Commerzbank:Eine hohe Dosis Gift

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Die Unsicherheit war groß - jetzt jedoch wagt sich die Commerzbank vor: Sie werde 2010 Gewinn machen. Doch die Bank schleppt eine enorme Last an giftigen Papieren mit sich herum.

Sie brauchte viele Milliarden Euro vom Staat - jetzt sieht es so aus, als ob die Commerzbank aus dem Gröbsten heraus ist.

Commerzbank-Chef Blessing: "Wir sind nach wie vor ein gutes Stück von der Normalität entfernt." (Foto: Marius Becker/dpa)

Institutschef Martin Blessing legte sich schon für das laufende Jahr auf schwarze Zahlen für die Commerzbank fest. Und schränkt doch sofort ein, dass das Geldhaus noch weit von der Normalität entfernt sei und "noch schwierige Bergstrecken" bevorstünden.

Nicht ohne Grund: Tief in den Bilanzen des Instituts schlummern noch mehr als 35 Milliarden Euro an giftigen Wertpapieren, die die Commerzbank in eine interne Bad Bank ausgegliedert hat. Ein Großteil davon stammt von der Dresdner Bank. Diese hatte sich die Commerzbank 2008 einverleibt.

Viel Selbstlob

Doch Blessing spart nicht mit Lob für die eigene Arbeit: "Wir haben bisher gesagt, dass wir spätestens 2011 wieder Gewinn erzielen werden. Aufgrund der erfreulichen Ergebnisentwicklung im ersten Halbjahr gehen wir nun davon aus, das Gesamtjahr 2010 in einem stabilen Marktumfeld mit einem Gewinn abzuschließen."

Nach den ersten sechs Monaten liegt der Überschuss nach Anteilen Dritter bereits bei gut einer Milliarde Euro, ein Jahr zuvor hatte die Bank noch 1,63 Milliarden Euro Verlust geschrieben. Bisher hatte Blessing nur für das Kerngeschäft einen Gewinn 2010 versprochen.

Doch auch im zweiten Quartal überraschte die Commerzbank die Experten mit einem Nettogewinn von 352 (minus 761) Millionen Euro positiv, obwohl er nur halb so hoch lag wie zu Jahresbeginn.

Damals hatte die Bank unerwarteten Rückenwind von den Kapitalmärkten bekommen. Von April bis Juni profitierte die Bank auch von einem Steuerertrag, der Vorsteuergewinn lag nur bei 210 Millionen Euro. Grund für den Aufwärtstrend war vor allem eine im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Drittel auf 639 Millionen Euro gesunkene Risikovorsorge.

Lohnendes Geschäft mit dem Mittelstand

Nun sollen die Rückstellungen für faule Kredite auch im Gesamtjahr 2010 weniger hoch ausfallen als erwartet. Statt 3,8 (2009: 4,2) Milliarden Euro rechnet die Commerzbank jetzt nur noch mit maximal 3,0 Milliarden. "Auch im zweiten Halbjahr werden wir Risiken und Bestände abbauen", kündigte Finanzvorstand Eric Strutz an.

Ergebnisstütze der Bank war im zweiten Quartal das Geschäft mit dem Mittelstand, in dem operativ allein 383 Millionen Euro verdient wurden. Dagegen blieb im Privatkundengeschäft mit 20 Millionen Euro fast nichts übrig, nachdem sich die Berater mehr mit der Integration der Dresdner-Bank-Filialen beschäftigten.

Die im Asset Based Finance (ABF) gebündelten Spezialfinanzierer wie Eurohypo und Deutsche Schiffsbank stecken tief in den roten Zahlen. Sie belasteten das Ergebnis operativ mit 250 Millionen Euro. Im Segment ABF sei allein rund die Hälfte der Abschreibungen auf faule Kredite verborgen, hieß es.

Hohe Abraumhalde

Dagegen schloss die interne "Bad Bank" auch das zweite Quartal mit Gewinn ab, obwohl der Abbau der Bestände kaum noch vorankommt. Im Gegenteil: Das Gesamtvolumen stieg von April bis Ende Juni sogar um 1,2 Milliarden Euro auf 35,1 Milliarden Euro.

Ein wesentlicher Grund war der Anstieg des Dollar-Kurses, der den Euro-Wert der US-Papiere nach oben getrieben hat. Zudem führte die Schuldenkrise in vielen Ländern Europas zu einer Verunsicherung der Anleger, was wiederum die Verkäufe der zum Teil ausfallgefährdeten Papiere erschwert hat.

Die Commerzbank hat die Schrottanleihen und andere strukturierte Wertpapiere in eine interne Bad Bank ausgelagert, um sie systematisch abzubauen. Von den 35 Milliarden Euro hält das Institut 21,7 Milliarden Euro für besonders riskant - das sind überwiegend so genannte ABS-Papiere, die teils mit Krediten an bonitätsschwache US-Häuslebauer (Subprime) unterlegt sind.

Bei gut der Hälfte des Engagements rechnet der Vorstand mit einer Kurserholung, sprich Buchgewinnen. Weitere Abschreibungen fürchtet die Commerzbank dagegen nur bei Papieren im Volumen von 2,6 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr hält das Geldhaus daher Gewinne für die Bad Bank für möglich.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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