Umstrittene Start-up-Investoren:Samwer-Brüder klonen Amazon

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Die dreisten drei tun es schon wieder: Mit einem Shopping-Portal, das stark an Amazon erinnert, bleiben die Samwer-Brüder ihrem Ruf als Start-up-Kopierer treu. Lässt sich der Online-Versandgigant in die Falle locken?

Schon seit Jahren investieren die Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer als Risikokapital-Geber in Startups. Doch ihnen und ihrer Firma Rocket Internet eilt ein zweifelhafter Ruf voraus - was nicht nur dem umstrittenen Auftreten von Oliver Samwer liegt, der für martialische Rhetorik bekannt ist.

Online-Einkaufsportal Lazada: Märkte, die Amazon bislang vernachlässigte. (Foto: Screenshot)

Der häufig geäußerte Vorwurf an die Brüder, die einst durch Handy-Klingeltöne reich wurden: Man kopiere nur aufstrebende US-Startups, um mit der Idee den europäischen Markt zu besetzen und dann bei einer entsprechenden Expansion vom Original aufgekauft zu werden.

Über einen aktuellen, offenbar besonders dreisten Klonversuch berichtet nun die IT-Seite Techberlin: In Singapur ansässig, startete vor kurzem mit Lazada eine Seite, die starke Ähnlichkeiten mit der des Online-Versandgiganten Amazon aufweist und sich an potentielle Kunden im Nahen Osten sowie Südostasien richtet.

Märkte besetzen, Firmen verkaufen

Amazon selbst konzentriert sich in Asien bislang auf China und Japan. Das US-Unternehmen ist bislang in Ländern wie Thailand oder Indonesien nicht aktiv und hat auch noch kein Standbein rund um den Persischen Golf. Rocket Internet, so die Vermutung, könnte die durchaus zukunftsträchtigen Märkte besetzen um Amazon dazu zu bringen, das Startup mittelfristig für teures Geld zu übernehmen.

Ob sich Amazon darauf einlässt, ist fraglich, denn eigentlich hätte der Konzern genug Geld, sich selbst den Markt zu erschließen. Da derzeit allerdings der Börsenkurs des Online-Händlers unter Druck steht, könnte das US-Unternehmen Lazada den unerschlossenen Markt testen lassen - und bei einem Erfolg einsteigen, um Kundenstamm, Logistik und Kontakte zu übernehmen.

Mit diesem Argument konnte das Samwer-Trio schon häufiger Unternehmen davon überzeugen, seine europäischen Startups zu kaufen: Bereits Ende der 90er Jahre verkauften die Unternehmer ihre Plattform Alando.de an den Marktführer eBay. Die Gutscheinplattform CityDeal übernahm vor einiger Zeit der US-Konkurrent Groupon, in die Online-Datingplattform eHarmony stieg das Originalportal eDarling ein.

StudiVZ wurde zwar nicht an Facebook verkauft, mit Holtzbrinck fand sich dennoch ein Investor, der viel Geld in das inzwischen darbende Online-Netzwerk investierte. ProSieben übernahm den YouTube-Klon MyVideo. Derzeit haben die Samwer-Brüder mit Pinspire auch eine Kopie des aufsteigenden US-Bildernetzwerks Pinterest im Portfolio.

Statt Europa nun neue Märkte im Blick

Mit ihrer Strategie sollen die Brüder ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar gemacht haben. In den vergangenen Monaten haben die Samwer-Brüder über ihre Firma in zahlreichen asiatischen Ländern wie Indonesien, Singapur, Vietnam und Thailand Mitarbeiter für ihre neue Mode-Seite Zalora angeworben, die nach dem Vorbild der 2008 gegründeten Plattform Zalando aufgebaut ist. Das Portal bietet lokale und internationale Marken an und gewährt eine 30-tägige Rückgabe-Garantie.

Mit Plattformen wie Zalora betreten die Samwer-Brüder einen noch weitgehend unerschlossenen Markt - und versuchen diesen mit großangelegten Einstiegen in kompletten Regionen aufzurollen. "Am Ende des Tages gibt es noch eine Menge Raum", sagt Paul Srivorakul, Mitgründer und Chef der E-Commerce-Firmen Ensogo Group und Admax Network in Thailand.

Letztlich stünden alle Internet-Firmen dort vor der Aufgabe, die Menschen erst noch vom Internet-Handel zu überzeugen.

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