Private Krankenversicherung:Wie Sie auf Beitragserhöhungen reagieren können

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Wer privat versichert ist, bekommt ausgerechnet zur Grippezeit schlechte Nachrichten von der Krankenkasse - die Beiträge steigen. Und damit nicht genug: Von 2013 an wird es noch schwieriger, in andere Tarife zu wechseln. Das trifft vor allem Männer. Warum die Policen schon wieder teurer werden und wie Kunden darauf reagieren können.

Andreas Jalsovec

Ein Brief von der Versicherung ist meist ein schlechtes Zeichen: Wer im November Post von seiner privaten Krankenkasse bekommt, wird darin kaum gute Nachrichten finden. Am Ende des Jahres verschicken die Versicherer die Mitteilungen darüber, wie stark der Beitrag ab dem kommenden Jahr steigt.

Auch diesmal werden etliche der rund neun Millionen Versicherten solche Schreiben bekommen. Denn die Unternehmen bitten ihre Kunden im kommenden Jahr erneut stärker zur Kasse. Das macht eine Stichprobe deutlich, die das Analysehaus Morgen & Morgen erstellt hat. Demnach gehen 2013 für gängige Tarife von fünf beliebig gewählten Versicherern sowohl die Beiträge für Männer als auch für Frauen nach oben - im deutlichsten Fall um fast 14 Prozent (Tabelle). Die Erhöhungen gelten dabei für Neuabschlüsse einer privaten Krankenversicherung. Ähnliche Anpassungen werde es aber auch für Altkunden geben, die bereits in diesen Tarifen versichert sind, heißt es bei Morgen & Morgen.

Auch die Kölner Ratingagentur Assekurata rechnet für Bestandskunden mit höheren Beiträgen. "Im Durchschnitt dürfte die Steigerung bei vier Prozent liegen", meint Guido Leber, Prokurist bei Assekurata. "Das ist moderater als in den Jahren zuvor". Was aber nicht ausschließt, dass es auch höhere Steigerungen geben kann. So hat die Hanse Merkur für 2013 bereits Beitragserhöhungen in einzelnen Tarifen im Neugeschäft von bis zu zwölf Prozent angekündigt. Bei der Halleschen sind es bis zu 19 Prozent.

Das erinnert an den Jahreswechsel 2011/2012. Da hatten einige private Kassen ihren Kunden zum Teil noch deutlich drastischere Beitragserhöhungen zugemutet. So mussten insbesondere ältere Versicherte teilweise bis zu 60 Prozent mehr im Monat zahlen. Weil sie die Beiträge kaum aufbringen konnten, suchten viele Versicherte Rat bei den Verbraucherzentralen - und tun es noch. "Das ist bis heute ein Dauerthema in der Beratung", sagt Stephan Nuding, Experte für Krankenversicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern. Nuding führt mittlerweile gut jedes dritte Beratungsgespräch zu den hohen Kosten in der privaten Krankenkasse. Zum Jahresende rechnet er mit einer neuen Beschwerdewelle: "Es wird Erhöhungen geben. Und dann kommen die Leute zu uns und fragen: Was sollen wir tun?"

Dass die Beiträge in der privaten Krankenversicherung zum Jahreswechsel steigen, ist mittlerweile der Normalfall. Anders als gesetzliche Kassen müssen private Versicherer den Kunden vertraglich festgelegte Leistungen garantieren. Werden medizinische Behandlungen teurer, gehen zwangsläufig die Beiträge in die Höhe.

"Vor allem bei sogenannten geschlossenen Tarifen kann der Anstieg mitunter sehr stark ausfallen", meint Verbraucherschützer Nuding. Gemeint sind damit Tarife, in die keine neuen Kunden mehr aufgenommen werden. Das Durchschnittsalter der Versicherten darin steigt deshalb. Damit legen die Kosten vergleichsweise stark zu - und in der Folge auch die Beiträge.

Versicherte, die eine solche Erhöhung trifft, haben das Recht, beim selben Anbieter in einen günstigeren Tarif mit vergleichbaren Leistungen zu wechseln (Artikel unten). Ab 2013 allerdings könnte es schwieriger werden, solche Tarife überhaupt noch zu finden. Denn wechseln kann man in der Regel nur in Tarife, die noch offen für Neukunden sind. Künftig dürften jedoch viele Gesellschaften einen Großteil ihrer alten Tarife für Neuzugänge schließen, heißt es bei Morgen & Morgen. Der Grund: Ab Ende 2012 dürfen die Versicherer neue Tarife nur noch als sogenannte Unisex-Tarife anbieten (Artikel rechts). Für Frauen und Männer muss darin die gleiche Beitragshöhe gelten. Bislang können sich Männer in der Regel günstiger versichern als Frauen, weil sie eine geringere Lebenserwartung haben. "In Zukunft dürfte sich das Beitragsniveau in Richtung der höheren Frauenbeiträge verschieben", meint Assekurata-Experte Guido Leber.

Für Männer werden die neuen Tarife daher in vielen Fällen teurer. Damit wird es aber auch schwieriger, einen preiswerteren Tarif zu finden, in den man tatsächlich wechseln kann. Die Unisex-Regelung sei daher letztlich "eine Steilvorlage" für all jene Versicherer, die es darauf anlegten, den Kunden den Wechsel in günstigere Tarife zu erschweren, meint Michael Wortberg, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Dies gilt umso mehr, als die Neutarife noch aus einem anderen Grund teurer werden. Die meisten Versicherer senken 2013 voraussichtlich ihren Rechnungszins von 3,5 auf 2,75 Prozent. Mit diesem Satz wird das Geld verzinst, das die Kunden für ihre Altersrücklagen ansparen. Sinkt der Zins, müssen die Beiträge steigen, damit die Rücklage im Alter gleich bleibt. Die Absenkung des Zinses bleibt dabei jedem Versicherer selbst überlassen. Gut möglich jedoch, dass einige darauf verzichten, um mit niedrigeren Beiträgen Kunden zu locken, heißt es in der Branche. Das ist vor allem für die Kunden ein riskantes Spiel: Erwirtschaftet ein Unternehmen den höheren Zins nicht, steigen die Beiträge irgendwann doch - und das deutlich. "Besonders günstige Tarife", meint Assekurata-Experte Leber, "sollten sich Kunden daher genau anschauen, um nicht später unangenehme Überraschungen zu erleben."

© SZ vom 27.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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