Kreditmediator Metternich:Nur ein positiver Fall

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Mit Pauken und Trompeten angekündigt, und von der Realität brutal eingeholt: Deutschlands erster Kreditmediator Metternich hat erst einen Kreditfall erfolgreich abgeschlossen.

Thomas Öchsner, Berlin

Er ist der Kreditkummerkasten der Nation und hat derzeit selbst ein wenig Kummer, auch wenn er das nicht öffentlich zugeben mag: Gut 100 Tage nach seinem Start als erster Kreditmediator Deutschlands (KMD) hat Hans-Joachim Metternich gerade bislang einen Kreditfall eines Unternehmens erfolgreich abgeschlossen. Die Opposition hält diese Bilanz für dürftig. "Es hat sich leider bewahrheitet, dass die Einrichtung des Kreditmediators nicht mehr als eine PR-Aktion des Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle ist", sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Kerstin Andreae, der Süddeutschen Zeitung. Die bislang vorliegenden Ergebnisse seien "äußerst unbefriedigend".

Kreditmediator Metternich zieht trotz Kritik eine positive Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit. Im Hintergrund: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle. (Foto: ag.rtr)

Der von Brüderle eingesetzte Kreditmediator soll seit 1. März Mittelständlern helfen, wenn sie Probleme haben, bei ihrer Bank einen Kredit zu bekommen. Dies war als Beitrag der Bundesregierung gegen eine mögliche Kreditklemme gedacht. In Brüderles Etat stehen dafür in den kommenden zwei Jahren jeweils fünf Millionen Euro zur Verfügung. Metternich, früher Chef der Förderbank von Rheinland-Pfalz, leitet das Büro des KMD in Frankfurt.

Immer optimistisch bleiben

Nach seinen Angaben ist die neu gegründete Anlaufstelle"bisher über 110-mal konkret für Unternehmen tätig geworden". Von 43 vorliegenden Anträgen mit einem Kreditvolumen von 55 Millionen Euro "konnten wir einen positiv beenden". "In zwei weiteren stehen wir kurz davor", sagte Metternich der SZ. Der ehemalige Banker wertete dies als positive Bilanz.

Das kostenlose Angebot eines neutralen Vermittlers, der für eine faire zweite Chance bei der Kreditvergabe eintritt, "hat bereits dazu geführt, dass vielerorts eine Sensibilisierung bei den Kreditverhandlungen seitens der Kreditinstitute eingetreten ist". Auch hätten verschiedene Banken und Bundesländer eigene Kreditmediatoren eingesetzt. Die Grünen-Politikerin Andreae hält jedoch "die präventiven Erfolge des Kreditmediators für nicht messbar". Sie bemängelte auch, dass Metternich und die Kreditmediatoren der Länder nicht zusammenarbeiteten.

Wendet sich eine Firma mit einem abgelehnten Kreditantrag an den KMD, bittet er das Geldhaus um eine Stellungnahme. Dieses soll dann darlegen, unter welchen Umständen es eine negative Kreditentscheidung womöglich in eine positive umwandelt. Deutet die Bank Gesprächsbereitschaft an, beginnt das eigentliche Mediationsverfahren, bei dem dann auch die örtlich zuständige Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer eingeschaltet wird. Metternich überprüft aber nur Fälle, die nicht älter als drei Monate sind, der verweigerte Kredit ein Volumen von mindestens 25.000 Euro hat und der Jahresumsatz der Firma 500 Millionen Euro nicht überschreitet.

Andreae hält das Konzept, nur abgelehnte Fälle bearbeiten zu dürfen, für falsch. "Viele Mittelständler geben beim Versuch, einen Kredit zu erhalten, nicht zuletzt wegen des ganzen Aufwands auf halber Strecke auf." Metternich sollte sich auch um solche Fälle kümmern können, sagte die Grünen-Politikerin.

Kein Verständnis hat sie dafür, dass sich die Verträge des Mediators mit der Bundesregierung in der Geheimschutzstelle des Bundes befinden. "Die Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, was mit den fünf Millionen Euro an Steuergeld genau passiert." Bekannt ist nur so viel: Metternich verdient gut 200.000 Euro im Jahr - mehr als die Kanzlerin.

© SZ vom 14. Juni 2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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