Geldmarktfonds:Ausweg aus der Abgeltungsteuer versperrt

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Änderung auf den letzten Drücker: Finanzpolitiker wollen noch schnell die Steuervorteile einiger populärer Geldmarktfonds kippen.

Alexander Hagelüken

Deutsche Anleger sind um eine Hoffnung ärmer, der neuen Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf Kapitalerträge zu entgehen. Wegen eines Vorstoßes des Bundesrats ist zu erwarten, dass bestimmte Geldmarktfonds bei der Neuanlage ihre Steuervorteile verlieren.

Die Steuerbedingungen für einige Geldmarktfonds sollen im letzten Moment geändert werden. (Foto: Grafik: SZ)

Dabei handelt es sich um populäre Anlagen: In die Fonds sind nach Branchenangaben mindestens 60 Milliarden Euro investiert, mehr als die Hälfte aller Mittel, die in Geldmarktfonds stecken.

Die sogenannten steueroptimierten Geldmarktfonds wie der Uni Opti 4 von Union Investment sind kurzfristige Anlagen, die mit Festgeld oder Bundespapieren konkurrieren. Zinsähnliche Erträge werden zum Beispiel über die Anlage in Derivate in Kursgewinne umgewandelt. Diese bleiben steuerfrei - anders als etwa Zinsen, die ein Anleger bei Festgeld kassiert.

Die Deutschen haben in den vergangenen Jahren gerne in diese Fonds der großen Gesellschaften Deka, DWS oder Union investiert, wegen der Schwankungen an den Aktienmärkten und weil durch die Absenkung des Sparerfreibetrags immer mehr Erträge versteuert werden mussten. Wer sich bis Jahresende diese Fonds kauft, konnte bisher damit rechnen, dass er in den nächsten Jahren steuerfreie Kapitalerträge hat - nach Einführung der Abgeltungsteuer Mangelware bei der Geldanlage.

Diesen Steuerkniff wird der Bundesrat aber nun wahrscheinlich mithilfe des Bundestags stoppen. "Wir müssen damit rechnen, dass Neuinvestments in diese Fonds nicht mehr steuerfrei sind", sagt Wolfgang Mansfeld, Präsident des Bundesverbands Investment (BVI). Das würde bedeuten: Wer ab einem bestimmten Zeitpunkt in diese Fonds investiert, womöglich ab dem Vorstoß des Bundesrates am 19. September, muss Steuern zahlen. Der Steuerausweg wäre versperrt.

BVI-Präsident Mansfeld warnt Anleger davor, ihr Investment überstürzt zu verkaufen. Wer die Fonds bereits besitzt, soll nach derzeitigem Stand eine Übergangsfrist von zwei Jahren bekommen. Das würde bedeuten: Wer die Fonds in den nächsten zwei Jahren verkauft, kann die Kursgewinne steuerfrei behalten. Thomas Richter, Geschäftsführer der Deutsche-Bank-Tochter DWS, übt grundlegende Kritik: "Es ist nicht in Ordnung, in bestehende Fondsverträge einzugreifen". In der Branche gehen viele aber davon aus, dass sich nicht mehr herausholen lässt als eine Übergangsfrist.

Branche hofft auf Boom

Die Investmentbranche hofft darauf, dass Anleger in den nächsten Monaten massiv in andere Fonds investieren, um der Abgeltungsteuer zu entgehen. Wer vor dem Jahresende etwa Aktienfonds kauft, kann den Kursgewinn beim späteren Verkauf steuerfrei kassieren. Bei Investments ab nächstem Jahr müssen die Kursgewinne versteuert werden.

Klar scheint aber, dass die meisten Anleger nur investieren werden, wenn sich die Lage an den Börsen beruhigt und die Auswirkungen der Finanzkrise beherrschbarer scheinen. Die vergangenen zwölf Monate waren wenig ermutigend (Grafik): Auf Jahressicht haben sich Aktienfonds negativ entwickelt, egal ob sie national oder international investieren.

Selbst die Wertentwicklung bei Renten- und Geldmarktfonds, die in Euro anlegen, war wenig berauschend. Die positive Ausnahme waren offene Immobilienfonds mit einer Rendite von fünf Prozent, wozu die geringeren Leerstände bei deutschen Büros wesentlich beitrugen.

© SZ vom 23.09.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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