Überweisung per Handy:Sicherheit hat Vorfahrt

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Die TAN-Liste auf Papier hat ausgedient, neue Verfahren sollen das Online-Banking sicherer machen. Doch manche Banken bauchen für die Umstellung etwas länger.

Oliver Bilger

Der Werbespruch von damals gilt heute immer noch. "Meine Bank im Wohnzimmer" - mit diesen Worten warb die Verbraucherbank vor knapp 30 Jahren für ihr Online-Banking. Kurz zuvor hatte das Institut das digitale Verfahren eingeführt, damals liefen die Geschäfte über den Bildschirmtext. Schon damals gab es die TAN, die Transaktionsnummer, welche die Unterschrift bei Bankgeschäften ersetzt.

Online-Banking soll in Zukunft sicherer werden - ohne Papier-TAN. (Foto: dpa)

Zu Beginn nutzten vergleichsweise wenige Kunden das Banking via Bildschirmtext. Doch mit der Verbreitung des schnellen Internets ist die Zahlen derer, die Überweisungen vom Schreibtisch aus tätigen oder Daueraufträge daheim erteilen, stark angestiegen. Knapp 26 Millionen Deutsche nutzen Internetbanking heute. In sechs Jahren ist der Anteil um 20 Prozent gewachsen.

Gleichzeitig stieg die Gefahr, Opfer von Kriminellen zu werden, etwa durch das Ausspionieren von Passwörtern. Der IT-Verband Bitkom geht von 5000 angezeigten Fällen sogenannten Phishings im letzten Jahr aus. Das ist ein Anstieg von 71 Prozent. Bitkom rechnet mit einem Schaden von 17 Millionen Euro.

Banken suchen deshalb nach sichereren Methoden für das Internetbanking. Die alte TAN wurde in den vergangenen Jahren durch die iTAN ersetzt. Dabei darf nicht irgendeine TAN von der Liste eingegeben werden, sondern die Bank fragt jeweils nach einer bestimmten Nummer. Doch schon Ende 2009 schrieb der Zentrale Kreditausschuss der Banken und Sparkassen das TAN-Verfahren im Allgemeinen biete "seit einigen Jahren keinen passenden Schutz mehr gegen die immer besser werdenden Angriffe".

Die Nachfolger: mobileTAN und chipTAN

Die Banken verabschieden sich deshalb nun von der TAN-Liste. Nun stellt die Postbank um. In den nächsten Tagen sollen keine Nummern mehr gedruckt werden. Ab Mitte April wird das Verfahren für alle Privatkunden komplett eingestellt. Die Postbank setzt stattdessen, wie andere Banken auch, auf zwei Methoden: mobileTAN und chipTAN.

Bei der mobileTAN, von anderen Banken auch smsTAN genannt, wird eine für den Einzelfall im Bankcomputer errechnete Transaktionsnummer per SMS auf eine vorher mit dem Kunden vereinbarte Handynummer geschickt. Die Netzanbieter selbst haben dabei keinen Zugriff auf die Ziffernkombination. Mit dieser muss auf der Website der Bank die Transaktion freigegeben werden.

Die chipTAN-Methode ist etwas teurer, weil ein zusätzliches Gerät angeschafft werden muss. Das kostet in der Regel etwas mehr als zehn Euro und kann für verschiedene Konten benutzt werden, da es die Chipkarten anderer Banken ebenfalls lesen könne, so ein Sprecher der Postbank. Vorteil der chipTAN ist, dass sie auch in Gegenden mit schlechtem Handyempfang oder im Ausland funktioniert.

Das Gerät wird vor den Computerbildschirm gehalten und liest von einem Muster blinkender Schwarzweißfelder die Auftragsdetails ab. Das dauert nur kurze Zeit, dann erzeugt das Gerät eine TAN zur einmaligen Verwendung für den entsprechenden Auftrag.

Papier-TAN erledigt sich selbst

Die BW-Bank war eigenen Angaben zufolge das erste deutsche Geldhaus, das die TAN-Liste durch den TAN-Generator komplett ersetzt hat. Das geschah bis Mitte 2008. Die Sparkassen sind derzeit damit beschäftigt, die alten Papierlisten abzuschaffen. Einige regionale Verbände werden das iTAN-Verfahren Mitte des Jahres abschalten, andere lassen sich etwas länger Zeit, so eine Sprecherin des Sparkassenverbandes. Einen festgeschriebenen Zeitplan gibt es nicht. Schon heute nutzen mehr als eine Million Sparkassen-Kunden das chipTAN-Verfahren, mehr als eine halbe Million sollen es bei mobileTAN sein.

Auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken trennen sich derzeit von der TAN-Methode, die aktuell nur noch in Süddeutschland und Berlin genutzt wird. Bis Jahresende soll kein Kunde mehr gedruckte TAN-Nummern nutzen.

Bei der Deutschen Bank können die Kunden wählen, eine Abschaffung der TAN-Liste ist aber nicht geplant. Bei der Commerzbank heißt es, ein neues Sicherheitsverfahren werde derzeit geprüft, sei aber noch nicht im Einsatz. Mittelfristig werden wohl auch hier die Codes auf Papier verschwinden. Kunden der Hypo-Vereinsbank können nur noch Überweisungen bis 1000 Euro mit der alten Liste erledigen, ansonsten müssen sie umsteigen. Immer mehr Kunden wechseln, erklärt ein Sprecher. Die Papier-TAN werde sich selbst erledigen, sagt er. Das sei ein "evolutionärer Prozess".

© SZ vom 26.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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