HSH Nordbank:Kopper setzt Vorstände vor die Tür

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Zwei HSH-Nordbank-Vorstände müssen gehen, weil sie ihre Sorgfaltspflichten verletzt haben sollen. Jetzt hat die Bank ein Führungsproblem - mal wieder.

K. Läsker u. M. Hesse

Mehr als viereinhalb Stunden hatten die Aufsichtsräte am Dienstag schon getagt, dann unterbrachen sie ihre Sitzung für eine Meldung mit hoher Brisanz: Die HSH Nordbank zieht Konsequenzen aus fehlgeschlagenen Milliardengeschäften und feuert mit sofortiger Wirkung Schifffahrtsvorstand Peter Rieck, 57, und Kapitalmarktvorstand Jochen Friedrich, 45.

Die HSH Nordbank trennt sich von ihren Vorständen Peter Rieck und Jochen Friedrich. (Foto: Foto: AP)

Aufsichtsratschef Hilmar Kopper sei beauftragt worden, einen Aufhebungsvertrag zu schließen oder die Anstellung aus wichtigem Grund zu kündigen, teilte die Bank mit. Die geschassten Top-Manager hätten ebenso wie die Ex-Vorstände Hartmut Strauß und Eckehard Dettinger-Klemm "Pflichtverletzungen" begangen. In allen vier Fällen will das Institut nun prüfen, ob sie Schadenersatzansprüche geltend machen kann.

Seit mehreren Tagen hatten sich die Mitglieder des Aufsichtsrats durch das 400 Seiten schwere Gutachten der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer geackert. Ihrer Meinung nach beweist es, dass die Führungskräfte in der Finanzkrise ihre Sorgfaltspflichten verletzt und damit die Landesbank in eine Schieflage gebracht haben. Über die Zukunft der Top-Manager war schon länger spekuliert worden, da sie ihre Unterschrift unter die umstrittenen "Omega"-Geschäfte gesetzt hatten, die zur Beinahe-Pleite der HSH führten.

Kopper hatte Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher bereits von der Verantwortung freigesprochen, das Gutachten habe bei ihm keine Pflichtverletzung festgestellt. Auch für eine Überweisung an die Investmentbank Goldman Sachs von 45 Millionen Euro, die möglicherweise überflüssig war, sei Nonnenmacher laut Freshfields nicht verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in beiden Angelegenheiten gegen den Bankenchef - auch ihr wird das Gutachten zugestellt. Im Umfeld des Aufsichtsrates hieß es aber, Nonnenmacher sei vorerst aus der Schusslinie.

Führungsproblem verschärft

Wegen der umstrittenen Omega-Geschäfte - die HSH hatte Kredite an andere Banken verkauft, aber dafür Risiken der Zweckgesellschaft Omega übernommen - musste die HSH 2008 500 Millionen Euro abschreiben. Wegen dieser und anderer Verluste musste sie von ihren Haupteignern Hamburg und Schleswig-Holstein mit Milliarden gestützt werden. Beide Länder haben Untersuchungsausschüsse eingesetzt.

Friedrich, der seit Mai 2007 bei der Bank ist, wehrte sich am Abend mit einer Erklärung gegen den Rausschmiss: "Behauptungen, ich hätte die Bank nicht pflichtgemäß geführt, sind unrichtig und weise ich entschieden zurück." Kopper habe ihn vergangenen Donnerstag informiert, dass er ihn abberufen lassen wolle, ohne Gründe zu nennen. Auch das Freshfields-Gutachten kenne er nicht.

Der Rauswurf verschärft das Führungsproblem des Instituts. Erst vor wenigen Wochen hatte der Aufsichtsrat Constantin von Oesterreich, für das Risikomanagement, und Martin van Gemmeren in den Vorstand berufen. Letzterer soll die geplante Abwicklungsbank für faule Kredite und abzutrennende Geschäftsbereiche leiten.

Nun muss Kopper erneut auf die Suche gehen, zusätzlich ist auch der Posten des Finanzchefs vakant. Am Dienstag hieß es, neue Kandidaten stünden noch nicht bereit. Eine Suche sei nicht möglich gewesen, solange das Freshfields-Gutachten nicht fertig und die Zukunft Rieks und Friedrichs offen war. Die Suche ist schwierig, weil das Image zuletzt stark gelitten hat und das Gehalt der Vorstände auf 500.000 Euro gedeckelt ist. Kopper hat nun ein Modell entwickelt, das auch höhere Boni zulassen soll. Es ist so gestaltet, dass Vorstände auf einem Konto Boni ansparen können, sie aber erst erhalten, wenn die Bank wieder Gewinn erzielt. Im Aufsichtsrat ist das Modell umstritten.

© SZ vom 11.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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