Patentstreit:Microsoft schließt deutsches Warenlager

Deutschland ist zu einem zentralen Schauplatz im Patentstreit der IT-Giganten geworden - nun zieht das erste Unternehmen Konsequenzen: Microsoft schließt sein Warenlager in Nordrhein-Westfalen. Die Firma befürchtet, seine Produkte könnten dort festgehalten werden.

Microsoft zieht als erstes großes Unternehmen einen Geschäftsteil aus Deutschland unter Hinweis auf Patentverfahren vor deutschen Gerichten ab. Die europäische Distributionszentrale werde in die Niederlande umziehen, gab der Windows-Konzern am Montag bekannt.

Microsoft-Chef Steve Ballmer (Symbolfoto): US-Softwareriese lagert seine Waren künftig in den Niederlanden. (Foto: Reuters)

An dem Standort Düren in Nordrhein-Westfalen werden diverse Microsoft-Produkte von Software bis zu Xbox-Konsolen umgeschlagen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sind knapp 100 Arbeitsplätze betroffen. Das Zentrum wird vom Logistik-Dienstleister Arvato betrieben, der zum Bertelsmann-Konzern gehört.

Microsoft begründete die Entscheidung ausdrücklich mit dem Patentkonflikt mit dem Handy-Hersteller Motorola. Microsoft sei mit den Diensten von Arvato sehr zufrieden. Aber das Risiko, dass als Folge eines verlorenen Patentverfahrens in Deutschland Produkte in Nordrhein-Westfalen festgehalten würden, sei zu groß. Die Bertelsmann-Tochter wollte auf dpa-Anfrage keine Stellung nehmen.

Deutschland zentraler Schauplatz im Patentstreit

Aus Unternehmenskreisen verlautete, das Management arbeite daran, für alle Beschäftigten eine Lösung zu finden. Microsoft ist mit Motorola in mehrere Verfahren vor Gerichten in Deutschland verwickelt.

Deutschland ist in den vergangenen Monaten zu einem zentralen Schauplatz der Patentkonflikte in der Technologiebranche geworden. Es laufen diverse Prozesse in Mannheim, München und Düsseldorf zwischen großen Unternehmen wie Apple, Samsung, Microsoft, Motorola oder HTC.

Deutsche Verbraucher haben bereits Folgen dieser Konflikte zu spüren bekommen. So konnten sie seit vergangenem Sommer das Samsung-Tablet Galaxy Tab 10.1 nicht kaufen, weil Apple den iPad-Konkurrenten mit einer Einstweiligen Verfügung auf Basis eines Design-Musters stoppte.

Patentverfahren in den Niederlanden haben gezeigt, dass die Gerichte dort nicht so schnell zu Verkaufsverboten greifen wie in Deutschland.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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