehlt Roland Aulitzky von der Zeitschrift Finanztest weiterhin sein Geld einer deutschen Bank anzuvertrauen: "Bevor man schlecht schläft, sollte man es lieber sein lassen, dazu sind die Zinsvorteile nicht groß genug."

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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