Skatbank:Vergesst den Dispo

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  • Die Skatbank macht einiges anders als konkurrierende Geldinstitute.
  • Als erste Bank in Deutschland bietet sie nun ein Girokonto ohne Dispozinsen an.
  • Ganz kostenlos ist das Angebot aber nicht. Kunden müssen für das Konto eine monatliche Gebühr zahlen.

Von Meike Schreiber und Heinz-Roger Dohms, Frankfurt

Im Finanzgewerbe gibt es für alles Quoten: für die Frage, wie viel Eigenkapital eine Bank im Vergleich zu ihrer Bilanzsumme hat, oder für das Verhältnis von Gewinn zum Aktienkurs. Wenn es nun auch eine Quote gäbe für das Verhältnis von Bilanzsumme zur Häufigkeit der Schlagzeilen, die eine Bank produziert, dann wäre seit Monaten wohl ein Institut ganz oben dabei: die Skatbank. Sie ist nicht viel mehr als eine Zweigstelle der VR-Bank Altenburger Land in Thüringen mit etwa 15 000 Kunden und einer Bilanzsumme von unter 500 Millionen Euro - ein absoluter Winzling also im Vergleich etwa zur Commerzbank.

Doch es ist nicht lange her, da erregte die Skatbank überregionale Aufmerksamkeit: Während viele andere Geldhäuser trotz sinkender Leitzinsen immer noch zweistellige Dispozinsen verlangten, senkte die Skatbank ihre Dispozinsen radikal und glänzte mit den besten Konditionen des Landes. Im Herbst legte die Skatbank nach, als sie als erstes deutsches Geldhaus das Tabu brach und Strafzinsen einführte für Kunden, die große Vermögen bei ihr parken. Was erst wie ein Scherz klang, war im Umfeld niedriger Leitzinsen schnell ein Trend: Nur wenige Tage später zogen gleich mehrere große Institute nach und führten ebenfalls Gebühren für hohe Vermögen ein.

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Neuer Coup

Nun ist der Skatbank erneut ein Coup gelungen - indem sie ein Girokonto anbietet, das Kunden um 2500 Euro überziehen können, ohne dafür Dispozinsen zahlen zu müssen. Sehr wahrscheinlich ist sie damit die erste Bank unter Deutschlands rund 2000 Kreditinstituten, die den Dispozins quasi komplett abschafft.

Ganz kostenlos ist der Spaß allerdings nicht: Kunden müssen eine überschaubare monatliche Kontoführungsgebühr von 7,50 Euro zahlen und mindestens 1250 Euro Gehaltseingang auf dem Konto vorweisen. "Das ist damit eine andere Art der Kontosubvention, vergleichbar mit dem Begrüßungsgeld, das einige Häuser geben", sagt Bankenexperte Oliver Keine vom Beratungshaus SMP. Schließlich unterliegt auch ein Girokonto immer einer Mischkalkulation: Wenn das Konto keine Gebühren kostet, holt sich die Bank das Geld auf anderen Wegen, über hohe Dispozinsen oder indem sie ein Mindestguthaben verlangt, das sie anlegen kann.

Im Falle der Skatbank kann es sich jeder ausrechnen: Nur wenn der Kunde den Gratis-Dispo komplett in Anspruch nimmt, zahlt die Bank nach Einnahme der Gebühren ungefähr 35 Euro pro Jahr drauf, wenn man einen entgangenen Dispozins von ungefähr fünf Prozent unterstellt. Könnten nun andere Häuser der Skatbank folgen? "Wenn es funktioniert, werden es andere bald auch machen, es gibt ja nicht so viele Möglichkeiten, ein Girokonto zu bewerben", sagt Keine.

Und Peter Barkow vom Analysehaus Barkow Consulting hat beobachtet, dass "bereits seit einigen Monaten die Banken die Dispozinsen stärker als die Referenzzinsen der Europäischen Zentralbank reduzieren." Dass die Kunden nun reihenweise den Dispo ziehen, glauben sie bei der Skatbank übrigens nicht. Erstens sei bei der Summe von 2500 Euro Schluss, außerdem ist die Nutzung an einen regelmäßigen Gehaltseingang gekoppelt. "Damit werden wir unserer Verantwortung bei der Kreditvergabe gerecht", sagt eine Sprecherin.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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