Deutsche Bank: Börsig gegen Ackermann:Krieg der Alphatiere

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Josef Ackermann und Clemens Börsig zanken sich - und beschädigen so die Deutsche Bank. Zu oft geht es um Machtfragen statt um Sachfragen. Unter dem Kampf um Ackermanns Nachfolger leidet das Unternehmen.

Martin Hesse

Deutschlands einzige Bank von Weltrang leistet sich seit fünf Jahren eine Führungskrise. Nur eine "wertorientierte Unternehmensführung" könne nachhaltigen Erfolg gewährleisten, wirbt die Deutsche Bank. Nachhaltig ist der Dauerstreit zwischen Vorstandschef Josef Ackermann und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Börsig.

Deutsche Bank: Die Entscheidung
:Die Gesichter des Machtkampfes

Der lange Führungsstreit ist vorerst entschieden: Anshu Jain und Jürgen Fitschen bilden von 2012 an die neue Doppelspitze der Bank. Und Josef Ackermann? Für den gibt es auch noch einen Posten. Eine Chronologie der Macht in Deutschlands wichtigstem Finanzinstitut.

Von Johannes Aumüller und Johanna Fulda

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Die Werte guter Unternehmensführung (Corporate Governance) werden missachtet, und das schon lange. In dem Ringen um eine geeignete Nachfolgeregelung für Ackermann haben sich beide Alphatiere ineinander verbissen. Es ist fast ein Wunder, dass die Bank bislang keinen größeren Schaden genommen hat.

Alles begann mit einem Verstoß gegen den Corporate-Governance-Kodex 2006. Damals rückte Börsig direkt aus dem Vorstand an die Spitze des Aufsichtsrates. Er überwachte fortan ein Zahlenwerk, das er eben noch zu verantworten hatte. Ein neutraler Kontrolleur konnte er so nicht sein.

Außerdem sollte Börsig nun dem mächtigen Bankchef Ackermann auf die Finger sehen, der eben noch sein Boss war. Man muss sich nicht wundern, dass es fortan oft um Machtfragen statt um Sachfragen ging. So wollte Börsig seine Macht demonstrieren, als er sich 2009 selbst als Ackermann-Nachfolger ins Spiel brachte.

Börsig scheiterte, Ackermann verlängerte. Es folgte eine lange Schlammschlacht um eine Spitzelaffäre, mancher Ackermann-Getreue hätte Börsig gern darüber stürzen sehen. Stattdessen schlossen die beiden starken Männer einen faulen Burgfrieden.

Aus all dem hat die Deutsche Bank nichts gelernt. Zwei Jahre später wiederholt sich der Machtkampf um die Ackermann-Nachfolge. Die Suche ist Börsig längst entglitten, seine Gegner arbeiten wie 2009 an seiner Demontage.

Die Deutsche Bank hat nicht nur ein Nachfolge-Problem mit Ackermann, sondern auch mit Börsig. Ein gut funktionierender Aufsichtsrat ist nach der Bankenkrise von 2008 wichtiger denn je. Börsig wird jedoch für das Gremium zur Belastung.

Ackermann lässt all das geschehen, weil es ihn noch stärker erscheinen lässt. Doch wenn der Alleinherrscher abtritt, werden Vorstandsmitglieder, die jetzt als mögliche Nachfolger gehandelt werden, beschädigt sein. Dann hat die Deutsche Bank ein echtes Problem.

© SZ vom 27.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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