Kriminalität:Rund 50 Angreifer attackieren Einsatzkräfte mit Steinen

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Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild)

Eine massive Stein-Attacke gegen Feuerwehrleute und Polizisten hat am Freitag in Hessen Entsetzen und Unverständnis ausgelöst. Die Einsatzkräfte waren in...

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Dietzenbach (dpa/lhe) - Eine massive Stein-Attacke gegen Feuerwehrleute und Polizisten hat am Freitag in Hessen Entsetzen und Unverständnis ausgelöst. Die Einsatzkräfte waren in Dietzenbach im Kreis Offenbach vermutlich in einen Hinterhalt gelockt und dann attackiert worden. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Nach den Worten von Innenminister Peter Beuth (CDU) könnte der Angriff womöglich mit einer größeren Polizeiaktion Anfang der Woche zusammenhängen. Beamte hatten in einem Hochhaus in mehreren Kellern unter anderem über 200 Fahrräder sichergestellt, mutmaßlich Diebesgut.

„Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es am Ende einen Zusammenhang gibt zu Straftaten, die vorher begangen worden sind und wo es eine entsprechende Polizeiaktion gegeben hat“, sagte Beuth in Wiesbaden. Einzelheiten müssten jedoch erst noch ermittelt werden. Auf einen politischen Hintergrund gebe es keine Hinweise, sagte der Minister. Für die Polizei ist die Motivlage noch völlig unklar.

Den Angaben zufolge war zunächst ein Müllcontainer und ein Bagger angezündet worden, um die Einsatzkräfte nach Angaben der Polizei in einen Hinterhalt zu locken. Als die Helfer am frühen Freitagmorgen eintrafen, wurden sie von etwa 50 Männern mit Steinen beworfen.

„Wir haben leider eine hinterhältige Tat zu beklagen ... eine Gewalttat, die ich aufs Schärfste verurteile“, sagte Beuth. „Ein Dutzend Einsatzwagen wurden beschädigt, da grenzt es an ein Wunder, dass kein Helfer verletzt wurde.“ Beuth kündigte an, die Polizeipräsenz in Dietzenbach und Umgebung deutlich zu erhöhen. „Wir werden dafür sorgen, dass der Staat für Recht und Ordnung sorgt“, sagte er. „Es kann nicht sein, dass eine Hand voll Krimineller ein Viertel kontrollieren will“, sagte Bürgermeister Jürgen Rogg (parteilos). Werde es zu weiteren Unruhen kommen, werde die Stadt vorbereitet sein.

Drei Männer wurden laut Polizei vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen hätten den Einsatz gestört und seien Platzverweisen nicht gefolgt, der Dritte sei ein 19-Jähriger und mutmaßlicher Steinewerfer. Er wurde am Nachmittag unter Auflagen wieder freigelassen. Der Sachschaden beläuft sich auf mindestens 150 000 Euro. Die Polizei richtete einen Hinweis-Server ein: Zeugen werden gebeten, Videoaufnahmen, Bilder oder sonstige Beobachtungen, die mit den Angriffen in Verbindung stehen können, dort einzustellen.

Der Vorsitzende des Kreisausländerbeirates, Hüsamettin Eryilmaz, appellierte an die Vernunft der Menschen und rief zu verantwortlichem und respektvollem Handeln gegenüber Einsatzkräften auf. Die Feuerwehr erfülle ihre Aufgabe ehrenamtlich und die Polizei sorge sich um die Sicherheit. „Sie alle verdienen unseren Respekt.“ Nach Angaben des Sozialdezernenten der Stadt, Dieter Lang, leben in dem Viertel Menschen aus mehr als 80 Nationen friedlich und mit gegenseitigem Respekt zusammen.

Nach Angaben von Minister Beuth hatte es 2019 rund 4000 Angriffe auf Polizeibeamte in Hessen gegeben. Erst vor wenigen Tagen sei eine Kollegin in Frankfurt mit einem 20 Kilo schweren Blumenkübel angegriffen worden und nur mit großem Glück unverletzt geblieben.

Hessen mache sich schon länger für eine Strafverschärfung bei Angriffen auf Einsatzkräfte stark, betonte der Minister. Die Täter dürften nicht mehr mit einer Geldstrafe davonkommen, sondern müssten mit einer Haftstrafe bestraft werden, forderte er und kündigte an, das Thema bei der nächsten Innenministerkonferenz auf die Tagesordnung setzen zu lassen.

Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft forderte eine konsequentere Strafverfolgung. „Es schreckt keinen Straftäter ab, wenn sein Verhalten von überlasteten Gerichten anschließend als Bagatellfall abgehandelt wird“, erklärte der Sprecher Tobias Thiele. So etwas werde von den Rettungskräften mit Unverständnis zur Kenntnis genommen und führe zu einer enormen Dunkelziffer, da viele Kollegen respektlose Handlungen im Einsatz aus Frustration nicht mehr meldeten.

Hinterhalte gegen Einsatzkräfte sind nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei kein Einzelfall. „Das beobachten wir schon länger“, sagte der Landesvorsitzende in Hessen, Andreas Grün. Dass gleich eine Gruppe von rund 50 Angreifern Beamte attackierten, sei allerdings nicht alltäglich.

„Die Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften ist leider mittlerweile zu einem Dauerthema geworden“, erklärte der Präsident des hessischen Landesfeuerwehrverbandes, Ralf Ackermann. „Aber dieses Ausmaß hat eine neue Dimension angenommen.“

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