Proteste gegen Sparmaßnahmen:Generalstreik legt Griechenland lahm

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Flüge fallen aus, Busse und Bahnen stehen still: Wütende Demonstranten bringen das öffentliche Leben in Griechenland zum Stillstand - es kommt zu Ausschreitungen.

Eine neue Streikwelle gegen das harte Sparprogramm und die unpopulären Arbeitsmarkt-Reformen der griechischen Regierung hat das Land weitgehend lahmgelegt. Busse in Athen sowie die Eisenbahn standen still, von Piräus liefen keine Fähren zu den Ägäis-Inseln aus. Am Mittag legten auch die Fluglotsen für vier Stunden die Arbeit nieder. Dutzende Flüge fielen aus.

Im Zentrum Athens versammelten sich zehntausende Menschen, wie Augenzeugen und griechische Internetseiten schätzten. In Agenturen war die Rede von bis zu 30.000. Sie trugen Transparente mit dem Spruch "Es reicht - Den Preis der Krise soll das Großkapital zahlen" und "Hände weg von unseren Renten und Gehältern".

Bei der Demonstration kam es zu Ausschreitungen. Etwa 500 Autonome warfen Brandflaschen in Richtung Finanzministerium und Parlamentsgebäude. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, um die Randalierer auseinander zu treiben. Demonstranten flüchteten in Panik von dem Platz vor dem Parlament. Überall waren Schwaden von Tränengas.

Der elfte landesweite Streik seit Einführung der ersten Sparmaßnahmen hatte hauptsächlich Auswirkungen auf den Verkehr. Zudem wurden alle Behörden und Ministerien bestreikt. Auch die Lehrer und die Journalisten traten in den Ausstand, so dass es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten gab. Viele kleine Geschäfte blieben geschlossen.

Mit dem Wiederaufflammen der Proteste wächst der Druck auf die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou. Viele Arbeitnehmer haben in den vergangenen Monaten bis zu 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Griechenland hat mehr als 340 Milliarden Euro Schulden und konnte bislang nur mit Hilfe der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom Bankrott gerettet werden.

Papandreou warb am Dienstagabend in Berlin dafür, der Reformfähigkeit seines Landes zu vertrauen. Griechenland werde seine Hilfen mit Zinsen zurückzahlen. "Das ist für uns eine Frage der Glaubwürdigkeit." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte dem hoch verschuldeten Land Entlastungen in Aussicht. In der Debatte über die Euro-Stabilisierung werde diskutiert, die Laufzeit für die internationalen Hilfen an Griechenland über die Drei-Jahres-Frist hinaus zu verlängern.

Bereits im Mai 2010 waren Generalstreiks in Griechenland eskaliert: Hunderttausende waren damals gegen die Sparauflagen der Euroländer auf die Straßen gegangen. Die Massendemonstrationen richteten sich gegen die Politik der Euroländer sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Griechenland einen Kredit über 110 Milliarden Euro gewähren wollen und dafür eigene Anstrengungen fordern.

© dpa/dapd/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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