1x1 der Geldanlage:"Mir gehört ein Teil der Welt"

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Ein spektakulärer Bürokomplex, ein tonnenschwerer Frachter oder ein meterhohes Windrad - mit geschlossenen Fonds beteiligen sich Anleger an langfristigen Großprojekten und tragen auch unternehmerisches Risiko.

Hannah Wilhelm

Es gibt wohl kaum ein schillernderes Produkt auf dem Finanzmarkt: An den geschlossenen Fonds scheiden sich die Geister. Einerseits hat es Glamour, auf Partys von den Investments in Hochseeschiffe oder Flugzeuge erzählen zu können. Andererseits haben Skandale um Falkfonds, die VIP Medienfonds und viele andere den Ruf des Produkts ruiniert. Davon unberührt, investieren die Deutschen weiter: etwa 178,1 Milliarden Euro in den vergangenen 15 Jahren. Fünf wichtige Fragen und Antworten:

Geschlossene Fonds, die in Immobilien investieren, sind bei den Anlegern am beliebtesten. (Foto: Foto: Reuters)

Was ist ein geschlossener Fonds?

Mehrere Anleger legen Geld zusammen, um damit ein konkretes Projekt zu finanzieren. Den Bau einer Immobilie zum Beispiel oder den Kauf eines Schiffs. Als Mittler fungiert dabei eine Fondsgesellschaft, auch Emittent genannt. Sie sammelt das Geld ein, sucht das Projekt aus, kauft zum Beispiel die Immobilie und kümmert sich um Vermietung und Verwaltung. Wenn das Geld für die geplante Unternehmung zusammen ist, wird der Fonds geschlossen. Dann kann sich kein weiterer Anleger mehr beteiligen, auch ein Ausstieg ist nicht mehr so einfach möglich. Daher hat die Anlage ihren Namen.

Der zentrale Unterschied zu Finanzprodukten wie offenen Investmentfonds, Aktien, Zertifikaten: Geschlossene Fonds sind keine Wertpapiere. Stattdessen handelt es sich um eine Beteiligung an einer Unternehmung. Dem Anleger gehört ein Stück der Immobilie, des Flugzeugs oder der Solaranlage.

Jeder geschlossene Fonds hat eine Laufzeit, meistens sind das mindestens acht Jahre. Während dieser Zeit wird der Anleger, wenn alles gut läuft, an den Erträgen beteiligt. Am Ende der Laufzeit wird die Immobilie oder das Schiff verkauft, der Anleger erhält dann in der Regel eine Schlusszahlung.

Fortsetzung auf der nächsten Seite: Was tun, wenn man verkaufen will? Für wen ist eine Beteiligung geeignet?

Wie kauft man einen Fonds?

Die meisten Fonds werden von Banken und Vermögensverwaltern verkauft. Sie haben eine Zeichnungsfrist, während der die Anleger Anteile erwerben können. Weil die Fonds keine Wertpapiere sind, braucht der Anleger für die Aufbewahrung kein Depot.

Der größte Nachteil: "Das Geld ist auf lange Zeit festgelegt. Die Fonds laufen meist zehn Jahre oder länger", sagt Boutonnet. Außerdem kassieren Emittenten und Vermittler großzügige Provisionen, oft zwischen zehn und 20 Prozent. Günstig ist das nicht. Außerdem birgt die Beteiligung an einem Unternehmen das Risiko eines Totalverlusts. Je nach der rechtlichen Konstruktion des Fonds kann es noch schlimmer kommen: Gerät der Fonds in Schwierigkeiten, muss der Anleger eventuell Geld nachschießen.

Ein weiterer Nachteil: "Der Markt ist sehr intransparent", warnt Boutonnet, "es sind neben den seriösen Anbietern leider auch viele Dilettanten und Unseriöse am Werk". Deshalb empfiehlt sie, sich vor einer Investition immer anzusehen, wie die Fonds des Emittenten in der Vergangenheit gelaufen sind, zum Beispiel unter www.leistungsbilanzportal.de.

Welche Vorteile und welche Nachteile hat diese Anlageform?

"Durch geschlossene Fonds können sich Privatanleger an Investments beteiligen, die ihnen sonst nicht offen ständen", sagt Beatrix Boutonnet vom Branchendienst Fondstelegramm. Zum Beispiel könnte kaum ein Anleger alleine ein Schiff kaufen und sich dann auch noch um die Vermietung desselben kümmern. Durch einen Fonds steht ihm diese Möglichkeit offen, die sonst nur Großinvestoren nutzen könnten. Ein weiterer Vorteil: Das Investment ist kapitalmarktunabhängig. Das heißt, wenn es an den Börsen schlecht läuft, drehen geschlossene Fonds nicht automatisch auch ins Minus. Lange Zeit hatte die Anlageform auch steuerliche Vorteile, das hat der Gesetzgeber aber mittlerweile unterbunden.

Für wen ist eine Beteiligung geeignet und für wen nicht?

Die Mindestinvestitionssumme bei einem geschlossenen Fonds liegt in der Regel zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Damit scheiden Kleinanleger als Zielgruppe aus. "Wer in geschlossene Fonds investiert, sollte das Geld übrig haben", sagt Eric Romba, Geschäftsführer des Verbands für geschlossene Fonds. Auch Boutonnet rät: "Das Produkt ist vor allem für Vermögende gut geeignet, die einen Teil ihres Portfolios streuen und kapitalmarktunabhängig anlegen möchten."

Was tun, wenn man verkaufen will?

"Die Fonds sind grundsätzlich so konzipiert, dass der Anleger sie bis zum Ende der Laufzeit hält", sagt Romba. Mittlerweile gibt es Zweitmärkte, über die gebrauchte Fondsanteile gehandelt werden. Das heißt, Anleger können ihre Anteile verkaufen, wenn sich am Markt ein Käufer findet. So einfach wie man eine Aktie an der Börse handelt, ist das aber nicht. "Der Ausstieg ist möglich, aber nicht einfach", so Romba. Boutonnet: "Anleger, die unter Druck verkaufen und das Geld dringend brauchen, müssen beim Verkauf damit rechnen, finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen."

Bisher erschienen:

Private Finanzplanung, Tages- und Festgeld, Anleihen, Rohstoffe, Aktien, Grundwissen Zertifikate, verschiedene Zertifikate-Arten, Grundwissen Investmentfonds

Am nächsten Samstag lesen Sie:

Altersvorsorge mit Riester- und Rürup-Verträgen

© SZ vom 22.3.2008/sme/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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