Sie haben noch keinen Zugang? Einfach hier klicken! Benutzername, Passwort, ein paar weitere Angaben und die Schleuse ist offen. Die Schleuse zu einem Meer an Musik. 15 Millionen Songs, 20 - was immer das Ohr begehrt, man muss es nicht mehr mühsam auf einem Datenträger kaufen, ihn zu Hause im Regal suchen, einlegen. Es ist ganz einfach da. Auf Abruf und strömt Musik über die Internetleitung ins Haus.
Streamingdienst Spotify: Alle, was das Ohr begehrt - doch wenig, was die Musiklabels zufrieden macht.
(Foto: online.sdedigital)Längst haben sich die Hersteller von Musikanlagen darauf eingestellt. Der Netzwerkanschluss oder die Funkverbindung sind oft schon der Hauptweg, auf dem Musik Eingang findet. Auch die Autoindustrie denkt - getrieben von Nutzerwünschen - darüber nach, wie Internet-Musikdienste in die Infotainment-Systeme integriert werden könnten.
Spotify, Napster, Pandora, Simfy, Last.fm und wie sie alle heißen, sie schienen dafür das passende Modell gefunden zu haben. Sie verlangen entweder eine vergleichsweise moderate Monatsgebühr um die zehn Euro, oder sie blenden zwischen den Songs Werbung ein.
An die Künstler oder die Verwertungsgesellschaften führen diese sogenannten Streaming-Dienste Gebühren ab. Die sind zwar pro Song äußerst gering, es ist - so sieht es ihr Geschäftsmodell vor - die Masse, die es machen soll.
Indie-Labels verlassen Spotify
Doch dieses System ist gefährdet: Die Streaming-Dienste werden von der Musikindustrie mit Prozessen überzogen. Und es laufen ihnen die Labels davon. Bereits im August wurde bekannt, dass das Metal-Label Century Media seine Bands aus - dem hierzulande noch nicht nutzbaren Dienst - Spotify zurückgezogen hat.
Nun folgt ein noch größerer Exodus: Der britische Dienstleister ST Holdings, unter dessen Dach 238 kleinere Labels aus Drum & Bass, Dubstep und Techno ihre Musik anbieten, zieht sich gleich aus vier Streaming-Diensten zurück. Für die Bands bleibe schlichtweg zu wenig Geld zum Leben.
Damit setzt sich die Entwicklung fort, die Mitte der neunziger Jahre begonnen hat. Mehrere Dinge waren damals zusammengetroffen: Das Internet wurde mit der Einführung des World Wide Web für alle zugänglich.
Forscher des Fraunhofer-Institutes hatten das MP3-Verfahren entwickelt, mit dem sich digitale Musikdateien nahezu ohne Qualitätsverlust auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe zusammenschrumpfen ließen. Und Computer machten es möglich, Dateien von Compact Discs auszulesen und sie in Windeseile in kleine MP3-Dateien umzuwandeln.
Es schlug die Stunde der sogenannten Tauschbörsen. Immer raffinierter programmierte Systeme erlaubten es Computernutzern, Dateien über das Internet untereinander auszutauschen. Ein jeder, der dabei mitmachte, war gleichzeitig Sender und Empfänger.
Schon wenn ein Lied noch gar nicht komplett heruntergeladen war, wurden Fragmente davon bereits wieder hochgeladen, um andere Nutzer zu bedienen. Mit dieser dezentralen Struktur gelang es nicht bloß einige Zeit lang, die Behörden zu narren, man umschiffte damit auch das notorische Problem, ein riesiges Rechenzentrum einrichten zu müssen, auf dem die Dateien hätten gespeichert werden müssen.
Und das man einfach hätte zusperren können. Mit Änderungen des Urheberrechts und Massenabmahnungen - alles unter dem Lobbyeinfluss der Musikindustrie - gelang es, das Wachstum der Tauschbörsen zu verlangsamen.