Anlageberater:Absturz eines Überfliegers

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Ein schlechter Plan: Der Anlageberater und Millionär Marcus Schrenker geriet in Schwierigkeiten und wollte seinen Tod bei einem Flugzeugunfall vortäuschen. Nun muss er zehn Jahre ins Gefängnis.

Hannah Wilhelm

Marcus Schrenker war mal ganz oben. Angesehen, vermögend, erfolgreich und glücklich verheiratet. Es muss ihm heute wie ein Traum vorkommen, wenn er an diese Zeiten zurückdenkt. Wie ein anderes Leben. Ein besseres. Besser als all das, was jetzt ist.

Eine Geschichte wie aus einem James-Bond-Film: Der Banker Marcus Schrenker sprang aus einem Flugzeug ab, um seinen Tod vorzutäuschen. Doch der Plan ging nicht auf. (Foto: AP)

Jetzt sitzt Marcus Schrenker im Gefängnis. Und muss immer wieder vor Gericht erscheinen. Bereits vor einem Jahr wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Gerade eben, ein paar Tage ist es her, wurde der 39-Jährige noch einmal zusätzlich zu zehn Jahren Gefängnis wegen Wertpapierbetrugs verurteilt. Und bald steht er wieder vor Gericht: vor dem Scheidungsgericht. Ja, Marcus Schenker ist nun nicht mehr ganz oben. Statt Anlageberater und Millionär ist er nun Verurteilter und verlassen und alleine.

Er hat es kommen sehen. Im Jahr 2008. Dass die guten Zeiten sich dem Ende nähern. Da besitzt er ein großes Haus in einem schicken Vorort von Indianapolis, zwei Flugzeuge, drei Unternehmen und bis dahin auch das Vertrauen der Anleger. Doch dann gehen die ersten Anzeigen von Investoren gegen ihn ein. Sie vermuten, dass er sie betrogen habe. Dann bekommt auch noch seine Frau heraus, dass er sie tatsächlich und unstrittig betrogen hat.

Aber Marcus Schrenker will da oben nicht weg, nein, es gefällt ihm zu gut dort. Als die Ermittler im Januar 2009 sein Haus und seine Geschäftsräume durchsuchen, fliegt er mit einem seiner Flugzeuge, einer sechssitzigen Piper Malibu, Richtung Florida.

Falscher Notruf

Er setzt per Funk einen Notruf ab: Während Turbulenzen sei sein Fenster beschädigt worden, er sei verletzt, blute. Das Flugzeug stürzt dann im Norden Floridas ab, in einem sumpfigen Gelände, es verfehlte nur knapp einige Häuser.

Schrenker hat sich vorher mit einem Fallschirm abgesetzt, er flüchtet mit einem Motorrad. Er will seinen Tod vortäuschen und wo anders neu anfangen. Mit der Aussicht, bald wieder ganz oben zu sein. Doch er kann der Wirklichkeit nicht entkommen: Drei Tage später wird er in Florida festgenommen, auf einem Zeltplatz.

Seine Frau Michelle ist in der TV-Show "Wen zum Teufel habe ich da geheiratet?" aufgetreten. Und sie hat am Tag seiner Verurteilung im Gerichtssaal gesessen und geweint. Das schreibt die Lokalzeitung Northwest Indiana Times. Dass es ein trauriger Tag sei für ihn und seine Familie, sagt Schrenker da.

Wie traurig das alles für seine Frau im Detail sein wird, wird nun das Scheidungsgericht mitentscheiden: Denn die Frage ist, ob der Unterhalt, den Schrenker zahlen muss, an seinem derzeitigen Einkommen gemessen wird - oder an dem aus der guten Zeit, als Schrenker noch ganz oben war. Angesehen, vermögend, erfolgreich und glücklich verheiratet.

© SZ vom 13.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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