Griechenland:Ein Geruch von Panik

Alles nur halb so wild? Von wegen! Griechenland ist nicht mit ein paar Milliarden Euro geholfen. Die Sanierung wird teuer - und gelingt nur, wenn alle zusammen helfen.

Catherine Hoffmann

Niemand traut sich auszusprechen, was in Wahrheit alle wissen: Griechenland könnte schon bald in Zahlungsnot geraten. Doch Politiker, Notenbanker und Manager des Internationalen Währungsfonds (IWF) tun so, als sei alles halb so wild. Das könnte sich als falsch erweisen. Internationale Anleger versuchen, griechische Staatsanleihen abzustoßen und aus dem Euro auszusteigen. Es riecht nach Panik an den Märkten.

Akropolis in Athen: Jeder muss seinen Obolus entrichten, um Griechenland zu helfen. (Foto: Foto: dpa)

Wenn es der Regierung in Athen nicht gelingt, im laufenden Jahr jene 25 Milliarden Euro aufzubringen, die sie zur Ablösung ihrer auslaufenden Altschulden und zum Stopfen des Haushaltsdefizits braucht, ist Griechenland pleite. Kommt nicht schnell Hilfe aus dem Ausland, wird das Land ein Schuldenmoratorium ausrufen müssen und damit erklären, dass es nur einen Teil seiner Kredite bedienen kann, so wie dies Deutschland 1923 und Brasilien im Jahr 1982 getan haben.

Nur: Griechenland ist nicht gerettet, selbst wenn sich EU und IWF dazu durchringen, die in Aussicht gestellten 45 Milliarden Euro rauszurücken. Was nottut, ist ein Rettungspaket, das Hellas nicht nur für ein paar Monate Luft verschafft, sondern dauerhaft seine Finanzprobleme löst. Dazu müssten sich griechische Regierung und Sozialpartner, IWF und Gläubiger an einen Tisch setzen.

Jeder müsste seinen Obolus entrichten: Die Griechen müssten weitaus tiefere Einschnitte in Sozialleistungen und Löhne akzeptieren als bislang, um aus der Schuldenfalle zu kommen. Die Besitzer von Anleihen müssten in Kauf nehmen, dass die Kupons gekürzt und die Laufzeiten gestreckt werden. IWF und EU müssten Geld geben. Nur gemeinsam kann die Sanierung glücken.

© SZ vom 22.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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