Energieförderung:Raus damit

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Alte Heizungen sind schlecht für das Klima. Wer umweltfreundliche Anlagen einbaut, bekommt seit diesem Jahr deutlich mehr Förderungen. In manchen Fällen zahlt der Staat sogar fast die Hälfte der Kosten.

Von Andreas Remien

Bis 2030 will Deutschland seine CO₂-Emissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 Prozent verringern. In Deutschlands Heizungskellern sind die Voraussetzungen dafür allerdings noch nicht geschaffen. Etwa fünf Millionen veraltete Ölheizungen blasen jeden Tag große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Hinzu kommen mehr als 13 Millionen Gasheizungen. Davon sind zwar immerhin fast die Hälfte effiziente Brennwertkessel, doch am Gesamtbefund ändert das nichts: In Deutschland werden vor allem fossile Brennstoffe verheizt, um Wohnung und Wasser zu erwärmen. Mit neuen Förderungen will die Bundesregierung die CO₂-Bilanz der Gebäude verbessern. Wer seine alte Heizung austauscht, bekommt viel Geld.

Für direkte Zuschüsse zum Heizungsaustausch ist seit diesem Jahr vor allem das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zuständig. Hier gibt es zahlreiche Neuerungen. Anders als bislang gelten seit erstem Januar 2020 einheitliche, prozentuale Fördersätze. Und die sind attraktiv: Das Bafa zahlt im Förderprogramm "Heizen mit erneuerbaren Energien" 20 bis 45 Prozent der Kosten, die beim Kauf und Einbau einer neuen Heizung anfallen. Wie hoch der Prozentsatz ist, hängt davon ab, was für eine Anlage Hauseigentümer einbauen. Dabei gilt die Faustregel: Je besser die Klimabilanz der neuen Heizung, desto größer ist der gewährte Zuschuss. Damit will die Bundesregierung vor allem den Einsatz erneuerbarer Energien fördern.

Für neue Ölheizungen gibt es nichts mehr, der Brennstoff hat ausgedient

Nahezu klimaneutral ist das Heizen mit Wärmepumpen - zumindest dann, wenn sie mit Ökostrom betrieben werden. Hauseigentümer bekommen vom Bafa daher 35 Prozent der Kosten. Genauso hoch ist der Fördersatz bei modernen Holzheizungen. Die maximale Förderung gibt es auch für Anlagen, die verschiedene erneuerbare Energien kombinieren: Wer zum Beispiel eine Holzheizung zusammen mit einer Solarthermieanlage installiert, bekommt ebenfalls 35 Prozent.

Auch die Kombination von erneuerbaren Energien mit einer Gas-Brennwert-Heizung wird gefördert, mit 30 Prozent ist der Prozentsatz aber etwas geringer. Bei diesen Hybridsystemen springt die Gasheizung dann ein, wenn viel Heizenergie benötigt wird oder etwa bei schlechtem Wetter die Solaranlage auf dem Dach nur wenig Wärme erzeugt. Für den Einbau einer Solarkollektoranlage gibt es 30 Prozent Zuschuss. 20 Prozent gibt es für Gas-Brennwert-Heizungen, die auf die spätere Einbindung erneuerbarer Energien vorbereitet sind. Bei Umweltschützern stößt die Förderung der Gasheizungen auf Kritik. "Die aktuell neue Förderung zum Heizungstausch läuft in die falsche Richtung", moniert Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Mit dem Programm werde vor allem der Umstieg auf Gasheizungen angereizt, fossile Strukturen im Wärmebereich würden auf Jahrzehnte manifestiert. "Damit sabotiert die Bundesregierung die selbstgesteckten Klimaziele", sagt Metz.

Klar ist: Um den CO₂-Verbrauch spürbar zu senken, müssen vor allem die besonders alten Anlagen raus aus dem Heizungskeller. Eigentümer, die noch eine alte Ölheizung haben, bekommen daher für einen Austausch noch einen zusätzlichen Bonus von zehn Prozentpunkten: Wer also seine alte Anlage durch eine Wärmepumpe oder eine Pellet-Anlage ersetzt, bekommt vom Staat statt 35 satte 45 Prozent der Kosten. Wer dagegen seine alte einfach durch eine neue Ölheizung ersetzen will, geht leer aus. Während Gas von der Bundesregierung noch gefördert wird, ist bei Öl die Ausrichtung klar: Der Brennstoff hat ausgedient.

Auch wer eine mehr als 30 Jahre alte Heizung betreibt, hat unter Umständen Pech gehabt. Denn besonders alte Anlagen müssen in bestimmten Fällen ohnehin ersetzt werden. Wer von dieser Austauschpflicht betroffen ist, bekommt keine Bafa-Förderung. Bevor Hauseigentümer eine neue Heizung einbauen lassen, sollten sie sichergehen, dass die neue Anlage die technischen Mindestanforderungen erfüllt, rät Martina Zbick von der Verbraucherzentrale NRW. Dabei könnten Installateure helfen. Das Bafa stellt außerdem auf seiner Homepage (bafa.de) Listen der förderfähigen Anlagen zur Verfügung. Die Anträge für Zuschüsse können über das elektronische Formular beim Bafa gestellt werden. Auch bevollmächtigte Handwerker dürfen den Zuschuss beantragen. Anders als bei vielen anderen Förderungen ist es nicht nötig, dass Hauseigentümer einen Energieberater einschalten. Wichtig: Die Zuschüsse müssen in jedem Fall vor dem Heizungstausch beantragt werden.

Für die direkte Förderung von Einzelmaßnahmen ist seit diesem Jahr nicht mehr die staatliche Förderbank KfW, sondern das Bafa zuständig. Bei der KfW können Eigentümer aber einen vergünstigten Kredit beantragen. Wer seine alte Heizung durch erneuerbare Energien ersetzen will, kann das Programm "Energieeffizient Sanieren - Ergänzungskredit" in Anspruch nehmen. Derzeit liegt der effektive Jahreszins des vergünstigten Darlehens bei 0,78 Prozent. Wird die ganze Immobilie saniert und damit ein hoher Energiestandard erreicht, gibt es von der KfW dafür nach wie vor sowohl vergünstigte Kredite als auch Zuschüsse.

Neben Bafa und KfW gibt es auch viele regionale und lokale Förderungen. Häufig können die Programme miteinander kombiniert werden. Verbraucher können zum Beispiel beim Portal CO2Online überprüfen, welche Förderungen es in ihrer Region gibt.

Das Interesse an den neuen Förderprogrammen ist hoch

Eine andere Möglichkeit ist, energetische Sanierungen bei der Steuer geltend zu machen. Darunter fällt auch der Heizungsaustausch. Verteilt auf drei Jahre können Hauseigentümer voraussichtlich 20 Prozent der Kosten dafür von der Steuer abziehen. Aber: Eine Kumulierung der Steuerermäßigung mit dem Bafa-Zuschuss ist nicht möglich. Eigentümer müssen sich also zwischen Förderprogramm oder Steuerermäßigung entscheiden.

Wer eine neue Heizung einbauen möchte, kann sich unter anderem bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale informieren. Eigentümer können sich so schlaumachen, was technisch möglich und sinnvoll ist. Wer einen Energieberater beauftragt, erhält ebenfalls Fördermittel. Langfristig ist eine neue Heizung nicht nur für das Klima, sondern auch das Konto oft eine gute Investition. Wenn von 2021 an die Bundesregierung einen CO₂-Preis auf fossile Brennstoffe einführt, werden Gas und Öl nämlich schrittweise teurer.

Laut Bafa wird das neue Förderprogramm "sehr gut angenommen". Viele sanierungswillige Hauseigentümer stehen allerdings vor einem ganz praktischen Problem: Sie finden kaum Handwerker. "Die Hersteller von Wärmepumpen sind auf die wachsende Nachfrage eingestellt", erklärt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP). "Planer und Fachhandwerker sind allerdings schon jetzt tendenziell stark ausgelastet und sollten sich auf den steigenden Bedarf an erneuerbaren Heizungssystemen einstellen". Der Mangel an Fachkräften dürfe nicht zu einem Engpass bei der Bewältigung der Energiewende werden. Oft zeigt sich in der Praxis, dass sich noch viele Betriebe vor allem auf Öl- und Gasheizungen fokussieren. "Am Handwerk wird die Umsetzung der Energiewende im Wärmemarkt gewiss nicht scheitern", sagt dagegen Michael Hilpert, Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Für viele Kunden hätte in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Anreiz gefehlt, ältere Heizungen zu ersetzen. Die nun eingeführten Förderungen seien sinnvolle Maßnahmen. 2020, sagt Hilpert, könne "das Jahr der Heizung" werden.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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