Gegen Essstörungen:Kletter-Weltverband beschließt neue Regeln

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Der Kletter-Weltverband hat neue Regeln beschlossen. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Essstörungen und Magersucht sind ein Problem im Sportklettern. 2023 sorgte das Thema für Aufsehen in der Szene - auch dank eines Deutschen. Nun kündigt der Weltverband neue Regeln an.

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München (dpa) - Der Sportkletter-Weltverband IFSC will mit neuen Regeln gegen das Problem von Essstörungen und Magersucht vorgehen. Athleten und Verbände müssen künftig Gesundheitsdaten detaillierter auflisten, um an Wettkämpfen wie etwa Weltcups, den Olympia-Qualifikationsturnieren und den Sommerspielen in Paris teilnehmen zu können. Darüber wurden Möglichkeiten geschaffen, Sportlerinnen und Sportler präventiv zu sperren, sollten dafür gesundheitliche Gründe festgestellt werden.

Wie der IFSC bekannt gab, geht es um Maßnahmen gegen das Relative Energie-Defizit-Syndrom im Sport (RED-S). Dieses wird durch Kalorienmangel verursacht und kann schwerwiegende Folgen haben wie Magersucht, Osteoporose, das Ausbleiben der Monatsblutung oder mentale Probleme. Der Deutsche Alpenverein (DAV) begrüßte die neuen Richtlinien. „Das ist für uns ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung“, sagte Nico Schlickum, der DAV-Bundestrainer Bildung und Wissenschaft, der Deutschen Presse-Agentur.

Aufregung und Debatten 2023

Im vorigen Jahr hatte es in der Kletter-Szene große Aufregung gegeben, weil Athleten und Mediziner - allen voran der deutsche Teamarzt Volker Schöffl - angesichts von mangel- und minderernährten Sportlern Alarm schlugen. Der Trend, dünner zu sein und dadurch an der Kletterwand weniger Gewicht in die Höhe ziehen zu müssen, habe sich verstärkt.

In der Weltspitze gebe es Athleten mit Essstörungen, die eigentlich nicht starten dürften, sagte Schöffl im Sommer 2023. Weil der IFSC seiner Ansicht nach nicht konsequent genug dagegen vorging, verließ der deutsche Arzt aus Protest die medizinische Kommission.

Nun will der Weltverband die Sportler und deren körperlichen Zustand besser überwachen. Unter anderem müssen Kletterinnen und Kletterer dafür Fragebögen ausfüllen mit ihren Gesundheitsdaten wie Größe, Gewicht oder Blutdruck. Von den nationalen Verbänden benötigen sie Atteste, um an Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Der IFSC will während der Saison zufällige Kontrollen durchführen und Verdachtsfälle an eine externe Kommission zur Evaluierung verweisen.

DAV fühlt sich bestätigt

„In dem Konzeptpapier erkennen wir eine zentrale Forderung, die aufkam, nämlich dass es substanzielle Konsequenzen geben kann, wenn sich nationale Verbände nicht adäquat um die Gesundheit ihrer Athleten bemühen“, erklärte Bundestrainer Schlickum. „Das kann dann dazu führen, dass Sportler sogar mit einer Schutzsperre belegt werden.“

Im DAV fühlt man sich bestätigt - zumal die nationalen Maßnahmen bereits umfangreich seien. „Wir sehen, dass wir den allergrößten Teil durch unser nationales Präventionskonzept ohnehin schon abdecken“, sagte Schlickum. „Es ist durch unser Konzept ausgeschlossen, dass eine mögliche RED-S-Erkrankung unentdeckt bleibt.“

Das soll künftig auch international so sein. Die britische Kletterin Shauna Coxsey sagte als Vorsitzende der IFSC-Athletenkommission: „Die heute angekündigte Richtlinie ist der Beginn einer Reise, um unseren Sport sicherer zu machen, weil sie das komplexe und sensible Thema angeht.“

© dpa-infocom, dpa:240207-99-904550/3

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