Banken in Aufregung:Sturm statt Krise

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Keine Ruhe vor dem Sturm: Die Bankenaufseher wollen die Eigenkapital-Vorschriften für die Institute verschärfen. Doch die sorgen auf ihre Art und Weise schon mal vor - mit Schreckenszahlen.

Harald Freiberger

Was würde passieren, wenn heute wieder eine Blase platzte, so wie vor drei Jahren die Blase der US-Immobilienkredite? Würden die Banken dann auch wieder reihenweise vom Staat gerettet werden müssen? Die Antwort ist leider: ja. Die Bankenbranche ist heute in keiner besseren Verfassung als vor drei Jahren. Einige Institute würden schon in einer mittelschweren Krise schnell am Ende sein. Wie sollte mitten in der Finanzkrise ihre Lage auch stabiler geworden sein?

Mit immer neuen Schreckenszahlen versuchen die Banken stärkerer Regulierung zu entkommen. (Foto: dpa)

Aus eben diesem Grund haben sich Politik und Bankenaufsicht vorgenommen, die Banken weltweit stärker zu regulieren. Sie sollen den Stürmen der Finanzwelt künftig aus eigener Kraft standhalten. Das Projekt war kompliziert, es hat drei Jahre gedauert, aber nun kommt es in seine entscheidende Phase. Wenn die internationalen Bankenaufseher in diesen Tagen ihre neuen Vorschriften für das Eigenkapital der Kreditinstitute bekanntgeben, werden die Banken dies als Orkan wahrnehmen. Im Vergleich dazu waren bisherige Projekte wie Bankenabgabe, Transaktionssteuer oder Boni-Begrenzung leichte Brisen. Wenn Banken ihre Risiken - vergebene Kredite und gekaufte Wertpapiere - mit viel mehr eigenem Kapital unterlegen müssen, wäre dies ein massiver Eingriff in ihre Handlungsfreiheit.

Entsprechend laut sind ihre Klagen. Der internationale Bankenverband malte schon vor Monaten das Horrorszenario an die Wand, die neuen Richtlinien würden in den Industrieländern zehn Millionen Jobs kosten, weil Banken dann weniger Kredite vergeben könnten. Der deutsche Bankenverband zog jetzt nach und brachte weitere Schreckenszahlen ins Spiel: 105 Milliarden Euro neues Eigenkapital brauchten allein die zehn größten deutschen Banken, Kredite über eine Billion Euro müssten sie möglicherweise "abbauen".

Der Alarmismus ist allzu leicht zu durchschauen. Er erweckt den Eindruck, als würden sich die Banken am liebsten überhaupt nicht regulieren lassen. Dass die Politik sich darauf nicht einlassen kann, leuchtet jedem ein. Denn dann würden Banken beim kleinsten Sturm wieder umgeblasen. Die härteren Kapitalvorschriften müssen kommen, sie sind das richtige Mittel, um die Finanzbranche zu stabilisieren.

Wie nötig das ist, zeigt auch ein Blick darauf, welche Banken in Deutschland vor drei Jahren umgerissen wurden: IKB, Hypo Real Estate, Dresdner-Commerbank und eine Reihe von Landesbanken waren Institute, die kein richtiges Geschäftsmodell hatten und hohe Risiken eingehen mussten, um sich auf dem Markt zu halten. Es waren Bad Banks schon zu einer Zeit, als dieses Wort noch gar nicht geläufig war. Wenn solche Institute nun durch höhere Kapitalanforderungen dazu gezwungen werden, ihr Geschäft in Ordnung zu bringen, zu verschmelzen oder zu verschwinden, kann dies nur hilfreich sein. Es darf jedenfalls nie wieder passieren, dass die Steuerzahler für sie in Haftung treten müssen.

© SZ vom 08.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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