Sarrazin lehnt Rücktritt ab:"Ich habe alles gesagt"

Lesezeit: 1 min

Die Kritik an Thilo Sarrazin wegen dessen verunglückten Äußerungen wird schärfer. Doch ein Rücktritt kommt für den Ex-Finanzsenator und jetzigen Bundesbank-Vorstand nach wie vor nicht in Frage.

Berlins früherer Finanzsenator und jetziger Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin (SPD) hat einen Rücktritt wegen seiner abwertenden Äußerungen über Ausländer abgelehnt. "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte", betonte Sarrazin am Freitag am Rande eines Kongresses in Berlin, wo er Gastredner war.

"Perfide, infam und volksverhetzend": Thilo Sarrazin hört derzeit viel Kritik über seine Person. (Foto: Foto: dpa)

Sarrazin hatte sich Anfang Oktober für seine Äußerungen entschuldigt: "Die Reaktionen, die mein Interview in Lettre International verursacht hat, zeigen mir, dass nicht jede Formulierung in diesem Interview gelungen war. Das bedaure ich", hatte Sarrazin der SZ gesagt. Er habe nur die Probleme und Perspektiven der Stadt beschreiben, nicht aber einzelne Volksgruppen diskriminieren wollen. Auch habe er lediglich seine private Meinung geäußert, "nicht aber für die Bundesbank gesprochen", sagte Sarrazin.

Auf die Fragen von Journalisten nach seiner beruflichen Zukunft sagte Sarrazin nun, er werde am Montag wie üblich in seinem Bundesbank-Büro in Frankfurt arbeiten, wo ein Stapel von Akten auf ihn warte.

Das pikante Interview

In dem Ende September erschienenen Interview über Berlins wirtschaftliche Zukunft hatte Sarrazin unter anderem von "neuen kleinen Kopftuchmädchen", die "produziert" würden, gesprochen und beklagt: "Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate."

Von verschiedenen Seiten, unter anderem von Bundesbank-Chef Weber und dem Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir, wurde Sarrazin ein Rücktritt nahegelegt. Kritiker werfen Sarrazin vor, sich diskriminierend gegenüber ethnischen Minderheiten wie Türken und Arabern in Berlin geäußert zu haben.

"Nähe zum Nationalsozialismus"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland warf Sarrazin wegen dessen abwertender Äußerungen sogar Nähe zum Nationalsozialismus vor.

"Ich habe den Eindruck, dass Herr Sarrazin mit seinen Äußerungen, mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler wirklich eine große Ehre macht, so wie er es formuliert", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, in Berlin. Er bezeichnete Sarrazins Äußerung als perfide, infam und volksverhetzend.

© sueddeutsche.de/dpa/gits - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: