Wohnungspolitik:Verband fordert mehr Anstrengungen gegen Wohnungsnot

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Bauarbeiter stehen auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

Zu langsame Genehmigungen, zu wenig Förderung, zu viel Bürokratie: Die Wohnungs- und Bauwirtschaft sieht viel Verbesserungspotenzial am Bau. Sie hat eine Reihe von Forderungen an die Politik, um den stockenden Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen.

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Wiesbaden/Frankfurt (dpa/lhe) - Die Wohnungswirtschaft fordert von der Politik mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Wohnungsmangel in Hessen. Die künftige Landesregierung müsse stärker den Bau geförderter Wohnungen vorantreiben, Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und die Grundsteuer reformieren, sagte Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft, am Donnerstag. Forderungen nach schnelleren Genehmigungen gab es auch vom Bauindustrieverband Hessen-Thüringen.

In Hessen fehlten Tausende Wohnungen, doch im Herbst seien die Baugenehmigungen eingebrochen, sagte Tausendpfund in Wiesbaden. Auch habe die jetzige Landesregierung den Bau von geförderten Wohnungen zu niedrigen Mieten nicht genug vorangetrieben. Zudem seien die Förderkonditionen unzureichend: „Sie wurden zuletzt 2020 aktualisiert und hinken den seitdem stark gestiegenen Baukosten hinterher“.

Die Grunderwerbsteuer für Baugrundstücke, auf denen bezahlbare Wohnungen entstehen, müsse entfallen, forderte Tausendpfund weiter. „Auf teurem Boden kann kein günstiges Zuhause gebaut werden.“ Seit Jahren sprudelten in Hessen die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer. „Es kann nicht sein, dass trotzdem für den Erwerb von Baugrundstücken für bezahlbaren Wohnraum weiter der volle Steuersatz erhoben wird“.

Auch der Klimaschutz im Gebäudesektor erfordere mehr Hilfe der Politik. Um alle Mietwohnungen in Hessen zu sanieren, ohne die Mieten zu erhöhen, sei mindestens eine Milliarde Euro nötig, sagte Tausendpfund mit Verweis auf ein Gutachten der Universität Regensburg. Dafür brauche es eine Klimaförderung in Hessen. Der Verband vertritt rund 200 private und öffentliche Wohnungsfirmen in Hessen und Rheinland-Pfalz mit rund 400.000 Wohnungen.

Die Planungs- und Genehmigungsprozesse am Bau müssten „evaluiert, mindestens gestrafft und am besten digitalisiert werden“, forderte der stellvertretende Präsident des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen, Jochen Wachenfeld-Teschner. Der Verband sieht eine kritische Lage im Wohnungsbau. So seien von Januar bis November 2022 Baugenehmigungen für 23 031 neue Wohnungen in Hessen erteilt worden, deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch sei der Neubau von Wohngebäuden viel teurer geworden. Wegen gestiegener Rohstoff- und Energiepreise hätten sich Bauleistungen im Mittel um fast 14 Prozent verteuert, sagte Hauptgeschäftsführer Burkhard Siebert in Frankfurt. „Das war der stärkste Anstieg der Baupreise seit 52 Jahren.“

© dpa-infocom, dpa:230126-99-364593/3

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