Bayerische Sparkassen:"Das Amt ist eine Option für mich"

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Bayerns Sparkassen suchen nach dem Naser-Rücktritt einen neuen Präsidenten. Theo Zellner, der Landrat von Cham, ist aussichtsreichster Kandidat.

Klaus Ott

Der Landrat von Cham und Präsident des bayerischen Landkreistags, Theo Zellner, wird im Sparkassenverband als der aussichtsreichste Kandidat für das Präsidentenamt genannt. Er gehört dem Verbandsvorstand an.

Nach dem BayernLB-Debakel ist der Posten des bayerischen Sparkassen-Präsidenten wieder zu besetzen. Theo Zellner ist der wahrscheinlichste Nachfolger. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Zellner, treten Sie an?

Theo Zellner: Dieses Amt ist in dieser schwierigen Zeit eine große Herausforderung, und neue Herausforderungen haben immer einen gewissen Reiz. Ich bin es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Aber erst kommt die Sache, dann die Personalie. Es muss alles aufgearbeitet werden, was die Sparkassen noch belasten könnte.

SZ: In Verbandskreisen wird mit weiteren Abschreibungen der Sparkassen bei der Landesbank in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro gerechnet.

Zellner: Die Sparkassen halten aktuell einen Anteil von sechs Prozent an der Landesbank. Wir gehen von einer weiteren Abschreibung aus. Die sechs Prozent werden weniger. Die Höhe der dann notwendigen Abschreibung wird von drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ermittelt. Das Ergebnis soll Ende Januar vorliegen. Das wird dann aber verkraftbar sein, weil die Sparkassen gut aufgestellt sind.

SZ: Müssen die Sparkassen im schlimmsten Fall auch weitere Einlagen bei der Landesbank in Höhe von fast einer Milliarde Euro abschreiben?

Zellner: Vor einem Gesamtausfall dieser Einlagen ist nach derzeitigem Stand nicht auszugehen. Wie viel von diesem Grundkapital verloren geht, wird die Unternehmens-Bewertung der BayernLB ergeben, auf die wir intensiv dringen. Nach Angaben der Landesbank sollen diese Einlagen ab 2011 im Übrigen wieder mit Zinsen bedient werden. Die Sparkassen würden also wieder Geld bekommen.

SZ: Welche Aufgaben sind bei den Sparkassen jetzt vordringlich?

Zellner: Die Sparkassen müssen dazu beitragen, die Wirtschaft anzukurbeln. Jetzt kommt es darauf an, die Geschäfte von Handwerk, Mittelstand und Kommunen mit Krediten zu unterstützen. Das ist die Stärke der Sparkassen. Sie haben das breiteste Angebot an Finanzdienstleistungen in Bayern.

SZ: Wann wird der neue Präsident gewählt?

Zellner: Voraussichtlich im Januar. Bis dahin muss alles auf den Tisch, damit die neue Führung nach vorne schauen kann. Die Verantwortung für die Lasten liegt in der Vergangenheit, das muss alles aufgearbeitet werden.

SZ: Welche Schuld hat Naser?

Zellner: Herr Naser übernimmt mit seinem Rücktritt seinen Teil der Verantwortung. Das wertet ihn als Präsidenten in keinster Weise ab, im Gegenteil. Er hat für die Sparkassen gute Arbeit geleistet.

SZ: Naser wurde vom Landrat zum Sparkassenpräsidenten. Das könnte bei Ihnen jetzt wieder geschehen.

Zellner: Dieses Amt steht der kommunalen Seite zu, und die Landkreise sind innerhalb der Sparkassen-Familie die stärkste Gruppe. Als Präsident des Landkreistags bringe ich mich da selbstbewusst ein. Das Amt ist eine Option für mich. Ich bin mit Leib und Seele Sparkassen-Mann.

SZ: Naser hat als Sparkassen-Präsident fast 600.000 Euro im Jahr verdient. Manager von Banken, die der Staat gerettet hat, bekommen nicht mehr als 500.000 Euro. Sind Korrekturen nötig?

Zellner: Ich lege großen Wert darauf, dass die Sparkassenfamilie nichts tut, was den Ärger in der Bevölkerung über Auswüchse in der Finanzbranche weiter schürt. Die Sparkassen müssen deutlich machen, dass die Banken kein Selbstbedienungsladen für Manager sind.

© SZ vom 24.12.2009/cmue - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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