Griechenland: Risiko für Deutschland:Hopp oder Top

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Die Lage ist verworren: Die griechische Krise könnte den deutschen Steuerzahler im schlimmsten Fall viel kosten - ihm vielleicht aber sogar reichlich Geld einbringen.

H. Freiberger

Noch ist es nicht soweit, noch hofft Griechenland, selbst aus dem Schuldensumpf herauszukommen. Doch die Lage hat sich verschärft, deshalb ist es wahrscheinlicher geworden, dass das Land auf fremde Hilfe angewiesen ist. Was könnte dies den deutschen Steuerzahler kosten? Die Antwort: Im schlimmsten Fall sind es in diesem Jahr bis zu 5,4 Milliarden Euro.

Die Rechnung macht Jürgen Michels auf, Citibank-Chefvolkswirt für die Eurozone. Es ist eine Rechnung mit Unbekannten. Die erste Annahme ist das Worst-Case-Szenario: Griechenland bekommt von sofort an kein Geld mehr auf den Kapitalmärkten, weil die Investoren das Vertrauen verloren haben.

Es bittet daher den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die EU um Hilfe. "Bis Ende des Jahres muss das Land noch alte und neue Schulden von rund 30 Milliarden Euro finanzieren", sagt Michels.

Grenzen des Maastrichter Vertrags

Die mögliche Hilfe des IWF für Griechenland liegt nach bisherigen Erfahrungen bei rund zehn Milliarden Euro. Die Euro-Länder müssten also für 20 Milliarden Euro aufkommen, wenn die Hilfen im Verhältnis 1:2 bereitgestellt würden.

Um den Maastrichter Vertrag nicht zu verletzten, darf die Hilfe nicht von der EU als Ganzes kommen, die Mitgliedsländer müssen sie bilateral gewähren. Das bedeutet: Sie würden sich wohl selbst über Anleihen Geld auf dem Kapitalmarkt besorgen und dieses an Griechenland weiterreichen.

Welcher Anteil entfiele nun auf Deutschland? Michels legt dafür den Kapitalschlüssel zugrunde, der für die Europäische Zentralbank gilt: Die Bundesrepublik hält an ihr 27 Prozent. Würde die Hilfe der Länder nach diesem Schlüssel verteilt, ergäben sich für Deutschland in diesem Jahr die besagten 5,4 Milliarden Euro (27 Prozent von 20 Milliarden).

"Wichtig zu wissen ist, dass es sich dabei um einen Kredit handelt, nicht um eine Schuldenübernahme", sagt Michels. Die Hilfe ist also darauf angelegt, dass sie wieder zurückgezahlt wird, und zwar verzinst. Unklar ist noch die Höhe der Zinsen.

Die gute Nachricht

Michels geht davon aus, dass Deutschland von Griechenland rund drei Prozent verlangen würde. Diese setzen sich zusammen aus dem rund einem Prozent, das Deutschland derzeit zahlen muss, wenn es eine zweijährige Anleihe aufnimmt. Hinzu kommt ein Risikoaufschlag von geschätzten zwei Prozent, den Griechenland an Deutschland leisten müsste.

Wie gesagt: Es handelt sich um ein Worst-case-Szenario. Nun die gute Nachricht: Wenn passiert, was alle hoffen, nämlich dass Griechenland durch die Hilfen stabilisiert würde, könnte es den Kredit zurückzahlen. Der deutsche Steuerzahler bekäme die 5,4 Milliarden Euro wieder und dazu die Risikoprämie. Er hätte also zwei Prozent von 5,4 Milliarden Euro verdient. Macht über zwei Jahre mehr als 200 Millionen Euro.

© SZ vom 09.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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