Roaming-Preise in Europa:Mobiles Surfen soll billiger werden

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Im EU-Ausland mit dem Smartphone mobil ins Internet zu gehen, ist immer noch eine teure Angelegenheit. Nun will EU-Kommissarin Neelie Kroes Roaming radikal billiger machen - niedrige Preise garantiert das aber noch lange nicht.

Corinna Nohn

Endlich ausgiebig mit der Großmutter telefonieren oder einfach mal alle Funktionen des neuen Smartphones testen - das könnte man doch herrlich im Urlaub erledigen, wenn man Zeit hat.

Auch am Strand ist ein Smartphone für viele unverzichtbar. Doch das Internetvergnügen im Ausland kann schnell teuer werden. (Foto: dpa-tmn)

Und wenn es nicht so teuer wäre. Denn insbesondere das Roaming, also die Durchleitung, von Daten ist sehr kostspielig, wenn man ausländische Mobilfunknetze nutzt und nicht den eigenen Anbieter. Manche Betreiber verlangen dafür bis zu zwölf Euro für ein Megabyte.

Doch das soll sich ändern: Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes will Obergrenzen für die Endverbraucher beim Daten-Roaming einführen und die Preisgrenzen für SMS und Anrufe weiter senken. Das geht aus einem Vorschlag vor, den Kroes am Mittwoch der Kommission vorstellen wird und der der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Kroes reagiert damit darauf, dass immer mehr Verbraucher Smartphones und Tablet-Computer nutzen und im Ausland E-Mails oder Datenpakete zu bislang teils "exorbitant hohen Preisen" verschicken, wie es der Sprecher des Verbraucherportals Verivox nennt: "Derzeit wird jeder rationale Verbraucher das Daten-Roaming deaktivieren, wenn er ins Ausland reist."

Denn es gibt in diesem Bereich lediglich Preisgrenzen für die Geschäfte der Netzbetreiber untereinander, nicht für die Endverbraucherpreise. Nur wer den Betrag von 60 Euro erreicht, erhält eine "Price Shock"-Warnung und muss bestätigen, dass er weitersurfen möchte. Im Schnitt kostet es derzeit etwa 2,65 Euro (alle Preise inklusive Umsatzsteuer), ein Megabyte Daten aus ausländischen EU-Netzen zu verschicken.

Preissenkung per Dekret

Kroes plant ab Juli 2012 eine Grenze von 1,07 Euro, von Juli 2014 an sollen es knapp 60 Cent sein. Auch die Preise der Anbieter untereinander sollen weiter sinken. Das soll den Wettbewerb fördern und dazu führen, dass sich die Preise für das Roaming im EU-Ausland und im Inland spätestens 2015 angleichen.

Für Telefongespräche und den Versand von SMS-Mitteilungen gibt es bereits Preisobergrenzen. Sie betragen derzeit knapp 42 Cent für ausgehende und 13 Cent für eingehende Anrufe und SMS. Kroes will diese Preise weiter senken auf 29 respektive knapp 12 Cent vom 1. Juli 2014 an. Außerdem sollen Verbraucher künftig auch einfach zu günstigeren Roaming-Anbietern wechseln können, sobald sie die Landesgrenze überschreiten - und zwar ohne die SIM-Karte und damit die Telefonnummer zu tauschen.

Nicht automatisch niedrige Preise

Verbraucherschützer begrüßen die Pläne. Insbesondere die Preisgrenzen für die Anbieter untereinander werden "dazu führen, dass neue Anbieter auf den Markt treten oder bisherige Betreiber attraktivere Angebote machen", sagt der Verivox-Sprecher.

Eine Sprecherin des Verbraucherportals Teltarif stellt jedoch fest: "Die Nutzer müssen nicht glauben, dass das Surfen im Ausland automatisch billiger wird." Viele Kunden nutzten gar nicht den von der EU vorgegebenen Tarif, sondern hätten etwa bei einer Vertragsumstellung eine andere Tarifoption angekreuzt. "Vor der Reise sollte man sich erst mal genau erkundigen, welchen Tarif man im Ausland nutzt."

Auf Wunsch müsse der Betreiber den Tarif innerhalb eines Tages kostenlos umstellen.

© SZ vom 05.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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