Händler-Skandal bei der UBS:Und keiner hat's gemerkt

Lesezeit: 2 min

Ein Händler der UBS verzockte zwei Milliarden Dollar, aber die internen Kontrollen der Bank versagten offenbar. Der verhaftete 31-Jährige hat seine Chefs erst selbst auf den gigantischen Verlust aufmerksam gemacht. Für die UBS geht es jetzt um mehr als nur den verspielten Betrag - die erste Ratingagentur droht ihr schon.

Es sollen unautorisierte Investments gewesen sein, mit denen ein Händler zwei Milliarden Dollar verzockte. Unauthorisiert bedeutet offenbar bei der Schweizer Bank auch: unentdeckbar.

Spekulationsskandale
:Gezockt, verspielt, verurteilt

Sie jonglieren mit astronomischen Summen und zerstören das Vermögen anderer Menschen: Der UBS-Mitarbeiter, der zwei Milliarden Euro verlor, ist nicht der erste Händler, der seinem Arbeitgeber riesige Verluste beschert. Von Nick Leeson bis Jérôme Kerviel - die skrupellosesten Börsenzocker in Bildern.

Die UBS hat den Verlust jedenfalls nicht von sich aus bemerkt. Nach Informationen der BBC versagten alle internen Kontrollen. Der Händler selbst habe seine Vorgesetzten am Mittwoch über die Verluste informiert, schreibt Robert Peston, leitender Wirtschaftsredakteur des Senders, in seinem Blog. Erst nach Kwetu Adobolis Geständnis habe die UBS die Finanzaufsicht informiert. Adoboli wurde daraufhin verhaftet.

UBS hatte am Donnerstag zunächst nur mitgeteilt, dass nicht genehmigte Transaktionen eines Händlers der Bank einen Verlust von zwei Milliarden Dollar eingebrockt hatten.

Der verdächtigte UBS-Mann Adoboli sitzt weiterhin in Haft. Der 31-jährige Diplomatensohn aus Ghana soll die zwei Milliarden Dollar verloren haben. Der Fall hat auch Konsequenzen für andere UBS-Mitarbeiter: Die Bank hat mittlerweile Adobolis gesamtes Team suspendiert.

Medien aus aller Welt stürzen sich auf jedes Detail, das sie über Adoboli in Erfahrung bringen können: Das Foto seines Profils im sozialen Netzwerk Facebook wurde von zahllosen Online-Portalen kopiert und weiterverbreitet. Die Nachrichtenseite Business Insider veröffentlichte einen Screenshot von Adobolis Profil auf der Online-Plattform LinkedIn. Demnach studierte der Banker an der Universität von Nottingham und arbeitete bei der UBS Investment Bank im Bereich "European Equity Trading". Er hört gern Musik des nigerianischen Künstlers Fela Kuti und interessiert sich ansonsten für Fotografie und argentinische Weine.

Wegen des von Adoboli verzockten Geldes droht der UBS auch die Abstufung durch die Ratingagentur Moody's. Die Benotung der Kreditwürdigkeit der Bank werde überprüft, teilte Moody's mit.

Im Fokus der Überprüfung steht Moody's zufolge der anhaltende Nachholbedarf der größten Schweizer Bank im Risikomanagement und bei der Kontrolle spekulativer Geschäfte. Hier sei die Bank schon seit längerem schwach aufgestellt. Die jetzt verzockten Milliarden hätten dies deutlich gezeigt.

Druck auf UBS-Chefs steigt

Die Bank habe zwar seit der Finanzkrise einige Fortschritte in diesem Bereich gemacht, sei hier aber immer noch deutlich schlechter als die Konkurrenz. Derzeit wird die Bonität der UBS noch mit der Note Aa3 bewertet, der vierthöchsten Stufe.

Eine Abstufung um mehr als eine Stufe sei allerdings unwahrscheinlich, hieß es in der Mitteilung von Moody's. Die Einstufung der Bonität ist für Banken von besonderer Bedeutung, da sie ein mitentscheidender Faktor bei der Refinanzierung ist. Mit einer guten Note bekommen Banken billiger Geld.

Analysten erwarten, dass sich die UBS nun neu strukturiert: "Aufgrund der Verlustmeldung wird der Druck auf das UBS-Management steigen, das Investmentbanking deutlich zu verkleinern", sagte Andreas Venditti von der Zürcher Kantonalbank.

Der Kurs der UBS-Aktie fiel nach Bekanntwerden des Miliardenverlusts in einem sehr festen Markt um mehr als zehn Prozent.

Der Händler-Skandal trifft die UBS zur denkbar ungünstigsten Zeit, da sie sich gerade erst von ihrem Fast-Zusammenbruch in der Finanzkrise erholt hatte. Die Bank, an deren Verwaltungsratsspitze ab 2013 Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber stehen soll, häufte in den Jahren 2007 und 2008 knapp 28 Milliarden Franken an Verlusten an und musste vom Staat gerettet werden.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: