Börsen verarbeiten Dubai-Schock:Der Schmerz lässt nach

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Der Schock über Dubais Bitte für einen Zahlungsaufschub ist den Börsianern in Europa nur kurz in die Glieder gefahren. Denn es wird deutlich, dass das westliche Engagement am Persischen Golf begrenzt ist.

Der Schrecken der Anleger über die Zahlungsprobleme des einst boomenden Golfemirats Dubai hat am Freitag schon wieder nachgelassen. Nach dem Absturz um 3,25 Prozent am Donnerstag erholte sich der Dax nach schwachem Start recht schnell und notierte im Nachmittagshandel nahezu unverändert bei circa 5620 Punkten. Zeitweise lag der deutsche Leitindex sogar leicht im Plus. Der MDax legte rund 0,4 Prozent zu, der TecDax rund 0,3 Prozent.

Händler an der Börse Dubai. Das oberste Finanzkomittee des Emirats bemüht sich um Glättung der Wogen. (Foto: Foto: AFP)

Die Schockwelle über die Bitte der staatlichen Investmentfirma Dubai World um einen Zahlungsaufschub bis Mai hatte in der Nacht zu Freitag vor allem an den Aktienmärkten in Asien Erschütterungen ausgelöst.

Schwacher Dollar belastet Börsen in Fernost

In Tokio brach der Nikkei-Index bis Handelsschluss um 3,2 Prozent auf den Schlussstand von 9.081,52 Punkten ein. Verschärft wird die Situation für die japanische Wirtschaft durch den schwachen Dollar. Der Kurs der US-Währung sank gegenüber dem Yen zum zweiten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren. Die Dollarschwäche drückt die Erlöse der japanischen Exportindustrie.

In Hongkong verlor der Hang Seng 4,8 Prozent; der wichtigste Index in Südkorea sackte 4,7 Prozent ab. In Schanghai lagen die Aktienkurse 2,4 Prozent niedriger.

Der mit etwa 60 Milliarden Dollar (knapp 40 Milliarden Euro) verschuldete Staatsfonds Dubai World hatte am Mittwoch seine Gläubiger um einen mindestens sechsmonatigen Zahlungsaufschub gebeten und damit die internationalen Finanzmärkte geschockt. Bei den Investoren löste die Nachricht Besorgnis vor einem möglichen Übergreifen der Finanznöte auf andere Golfstaaten aus.

Dubai spricht von wohlüberlegtem Schritt

Der Vorsitzende des Obersten Finanzkomittees von Dubai, Scheich Ahmed bin Said Al Maktum, bemühe sich am späten Donnerstagabend um eine Glättung der Wogen.

Die Bitte um einen Zahlungsaufschub für Dubai World sei "wohlüberlegt" gewesen. Die Regierung leite die Restrukturierung des Staatsunternehmens "in voller Kenntnis der Marktreaktion".

Der Scheich, ein Mitglied der Herrscherfamilie und Chef der erfolgreichen Fluggesellschaft Emirates, bestritt, dass Dubai sich in guten Zeiten übernommen habe, bevor vor einem Jahr der Strudel der Finanzmarktkrise auch sein Land erfasste. Das beispiellose Wachstum in den vergangenen zehn Jahren habe "das Fundament für eine breit aufgestellte nachhaltige Wirtschaft gelegt", sagte Scheich Ahmed.

Hauptsächlich arabische Banken betroffen

In Finanzkreisen in Frankfurt am Main hieß es, die Verbindlichkeiten von Dubai lägen offenbar in erster Linie bei Banken im arabischen Raum.

Deutsche und europäische Finanzinstitute seien nicht oder vergleichsweise wenig betroffen. So schätzen Analysten von Goldman Sachs die Außenstände von HSBC in Dubai auf 611 Millionen Dollar, diejenigen von Standard Chartered auf 177 Millionen Dollar.

Die Regierung von Südkorea schätzt das Engagement der koreanischen Geldhäuser in dem Emirat auf insgesamt nur 88 Millionen Dollar.

Auch beim Ölpreis führte die Krise in Dubai zu einem Einbruch von zeitweise 6 Prozent. Gegen Mittag lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl bei 73,95 Dollar, 4,01 Dollar weniger als am Donnerstag. "Hauptfaktor für diesen Sturz sind offenbar die Ereignisse in Dubai", sagte der Ölpreisexperte der Beratungsfirma Fat Prophets in Sydney, Nick Raffan. "Die Leute bewerten auf einmal ihre Risikobereitschaft neu."

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