Postbank:Showdown in Bonn

Lesezeit: 2 min

Die Postbank wird möglicherweise noch in dieser Woche verkauft. Deutsche-Bank-Chef Ackermann hat sein Interesse bereits erneuert - es geht nur noch um den Kaufpreis.

In Frankfurt wird in diesen Tagen viel spekuliert. Nachdem die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank in trockenen Tüchern ist, gilt das Interesse der Finanzexperten nun der zweiten deutschen Großbank, die derzeit zum Verkauf steht.

Im Bonner Post-Tower wird vielleicht schon am Freitag über die Zukunft der Postbank entschieden. (Foto: Foto: ddp)

Möglicherweise könnte der Verkauf der Bonner Postbank recht zügig über die Bühne gehen. Denn Postchef Frank Appel dringt auf den Verkauf der ungeliebten Tochter - und einen Interessenten hat er auch schon: Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank.

Deutschlands größte Bank würde wohl lieber heute als morgen zuschlagen. "Wir streben eine ganz substanzielle Steigerung unseres Gewinns im Retailbanking an und sind an Akquisitionen in diesem Bereich interessiert", sagte Ackermann etwas kryptisch auf einer Bankentagung in Frankfurt am Main. Was er meint ist klar: Eine Bank, die ihre Stärke im Privatkundengeschäft hat, wäre ein interessanter Kaufkandidat für die Deutsche Bank.

Absage sorgt für Wirbel

Auf die Postbank träfe diese Bedingung zu. Der Bonner Konzern sei ein Institut, das "uns in vieler strategischer Hinsicht stärken könnte", sagte Ackermann - "sowohl im Privatkundenmarkt als auch als Distributionsnetz".

Doch der Vorstandschef sagte auch: "Dabei gehen wir weiter mit hoher Disziplin vor. Die Frage ist, ob man eine Lösung findet - auch was den Preis betrifft." Will heißen: Es geht nur noch ums Geld. Für das deutsche Privatkundengeschäft der Citigroup hatte die Deutsche Bank vier Milliarden Euro geboten. Doch den Zuschlag bekam Mitte Juli die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel, die noch einmal 0,9 Milliarden Euro drauflegte. Für die Postbank müsste Ackermann wohl deutlich unter zehn Milliarden Euro investieren. Der Börsenwert des Unternehmens war zuletzt deutlich auf rund sieben Milliarden Euro gefallen. Postchef Appel will jedoch gerne mehr Geld für die Tochtergesellschaft haben.

Nun wird munter spekuliert am Finanzplatz Frankfurt. Schon eine kleine Personalie sorgt da für mächtig Wirbel. Denn bei der Bankentagung sollte eigentlich auch Postbank-Chef Wolfgang Klein auftreten. Doch der Banker sagte den Termin kurzfristig ab. Dass die Absage mit dem Postbank-Verkauf zusammenhängt, wollte ein Konzernsprecher nicht kommentieren. "Die Absage hat rein terminliche Gründe." Die Börse reagierte jedoch sofort: Der Kurs der Postbank-Aktie lag am späten Vormittag um 2,68 Prozent im Plus.

Santander-Bank ist interessiert

Zumal offenbar ein weiterer Bieter Interesse an der Postbank hat. Gerüchten zufolge will die spanische Santander-Bank wieder ins Bieterverfahren einsteigen. Die möglichen Käufer wollten die Situation jedoch nicht kommentieren. Eine Post-Sprecherin bekräftigte lediglich, dass der Sondierungsprozess noch nicht abgeschlossen sei. Es gebe keine Beschlüsse.

Auch in der Post selbst rumort es offenbar gewaltig. Aus Kreisen des Konzernaufsichtsrats erfuhr die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, ein Verkauf der Postbank stünde unmittelbar bevor. "Es ist davon auszugehen, dass sie nicht mehr bei der Post bleibt", zitiert die Zeitung einen Insider. Die Postbank sei "nicht notwendiger Bestandteil der Post". Noch am Freitag wolle das Kontrollgremium bei seiner Sitzung eine Entscheidung treffen.

Die Postbank-Führung hat in diesen Tagen also jede Menge zu tun. Auf der Frankfurter Bankentagung wollte die Bank trotz der Absage des Chefs nicht fehlen. Schließlich sind neben Ackermann auch noch Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Commerzbank-Chef Martin Blessing anwesend. Wolfgang Kleins Vortrag war ursprünglich für Mittwochnachmittag geplant. Die Postbank schickt jetzt einen Vertreter.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: