Für Technologie-Konzerne lockt ein Megageschäft. Schließlich müssen die riesigen Datenmengen erfasst, geordnet und gelenkt werden. Feinmaschige Netze müssen über die Metropolen ausgelegt werden. Das kommt teuer. Die Marktforschungsfirma IDC schätzt, dass dieses Jahr weltweit 265 Milliarden US-Dollar, umgerechnet gut 190 Milliarden Euro, in Smart-City-Projekte fließen. Cisco schwärmt bereits vom "Internet der Dinge". General Electric bezeichnet so etwas als "Industrial Internet" und IBM will gleich einen "Smarter Planet" bauen. Sie sind nicht die Einzigen: "Auch Energie-Unternehmen wie Eon und RWE entwickeln smarte Systeme", sagt Mark Schulte, Analyst bei IDC.
Vor allem Anbieter aus den USA schielen auf den hiesigen Markt. Der Grund: Deutsche Städte haben bisher kaum in die nötige Infrastruktur investiert. Wie im Hamburger Hafen gibt es bundesweit bloß Stückwerk: eine Vielzahl von Pilotprojekten. Aus Konzernsicht ist der Kuchen also noch nicht verteilt. Um den Zuschlag zu bekommen, gehen viele Konzerne sogar in Vorleistung. Cisco etwa. Die Hafenbehörde HPA lässt sich von den Amerikanern dabei helfen, die eigenen Systeme zu verknüpfen. Cisco berechnet dafür: nichts.
Ähnlich soll es im Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg laufen. Dort soll bald ein "virtueller Bürgerkiosk" stehen. Darin befindet sich neben einem Monitor ein Drucker. In der Box können Bürger per Bildschirm mit Mitarbeitern der Stadt sprechen, einen Pass bestellen, Kita-Gutscheine erhalten oder andere Dienste abfragen. Klingt komfortabel, ist aber teuer. Eine Box kostet 50 000 Dollar. Auch diese Kosten trägt Cisco. Zumindest am Anfang.
Wer hat Zugriff auf die Daten? Wie werden eigentlich die Meganetze geschützt?
Doch wer hat eigentlich Zugriff auf all diese Daten? Wie werden Meganetze vor Sabotage geschützt? Was wird die schlaue Stadt später kosten? Mit solchen Angaben tut sich Hamburgs SPD-Regierung schwer. "Über die Kosten kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden", sagt die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Der Umfang der Kosten werde erst "in weiteren Workshops geklärt". Zum Datenschutz finden sich in der Absichtserklärung von Stadt und Cisco nur dürre Worte: Solche Themen fänden "bei Konzeption und Durchführung sämtlicher Pilotprojekte Berücksichtigung", heißt es.
Dass es gefährlich sein kann, Daten allzu freigiebig zu verteilen, hat die Stadt erst kürzlich erfahren. Im Januar gab es einen Hackerangriff auf das Rathaus. Etwa 150 Rechner infizierten sich über E-Mails mit einer Schadsoftware. Fünf Tage lang mussten etliche Computer vom Netz. Durch die Attacke wurde eine Sicherheitslücke bekannt: Bis heute ist der Mailverkehr innerhalb der Behörden nicht verschlüsselt. Das beunruhigt auch Hamburgs Datenschützer Johannes Caspar: "Wir brauchen dringend einen Masterplan, wie künftig eine sichere IT-Infrastruktur geschaffen werden kann", warnt er.
Wer nachfragt, wie persönliche Daten in einer vernetzten Stadt geschützt werden sollen, bekommt eine erstaunliche Antwort. Bei der Planung des Projekts Smart City, sagt Datenschützer Caspar, sei er bisher nicht einbezogen worden.