Garten:Schützen und pflanzen

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In der kühlen Jahreszeit verpassen viele Gärtner ihren Gehölzen einen Rückschnitt. (Foto: Jens-Ulrich Koch/dpa)

Es ist höchste Zeit, den Garten auf den Winter vorzubereiten. Aber es geht nicht nur ums Aufräumen und Abdecken der Beete. Denn einiges lässt sich auch jetzt noch einsetzen.

Von Jochen Bettzieche

Der Winter naht. Zeit, den Garten auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Viele Pflanzen benötigen in der kalten Jahreszeit Schutz, bei anderen ist jetzt höchste Zeit für die Aussaat. Denn noch ist es warm genug. Gartenbesitzer sollten deshalb jetzt aktiv werden, damit sie im kommend Frühling wieder blühende Landschaften genießen können.

Dabei geht es nicht nur um Schutzmaßnahmen. Für einige Gewächse ist jetzt sogar Pflanzzeit. "Viele Gehölze wie Rosen und Obstbäume werden derzeit ohne Ballen angeboten, wichtig ist, sie nach dem Einpflanzen gut zu wässern", sagt Isolde Keil-Vierheilig, Gartenbautechnikerin von der Bayerischen Gartenakademie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim.

Winterhart sollten die neuen Bäume allerdings schon sein. Gartenbesitzer, die etwas Besonderes ausprobieren wollen, nehmen in dieser Saison einmal eine Wildobstart. Darunter versteht man alle essbaren Früchte von Gehölzen, die nicht zu den etablierten Arten wie Apfel oder Birne gehören. Einige dieser Arten wie Mispel, Kornelkirsche oder Berberitze sind derzeit wieder in einigen Gärten zu sehen. Holunder, Kornelkirsche, der kleinfrüchtige Wildapfel und viele andere dieser Gewächse wurden schon vor Jahrhunderten genutzt, sind die Früchte doch reich an hochwertigen Inhaltsstoffen und Vitaminen.

Sind die Bäume bereits vorhanden und nicht im Boden, sondern in Kübeln eingepflanzt, benötigen sie im Winter besonderen Schutz - auch wenn sie frosthart sind. Wichtig ist der Standort. In sonniger Südlage schwanken die Temperaturen stark, der Wurzelballen droht, täglich aufzutauen und wieder durchzufrieren. In Halbschatten und Schatten ist diese Gefahr geringer.

Darüber hinaus muss der Wurzelbereich warm gehalten werden. Dabei helfen Schaffellvliese, Jutesäcke, Noppenfolie und Kokosmatten. Keil-Vierheilig empfiehlt, sich einen Vorrat davon anzulegen und die Kübel damit zu umwickeln. Auch in den Beeten sollten Gartenbesitzer Schutzmaßnahmen ergreifen. "Rosen sollten jetzt mit Laub oder Erde angehäufelt werden", nennt Keil-Vierheilig ein Beispiel.

Gerade das Laub ist nicht nur lästig. Klar ist, aus Teichen muss es raus und runter vom Rasen. Wer es nicht in die Biotonne werfen oder zum Wertstoffhof bringen will, kippt es auf den Komposthaufen oder bringt es als Mulch direkt an die Bäume oder als dünne Schicht auf Gemüsebeeten aus. So erfüllt es durchaus noch seinen Zweck. Vielen Pflanzen hilft auch ein Windschutz über den Winter. "Wenn man Zweige und Äste von Nadelgehölzen zwischen und um die Pflanzen steckt, halten sie die kalten Winterwinde ab", erläutert Keil-Vierheilig.

Im Haus benötigen die Pflanzen die richtigen Bedingungen, sonst hilft das Reinholen nichts

Grundsätzlich gilt zwar die Regel, die Gewächse so lange wie möglich im Freien zu lassen. Bei manchen Pflanzen hilft aber nichts: Sie müssen früher oder später ins Haus oder in die Wohnung. Beispielsweise Dahlien. "Die sollten jetzt raus aus der Erde und die Knollen in einem dunklen, kühlen und trockenen Kellerraum überwintern", führt Keil-Vierheilig ein Beispiel an.

Chili-Pflanzen gehören ebenso ins Warme wie einige Kräuter - aber nicht alle. Gewürz-Salbei ist robust, sagt Keil-Vierheilig: "Bei Rosmarin ist es eine zweischneidige Sache, manchmal überlebt er draußen besser." Manchmal aber auch nicht. Je nachdem, wie feucht die Monate sind. Auf jeden Fall nach drinnen gehören Kräuter wie Zitronenverbene, Ananassalbei und Duftpelargonie. Wer die behalten will, gräbt sie aus dem Beet aus, setzt sie in einen Topf um und holt sie rein. Gleiches gilt für nicht frostharte Gewächse wie Zitrusbäume.

Im Haus oder in der Wohnung benötigen die Pflanzen die richtigen Konditionen, sonst hilft das Reinholen nichts. Für die meisten Kübelpflanzen nennt Keil-Vierheilig ein Optimum von fünf bis zwölf Grad Raumtemperatur und Licht: "Je dunkler es ist, desto kühler muss es sein, weil dann der Stoffwechsel reduziert ist." Schwierig wird es in Räumen mit Fußbodenheizung, denn die Wärme von unten mögen nicht alle Pflanzen. Hier helfen Styroporplatten als isolierende Unterlage.

Der Winter ist aber nicht nur eine Ruhephase im Garten. Keil-Vierheilig verweist auf Frostkeimer wie beispielsweise Bärlauch, Schlüssel- und Glockenblume, die gerade jetzt ausgebracht werden müssen. Insbesondere bei Gemüsebeeten ist jetzt auch die Zeit für Gründüngung. Darunter verstehen Gärtner die Aussaat von Pflanzen, die den Boden verbessern. Phazelie, Wickroggen, Zottelwicke und andere lockern den Boden auf, unterdrücken Unkraut oder reichern Stickstoff im Boden an. "Außerdem schützt der Bewuchs im Winter den Boden davor, dass Nährstoffe ausgewaschen werden", ergänzt Marie Marschoun, Sprecherin beim Saatgutunternehmen Bingenheimer Saatgut in Echzell. Die Pflanzen frieren im Laufe des Winters ab oder werden im Frühjahr untergehoben. Eigentlich findet die Aussaat bis Ende Oktober statt. "Wickroggen kann aber bei milder Witterung auch später gesät werden", sagt Marschoun. Auch für einige Nutzpflanzen ist es noch nicht zu spät. Eine geschützte Lage wie Frühbeete mit Deckel oder Unterstände erhöhen hier die Erfolgschancen. "Asiasalate und Feldsalat der Sorte Elan kann man noch bis Ende des Jahres ausbringen", so Marschoun.

Manche Gartenbesitzer beschneiden im Herbst auch ihre Hecken und Bäume. "Allerdings besteht zu diesem Zeitpunkt eine erhöhte Gefahr, dass holzzerstörende Pilze die Pflanzen befallen", warnt Keil-Vierheilig. Auch Gräser sollten jetzt in Ruhe gelassen werden, da sie sonst faulen können.

Etwas abwarten heißt es auch beim Umgraben der Beete. Noch ist es dafür zu warm. Wer jetzt zum Spaten greift, reduziert Humus- und Stickstoffanteil in der Erde. Zwischen den Jahren ist in der Regel der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. "Optimal ist es, wenn der Boden nicht zu nass und circa einen Zentimeter tief angefroren ist", erläutert Keil-Vierheilig. Richtig los geht es für Gartenfreunde dann schon wenige Wochen später: Ende Januar, Anfang Februar heißt es, erste Pflanzen wie Paprika zu säen und im Haus vorzuziehen.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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