Kapitalerhöhung:Commerzbank für 2,18 Euro

Lesezeit: 3 min

Das staatlich gestützte Institut will Milliarden am Kapitalmarkt einsammeln: Jetzt steht fest, wie viel die neuen Commerzbank-Aktien kosten werden. Ihr Preis liegt deutlich unter dem aktuellen Kurs. Nun kommt es darauf an, wie die Hegde-Fonds zuschlagen.

Harald Freiberger, Frankfurt

Für die Aktionäre der Commerzbank ist das Ende eines jahrelangen Trauerspiels in Sicht: In dieser Woche beginnt der zweite Teil der Kapitalerhöhung der Frankfurter Bank. Mit dem Geld will das Institut einen großen Teil seiner Staatshilfe zurückzahlen. Den Ausgabepreis teilte die Bank am Sonntag mit: 2,18 Euro, 45 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag von 3,95 Euro. Die Aktionäre können von Dienstag an bis zum 6. Juni für je elf ihrer Aktien zehn neue kaufen.

Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main. (Foto: dpa)

Auf den Ausgabekurs kommt noch das Bezugsrecht drauf, dessen Preis Michael Rohr, Analyst bei Silvia Quandt Research, bei 85 Cent erwartet. Insgesamt kostet eine neue Aktie der Frankfurter damit 3,03 Euro - ein Abschlag von etwa 30 Prozent auf den Aktienkurs. In der Regel wird die Aktie nach Bekanntgabe der Konditionen noch ein bis zwei Tage mit Bezugsrecht gehandelt, danach ohne. Das heißt, der Aktienkurs dürfte dann fallen.

Seitdem die Kapitalerhöhung Anfang April angekündigt wurde, hat der Aktienkurs etwa 30 Prozent verloren. "Wenn die Kapitalerhöhung im Juni abgeschlossen sein wird, ist die Aktie von einer großen Last befreit", sagt Rohr. Er sieht dann für die kommenden drei bis sechs Monate ein Kurssteigerungspotential von 10 bis 15 Prozent.

Den ersten Schritt der Kapitalerhöhung schloss die Commerzbank schon Anfang Mai ab. Dabei konnten Aktionäre Pflichtwandelanleihen (Comen) ordern, die in Aktien umgewandelt wurden. Auf diese Weise nahm die Commerzbank bereits 5,7 Milliarden Euro ein. Mit dem zweiten Schritt sollen nun weitere 5,3 Milliarden Euro in die Kasse kommen. Zusätzlich macht das Institut noch 3,3 Milliarden Euro aus seinem Eigenkapital locker, so dass es 14,3 Milliarden Euro an den Bund zurückzahlen kann. Die verbleibenden 1,9 Milliarden Euro sollen in späteren Jahren vom Gewinn abgestottert werden.

Analyst Rohr erwartet in den kommenden Tagen einen stark schwankenden Kurs, da nun die Details der Kapitalerhöhung bekannt sind. Zwei entgegengesetzte Strömungen seien dabei am Werk: Zum einen institutionelle Anleger, vor allem Hedge-Fonds, die sich mit Aktien eindecken, um Bezugsrechte für die neuen Papiere zu erhalten - das ist tendenziell kurstreibend. Zum anderen aber gibt es Hedge-Fonds, die Aktien leer verkaufen, das heißt, sie verkaufen Aktien, die sie gar nicht besitzen und kaufen diese später wieder zurück. Da sie wissen, dass sie diese nach der Kapitalerhöhung billiger zurückkaufen können, ist das ein lohnendes Geschäft - das tendenziell auf den Kurs drückt.

Grundsätzlich geht Analyst Rohr davon aus, dass relativ viele Altaktionäre an der Kapitalerhöhung teilnehmen. Die Konditionen mit einem Abschlag von etwa 30 Prozent seien attraktiv. Deshalb dürfte die Quote deutlich höher liegen als bei der Pflichtwandelanleihe, bei der nur 22 Prozent der Altaktionäre mitmachten.

Eine höhere Quote ist allein auch deshalb plausibel, weil die Allianz am zweiten Schritt der Kapitalerhöhung teilnimmt. Bei der Pflichtwandelanleihe hatte sie das nicht getan. Dadurch fiel der Anteil des Münchner Versicherungskonzerns an der Commerzbank von rund acht Prozent auf unter fünf Prozent. In der Politik stieß das auf harte Kritik. "Diese verantwortungslose Art, sich vom Acker zu machen, ist beschämend", sagte der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Carsten Schneider.

Von der Rettung durch den Bund habe besonders die Allianz profitiert, deshalb hätte er erwartet, dass "sie sich bei der Konsolidierung der Commerzbank als Ankeraktionär auch weiter beteiligt", sagte Schneider. Am zweiten Schritt der Kapitalerhöhung will die Allianz mit 300 Millionen Euro teilnehmen. Sie hält damit ihren Anteil bei knapp unter fünf Prozent.

Wie geht es mit der Commerzbank-Aktie im Juni weiter, wenn die Kapitalerhöhung über die Bühne ist? "Dann werden für die Commerzbank-Aktie nur noch die fundamentalen Daten ausschlaggebend sein", sagt Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet.

Belastet wird die Aktie noch dadurch, dass der Bund weiter 25 Prozent der Anteile hält und frühestens von Ende des Jahres an noch mal viele Aktien auf den Markt kommen. Außerdem ist für die Problemtochter Eurohypo, die bis 2014 verkauft werden muss, noch keine Lösung in Sicht. Unter dem Strich überwiegen für Häßler aber die positiven Faktoren: Die Commerzbank profitiere im Firmenkundengeschäft von der sehr guten Konjunktur in Deutschland, auch im Privatkundengeschäft dürfte es aufwärts gehen, nachdem die EDV-Systeme von Commerzbank und der übernommenen Dresdner Bank vereinheitlicht sind. Allein durch den Abbau von 400 Filialen spart die Bank viel Geld. Auch Häßler sieht deshalb langfristig Aufwärtspotential für die Aktie.

© SZ vom 23.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: