Kritik der Verbraucherorganisation "Foodwatch":Hipp verkauft umstrittenen Zuckertee unter anderem Markennamen

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Weil Verbraucherschützer protestierten, hat der Babynahrungshersteller Hipp im Jahr 2012 seine Zuckergranulat-Tees für Kleinkinder vom Markt genommen. Doch unter der Marke Bebevita verkauft das Unternehmen ein sehr ähnliches Produkt immer noch.

"Dafür stehe ich mit meinen Namen" - mit diesem Slogan warb Claus Hipp vor einigen Jahren in TV-Spots für hervorragende Qualität. Das Familienunternehmen mit Sitz im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum führenden Hersteller für Babynahrung entwickelt. Hipp-Produkte sind selbst in China gefragt. Besonderen Wert legt Hipp auf ein gutes Image, verweist auf Bio-Siegel und versichert, dass die Erzeugnisse für seine Produkte "ohne Chemie" hergestellt sind. "Das Beste aus der Natur", so werden die Hipp-Produkte auf der firmeneigenen Homepage beworben.

Wohl auch deshalb hat das Unternehmen sofort reagiert, als die Verbraucherorganisation Foodwatch im vergangenen Jahr mehrere Hipp-Kindertees wegen ihres hohen Zuckergehalts kritisierte. Hipp nahm die Produkte vom Markt - und versprach, sie durch zuckerfreie Tees zu ersetzen. Tatsächlich sind seit Ende des Jahres zuckerfreie Teebeutel von Hipp im Handel.

Doch Foodwatch-Tester haben jetzt herausgefunden: Das damals kritisierte Produkt wird in sehr ähnlicher Form einfach weiterverkauft - nämlich unter dem Namen Bebevita - einer Marke, die ebenfalls von Hipp produziert und verantwortet wird, was allerdings laut Foodwatch auf den Packungen nicht explizit deklariert wird.

Foodwatch kritisiert vor allem, dass das Granulat für diese Früchtetees zu 94 Prozent aus Zucker besteht. Das widerspreche dem Anspruch von Hipp, nur "kindgerechte und gesunde Produkte für Kinder" auf den Markt zu bringen. Außerdem enthielten die Bebevita-Früchtetees das Säuerungsmittel Zitronensäure, dass Hipp an anderer Stelle als "zahnschädlich" bezeichne.

Bebivita selbst warnt auf den Etiketten seines Tees vor den Folgen übermäßigen Konsums für Kinder: "Dieses Getränk enthält Kohlenhydrate, die durch häufiges oder andauerndes Nuckeln aus der Flasche schwere Zahnschäden (Karies) verursachen können", heißt es dort. Allerdings steht auf der Packung vorn auch der deutlich sichtbare Werbeaufdruck "mild gesüßt".

Dem Zutatenverzeichnis zufolge enthält ein nach Vorgabe gemischter Früchtetee je 100 Milliliter in etwa zwei Gramm Zucker. Zum Vergleich: Reiner Apfelsaft bringt es auf etwa 10 Gramm je 100 Milliliter.

Eine Stellungnahme von Hipp zu den Vorwürfen gibt es derzeit noch nicht. Foodwatch startete an diesem Donnerstag eine E-Mail-Aktion, mit der Verbraucher Firmenchef Claus Hipp auffordern sollen, die Produkte einzustellen. Bereits vor etwa einem Jahr war die Organisation mit einer Kampagne gegen die Tees vorgegangen, die damals noch direkt bei Hipp vertrieben wurden.

© Süddeutsche.de/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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