Finanzen kompakt:Wer ist der neue Buffett?

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An sich ist die Nachfolge bei Berkshire, der Firma des legendären Investors Warren Buffett geregelt. Doch jetzt kommen Fragen auf. Außerdem: BayernLB-Chef Gerd Häusler ärgert sich über die "widerwärtige Vergangenheitsbewältigung".

Berkshire Hathaway und Warren Buffett sind eins. Seit den sechziger Jahren führt der legendäre Investor Buffett das Beteiligungsunternehmen mit enormen Erfolg.

Für Warren Buffett ist der CEO wichtiger als der CIO. (Foto: dpa)

Doch Buffetts Alter macht den Berkshire-Aktionäre Sorgen - immerhin ist Buffett schon 80 Jahre alt. Darum reagierten viele erleichtert, als er den 39-jährigen Hedge-Fonds-Manager Todd Combs als einen seiner beiden Nachfolger vorstellte.

Bislang ist Buffett Berkshire-Chef und Chef-Investor in einer Person - künftig sollen diesen Job zwei Personen übernehmen: Berkshire-Boss, also der Chief Excecutive Officer (CEO), könnte womöglich David Sokol werden. Die Investment-Entscheidungen würde aber Combs treffen, darum galt er als Chief Investment Officer (CIO) als der Thronfolger Buffetts.

Doch jetzt wirbelt ein Satz in einer Buffett-Geschichte in der Illustrierten Vanity Fair alles Durcheinander. Dort antwortet Buffett auf die Frage, welcher der beiden Posten - CEO oder CIO - wichtiger sei, angeblich ohne zu zögern, der CEO sei der wichtigste Posten.

Dies entspräche auch der üblichen Rangordnung in US-Unternehmen. Außerdem sei diese Sicht auch durchaus sinnvoll, sinniert der Business Insider. Berkshire könne kaum mehr als großer Hedgefonds gesehen werden - Aktien würden gerade nur noch 15 Prozent des Unternehmensvermögens aus machen. Vielmehr brauche Berkshire jemanden an der Spitze, der einen Konzern mit Tausenden von Angstellten führen könne. Zum Beispiel David Sokol, der Buffett und das Unternehmen kenne und die Berkshire-Kultur verstehe.

BayernLB-Chef Gerd Häusler sieht die Neuausrichtung der Landesbank trotz der zahlreichen Skandale auf gutem Weg. Im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse sagte der Vorstandschef, der Fall Gribkowsky habe die Bank kalt erwischt. Die Bank sei schockiert über das eingeleitete Ermittlungsverfahren.

Die Ermittler werfen Ex-Vorstand Gerhard Gribkowsky vor, 50 Millionen Dollar für sein "Entgegenkommen" beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB 2006 bekommen zu haben.

Häusler kündigte an, die neue BayernLB sei 2010 wieder deutlich in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die Neuausrichtung der Bank sei zu etwa drei Vierteln durchgezogen. Laut Häusler bestanden keine Geschäftsbeziehungen zwischen der Bank und den privaten Stiftungen von Gribkowsky.

Die 50 Millionen Dollar waren über Umwege an eine Firma des Ex-BayernLB-Vorstands in Österreich geflossen und dann in eine private Stiftung eingebracht worden. Gribkowsky sitzt seit mehr als einer Woche in Untersuchungshaft und schweigt nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher zu den Vorwürfen. Häusler versprach, die Aufklärung des Falls vorbehaltlos zu unterstützen.

In Zusammenhang mit den zurückliegenden Skandalen wie dem milliardenschweren Fehlkauf der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) sprach Häusler in der Zeitung von einer "widerwärtigen Vergangenheitsbewältigung". "Vor Weihnachten war ich optimistisch gewesen, dass wir uns jetzt endlich voll auf die Zukunft der Bank konzentrieren können, und die Altlasten weitestgehend hinter uns liegen."

Häusler, der die BayernLB erst seit April vergangenen Jahres führt, sagte, er gebe unumwunden zu, dass er nicht erwartet habe, "solch riesige Schatten der Vergangenheit anzutreffen".

Vier Bieter sind im Verkaufsprozess der angeschlagenen WestLB noch im Rennen. Für diese Kaufinteressenten würden die Bücher der Landesbank nun geöffnet, sagte ein Sprecher des Verkaufsbeauftragten der WestLB, Friedrich Merz.

Bis zum 11. Februar müssen die Interessenten ihre Angebote konkretisieren. Den Eigentümern der Bank hatte Merz zuvor die Offerten erläutert. Es seien sehr gute Gespräche gewesen, wurde Merz zitiert.

Die WestLB muss nach Vorgaben der Brüsseler EU-Kommission bis Mitte Februar ein neues Konzept vorlegen und bis zum Jahresende neue Eigentümer finden.

US-Zentralbankchef Ben Bernanke erwartet für 2011 ein kräftiges Wachstum der Wirtschaft in den USA. Ein Wachstum im "Bereich von drei oder vier Prozent ist denkbar", sagte Bernanke am Donnerstag in einer Rede in Fairfax im Bundesstaat Virginia.

"Wir sehen eine Stärkung der Konjunktur." Bernankes Schätzung geht über die letzte Konjunkturprognose der Fed hinaus: Im November hatte sie für 2011 ein Wachstum im Bereich von 3,0 bis 3,6 Prozent vorhergesagt. Bernanke stellte außerdem fest, dass die Gefahr einer Deflation in den USA in den vergangenen Monaten abgenommen habe. Das Risiko habe sich "beträchtlich verringert", sagte er.

Die Furcht vor einer Deflation, in der Preise und Löhne sinken und die Konjunktur in eine lang anhaltende Abwärtsspirale führen könnten, hatte die Fed zu Stützungsmaßnahmen für den Wirtschaftskreislauf veranlasst. Erst im November hatte sie weitere 600 Milliarden Dollar für den Kauf belasteter Wertpapiere bereitgestellt.

Die Gläubiger der zusammengebrochenen US-Bank Lehman Brothers müssen womöglich länger auf ihr Geld warten. Ihnen schuldet der einstige Wall-Street-Riese nach eigener Auskunft sechs Mal so viel, wie er noch an Vermögen besitzt.

Die Zustimmung des zuständigen Gerichts zum Insolvenzplan wird sich nach Worten eines Lehman-Anwalts verzögern. Der bisherige Zeitplan sei nicht zu halten, sagte Anwalt Harvey Miller am Donnerstag in einer Anhörung vor Insolvenzrichter James Peck.

Als neues Ziel nannte er einen Termin "deutlich vor dem Jahresende", nachdem bislang eine Billigung bis Ende März angestrebt worden war. Grund sei ein Streit mit einer Gruppe von Gläubigern. Diese sieht im Insolvenzplan Lehmans eine Bevorzugung der Großbanken und hatte daher im Dezember einen alternativen Plan eingereicht.

Mit diesen Kritikern, darunter der milliardenschwere Investor John Paulson, muss Lehman sich nun zunächst einigen. In einer Mitteilung an die zuständige Aufsichtsbehörde beziffert Lehman die Forderungen der Gläubiger auf 369 Milliarden Dollar. Das Gericht werde davon wahrscheinlich 322 Milliarden anerkennen. Ein erheblicher Betrag sei strittig, darunter 40,3 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Derivaten.

Den Forderungen stellt Lehman 60,1 Milliarden Dollar an eigenen Vermögenswerten gegenüber. Der Restrukturierungsexperte Bryan Marsal, der Lehman führt, sagte Richter Peck, die verbesserten Marktbedingungen für Übernahmen und Fusionen gäben Lehman eine günstige Gelegenheit, in den kommenden sechs bis zwölf Monaten Vermögenswerte zu verkaufen.

Weitere Milliarden will die Pleitebank in separaten Klagen gegen Großbanken wie Barclays Plc, JPMorgan Chase und andere eintreiben, die Lehman das Geld noch schuldeten. In dem Insolvenzplan wird festgelegt, in welcher Rangfolge und zu welchen Anteilen die unterschiedlichen Gläubiger aus der Insolvenzmasse bedient werden. Mit der Auszahlung kann Lehman beginnen, sobald die Gesellschaft die Insolvenz verlassen hat. Normalerweise können Unternehmen dies kurz nach der Billigung des Insolvenzplans tun. Doch im Falle Lehmans ist unklar, wie schnell es geht.

Der Insolvenzantrag der einst viertgrößten US-Investmentbank am 15. September 2008 gilt als Höhepunkt der Finanzkrise. Es ist die bei weitem größte Firmenpleite in der US-Geschichte. Das Institut war sehr stark in Immobilien, Hypothekenpapieren und komplexen Kreditverbriefungen engagiert. Dramatische Wertverluste in diesen Anlagen brachen Lehman das Genick.

An der Wall Street bahnt sich der nächste Skandal an: Die US-Börsenaufsicht SEC geht laut Medienberichten dem Verdacht nach, dass Finanzfirmen die Bevollmächtigten von ausländischen Staatsfonds bestochen haben, um mit ihnen ins Geschäft zu kommen.

Die Bediensteten sollen mit Geld oder auch Reisen umgarnt worden sein. Einige Wall-Street-Häuser hätten Anfragen der SEC erhalten, darunter die Großbank Citigroup und der Finanzinvestor Blackstone, schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Insgesamt stünden bis zu zehn Finanzfirmen im Visier der SEC. Die Unternehmen selbst und die Börsenaufsicht wollten sich nicht äußern. Staatseigene Fonds aus dem arabischen oder asiatischen Raum gehören zu den größten Investoren der Welt. Sie werden etwa mit den Milliarden aus dem Ölgeschäft gespeist. In der Finanzkrise hatten die Fonds viel Geld in die US-Banken gepumpt und damit die ganze Branche gestützt.

Auch in Deutschland sind Staatsfonds aktiv, hier allerdings vor allem bei Autokonzernen wie Daimler und Volkswagen. Die Mitarbeiter dieser von Regierungen kontrollierten Fonds zu bestechen, ist besonders heikel: Denn das könnte als Beamtenbestechung gewertet werden. Die Fonds hatten ihr Geld zu Krisenzeiten unter anderem in die Citigroup, in Merrill Lynch und Morgan Stanley gesteckt.

Der Finanzinvestor Blackstone kam mit der China Investment Corporation groß ins Geschäft. Die USA verfolgen Bestechung derzeit mit Nachdruck. Die Bank of America etwa musste 137 Millionen Dollar zahlen, weil sie vor Jahren amerikanische Kommunen bei Anleihegeschäften über den Tisch gezogen hatte. Strafen gegen andere Banken in diesem Fall dürften folgen. Die US-Justiz hatte zuvor bereits die deutschen Konzerne Siemens und Daimler wegen Korruption kräftig zur Kasse gebeten.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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