Neue Funktion auch in Deutschland:Was hinter Facebooks Gesichtserkennung steckt

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Facebook setzt Software zum Gesichtsscan ein, um Freunde auf Fotos einfacher zu identifizieren. Das weckt viele Ängste - zumal die Funktion erst einmal bei allen Nutzern standardmäßig aktiviert ist. Doch was verbirgt sich wirklich hinter Facebooks Fotofreunde-Demaskierung?

Johannes Kuhn

Gesichtserkennung: Kein Wort verstört Internetnutzer mehr, hört sich so sehr nach der Komplettüberwachung und Demaskierung an. Google besitzt die Technik bereits, wendet sie aber derzeit nicht an, weil rechtliche Rahmenbedingungen fehlen und das Unternehmen nach eigenen Angaben offenbar ethische Bedenken hat.

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Nun prescht Facebook nach vorne: Im Dezember 2010 kündigte das Unternehmen die Einführung dieser Technik an, nun wird die Funktion auch in Deutschland freigeschaltet.

Bereits seit langem konnten Facebook-Nutzer ihre Freunde auf Fotos markieren, die sie hochladen. Ab sofort erhalten sie nun eine automatische Hilfestellung: Wenn ein Nutzer beispielsweise das Gruppenfoto einer Geburtstagsparty hochlädt, gleicht eine Software automatisch andere markierte Fotos aus den Bildersammlungen des Nutzers mit diesem ab. Findet es dort das Gesicht einer Person, das auch auf dem Partyfoto zu sehen ist, schlägt sie dem Nutzer vor, diesen auf dem Geburtstagsbild zu markieren.

Mit diesem Schritt will Facebook noch mehr Nutzer dazu bringen, ihre Freunde auf Bildern zu beschriften. Damit sorgt die Plattform für mehr Interaktionen, erhält aber theoretisch auch mehr Informationen über den Freundschaftsstatus - bei einem Kontakt, der häufig auf meinen Fotos zu sehen ist, dürfte es sich nicht unbedingt um einen entfernten Bekannten handeln.

Die Funktion ist datenschutzrechtlich insoweit unbedenklich, als sie nur bei Freunden greift, also keine Fremden automatisch markiert werden können. Der Nutzer muss auch selbst den entscheidenden Klick vornehmen, um einem Gesicht einen Namen zuzuordnen. Zudem können Facebook-Mitglieder die Funktion deaktivieren, so dass die Software sie nicht mehr automatisch einem Foto zuordnen kann.

Funktion automatisch aktiviert

Ärgerlich für die Mitglieder ist jedoch, dass Facebook die Gesichtserkennung nun mehr oder weniger heimlich überall freigeschaltet hat und sie bei allen Nutzern erst einmal standardmäßig aktiviert ist.

Wer sie abschalten möchte, kann dies folgendermaßen tun: In den Privatsphären-Einstellungen findet sich der Punkt "benutzerdefinierte Einstellungen". Dort wird unter dem Menü "Dinge, die andere Personen teilen" nun die Option "Freunden Fotos von mir vorschlagen" angezeigt. Diese kann der Nutzer per Mausklick sperren.

Das kann allerdings durchaus bedeuten, dass Facebook dennoch weiß, dass ich auf einem Bild zu sehen bin - die Software funktioniert ja theoretisch weiterhin. Einzig für die Nutzer wäre diese Information damit nicht sichtbar.

Das ist nicht der einzige Kontrollverlust, mit dem Facebook-Mitglieder bei Bildern leben müssen, die von ihnen existieren: Eine Möglichkeit, eine manuelle Markierung auf einem Foto generell zu verhindern, gibt es nicht - Nutzer müssen diese später selbst entfernen.

Wer Fotos, auf denen er zu sehen ist, komplett löschen möchte, muss die Person darum bitten, die diese hochgeladen hat. Das Recht am eigenen Bild beschränkt sich bei Facebook damit auf Fotos, die ein Mitglied selber eingestellt hat.

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