Geldanlage-Tipps:Welche Kennzahlen sollte ich unbedingt verstehen?

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  • Für Privatanleger sind Kennzahlen wichtig, die Investoren helfen, die Aktien und Anleihen eines Unternehmens besser zu beurteilen.
  • An dieser Stelle erklären wir, welche dies sind und was sie bedeuten.
  • Wenn Sie eine Frage zur Geldanlage haben, schreiben Sie an sz-finanzen@sueddeutsche.de.

Von Jan Willmroth

Zahlen sind nicht jedermanns Sache, aber ohne Zahlen geht es bekanntlich auch nicht. Schon gar nicht an der Börse, wo es ja ständig nur um Zahlen geht; ein Kursplus hier, ein Jahresgewinn dort, man hört von Dingen wie Marktkapitalisierung und Buchverlusten.

Wer sich in der Welt dieser Zahlen besser zurechtfinden möchte, sollte sich zunächst von dem verabschieden, was täglich erzählt wird. Es ist schlicht egal für den Privatanleger, ob der Deutsche Aktienindex (Dax) an einem bestimmten Tag um 0,3 Prozent gesunken oder gestiegen ist, und genauso irrelevant sind die kreativen Erklärungen, die Marktbeobachter täglich aus dem Hut zaubern. Wichtiger sind hingegen Kennzahlen, die Investoren helfen, die Aktien und Anleihen eines Unternehmens besser zu beurteilen.

Ist eine Aktie teuer oder nicht? Anhand absoluter Preise lässt sich diese Frage nicht beantworten. Ob ein Anteilsschein 100 oder nur 10 Euro kostet, verrät nichts über Wert und Bewertung eines Unternehmens. Aussagekräftig ist der Kurs erst im Verhältnis zu anderen Kennziffern. Etwa zum Gewinn: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist der Quotient von Marktwert und Gewinn eines Unternehmens, es wurde in dieser Kolumne schon verschiedentlich besprochen und ist die gängigste Kennzahl, mit der sich einschätzen lässt, wie hoch der Markt ein Unternehmen bewertet.

Zwei Beispiele: Das KGV des Cloud-Anbieters Salesforce liegt derzeit bei etwa 109. Salesforce müsste somit 109 Jahre den für 2015 erwarteten Gewinn erwirtschaften, um die Bewertung zu rechtfertigen. Hohe KGV spiegeln hohe Gewinnerwartungen für die Zukunft wider. Niedrige KGV wie bei dem Rückversicherer Munich Re (etwa neun) hingegen deuten darauf hin, dass er Markt keine großen Gewinnsteigerungen in nächster Zukunft mehr erwartet - oder, dass eine Firma an den Aktienmärkten unterbewertet ist. Alles unter zehn gilt traditionell als günstig, ab einem KGV von 20 wird's teuer.

Was ist ein Net Asset?

In der gleichen Kategorie liegen das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Letzteres ist in der Regel weniger aussagekräftig als das KGV, kann allerdings sinnvoll sein bei Unternehmen, deren Gewinnspanne stark schwankt. Im Buchwert ist das gesamte Eigenkapital eines Unternehmens zusammengefasst. Dazu gehören Fabriken und Bürogebäude genau wie angelegtes Geld. Ob ein KBV hoch oder niedrig ist, hängt von der jeweiligen Branche ab: Ein Stahlhersteller wird einen höheren Buchwert haben als ein Software-Anbieter. Ein sehr niedriges KBV kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen unterbewertet ist - aber auch, dass es gravierende Probleme hat.

Eine etwas kompliziertere Kenngröße, die sehr gut veranschaulicht, ob ein Unternehmen zu akzeptablen Preis an der Börse gehandelt wird, ist der Net Asset Value (übersetzt etwa Netto-Vermögenswert), den die Investment-Legende Benjamin Graham Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Man berechnet ihn, indem man sämtliche Verbindlichkeiten vom Umlaufvermögen abzieht. Beides findet sich in der Bilanz. Liegt der Marktwert des Unternehmens deutlich unter diesem Wert, ist eine Aktie günstig. Weitere Kennzahlen, die jeder kennen sollte, der in einzelne Aktien investieren möchte, sind die Dividendenrendite, Umsatzwachstum und -rendite, der Verschuldungsgrad. Und: Relative Kennzahlen sollte man immer mit den Konkurrenten im Markt vergleichen.

Aber seien wir ehrlich: All diese Zahlen sind nicht jedermanns Sache. Auch deshalb sind Indexfonds eine ratsame Alternative. Sie ersparen so manch mühsame Rechnerei.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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