Geldanlage:Das Null-Sinn-Konto

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Neuer Knaller aus Ansbach: Die dort ansässige Sparkasse wirbt für ein Tagesgeldkonto - ohne Zinsen. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Die Sparkasse Ansbach stellt das Prinzip Tagesgeldkonto auf den Kopf: Sie wirbt für ein Modell ohne Zinsen - und meint das völlig ernst.

Von Lukas Zdrzalek

Dies ist eine kleine, kuriose Geschichte. Sie spielt in der deutschen Provinz, und sie symbolisiert etwas Größeres, etwas sehr Ernsthaftes. Es ist eine Erzählung, die vom Ende einer Gewissheit berichtet. Es ist eine Geschichte aus Ansbach, fränkische Kleinstadt, heile Welt sozusagen, und der örtlichen Sparkasse - wo etwas im Argen liegt.

Die Ansbacher Sparkasse ist weder ein sonderlich großes noch ein sonderlich kleines Geldhaus: Die Bank betreibt 61 Filialen, beschäftigt 800 Mitarbeiter und hat eine Bilanzsumme von vier Milliarden Euro. Die Sparkasse Ansbach ist also eine dieser typisch deutschen, mittelgroßen Kleinstadt-Sparkassen, die ihren Kunden klassische Produkte verkaufen, etwa Tagesgeldkonten. Und da beginnt in Ansbach der Bezug zur großen, weiten Welt.

Die fränkische Sparkasse bewirbt ihr Tagesgeldkonto auf der Internetseite mit dem Satz, es sei eine "schöne Ergänzung" zum gewöhnlichen Giro-Konto. Das Tagesgeld, steht da in schwarzer Schrift vor rot-weißem Grund, "ist täglich verfügbar - Sie zahlen ein oder buchen um, wann immer Sie es wünschen". Sie bleiben "spontan und gönnen sich etwas, wenn Sie dazu Lust haben". Viele Kunden schätzen genau diese Flexibilität eines Tagesgeldkontos - während sie im Gegenzug Zinsen kassieren. Eigentlich.

Null Zinsen? Sapperlot!

Die Sparkasse hat eine Übersicht auf ihre Webseite gestellt, die zeigt, wie viel Zinsen die Kunden bekommen. Ab einem Sparbetrag von 1000 Euro: 0,00 Prozent. Ab einem Sparbetrag von 5000 Euro: 0,00 Prozent. Ab einem Sparbetrag von 15 000 oder gar 25 000 Euro: 0,00 Prozent. Die Aufzählung wirkt so, als könnten es die Sparkassen-Leute selbst kaum glauben, als hätten sie sich das erst vergegenwärtigen müssen: Nullzinsen? Sapperlot, gibt es doch gar nicht. Vielleicht hat diese Ungläubigkeit damit zu tun, dass die Null eine besondere Zahl ist. Sie kann am Anfang einer Zahlenreihe stehen, von der Null aus werden die Zahlen dann immer größer - oder die Null steht am Schluss einer Zahlenreihe, die Zahlen sind also immer kleiner geworden. Die Null symbolisiert dann das Ende von etwas, in Ansbach das Ende des Zinses.

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Die Zinsen lagen früher, vor Jahren und Jahrzehnten, mal bei zwei, drei und mehr Prozent, das war normal. Die Deutschen konnten ihr Vermögen einfach aufs Tagesgeldkonto legen, die Rendite stimmte schon. Inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf null Prozent gesenkt, so kommt immer mehr Geld in Umlauf. Die EZB hofft, so die malade europäische Wirtschaft gesund zu pflegen. Nur sinken durch das viele Geld die Zinsen auf dem Markt, bei Krediten, woran Banken verdienen - und auf den Guthaben der Kunden, wofür die Bank zahlt. Geldhäuser können auf Dauer nun mal nicht mehr ausgeben, als sie verdienen.

Kein Versehen, sondern wirklich ernst gemeint

Der Ansbacher Nullzins ist da verständlich, die Frage ist nur, warum die Sparkasse ihren Kunden ein Produkt anpreist, dessen Nutzen nicht so recht einleuchten will. Vielleicht einfach ein Versehen, dass das Angebot noch auf der Webseite steht? Nein, widerspricht die Sparkasse. "Wir halten das Tagesgeldkonto für eine sinnvolle Ergänzung, unabhängig von der Höhe der Verzinsung", schreibt sie. Die Kunden könnten Geld "parken, das sie aktuell nicht für den Zahlungsverkehr nutzen".

Auf der Webseite steht noch der kryptische Satz: "Für Ihr Gesamtguthaben erhalten Sie Zinsen, die sich an den jeweiligen Marktbedingungen orientieren und regelmäßig angepasst werden." Bedeutet: Falls die EZB den Leitzins wieder anhebt, könnten auch die Tagesgeldzinsen steigen. Die Null wäre dann der Anfang von etwas.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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