Datendiebstahl:Playstation-Debakel: Union will Sony in Regress nehmen

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"Daten-GAU", "extrem unseriös und rechtswidrig", "starkes Stück": Sony wird nach dem millionenfachen Daten-Diebstahl heftig kritisiert. Die Union geht den japanischen Konzern frontal an.

Nach Bekanntwerden des riesigen Datenlecks bei Sony haben Experten schärfere Datenschutzgesetze gefordert, um Weltkonzerne bei Verstößen in Deutschland belangen zu können. "Die Bundesregierung sollte den Fall Sony zum Anlass nehmen, das deutsche Datenschutzrecht endlich auf die Höhe der Zeit zu bringen", sagte der Leiter des Unabhängigen Datenschutzzentrums Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Riesige Datenlecks bei Sony: Experten fordern schärfere Datenschutzgesetze. (Foto: AP)

Facebook, Google, Sony und andere Konzerne seien in Deutschland faktisch nicht für Versäumnisse beim Datenschutz haftbar zu machen. "Die Unternehmen haben zwar Vertriebsgesellschaften in Deutschland gegründet, die juristisch Verantwortlichen sitzen aber in Japan oder den USA", sagte Weichert. Sie seien für die Datenschutzbehörden nicht zu greifen.

Die Union forderte Sony auf, für etwaige finanzielle Schäden des millionenfachen Datenklaus aufzukommen. "Ich sehe hier Sony klar in der Haftung", sagte der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU), der Frankfurter Rundschau. Mayer bezeichnete es als "starkes Stück", dass der Konzern zunächst Tage gebraucht habe, den Datenklau überhaupt zu bemerken - und anschließend mehr als eine Woche vergangen sei, bevor er seine Kunden über den Fall informierte.

Nach Sony-Angaben ist das Playstation-Network des japanischen Unternehmens Opfer eines Hackerangriffs geworden. Bei der Attacke sind möglicherweise auch Kreditkartendaten von Nutzern gestohlen worden. Von dem Angriff betroffen waren nach Angaben des Unternehmens 77 Millionen Nutzerkonten.

Die FDP-Innenexpertin Gisela Piltz sagte, sie sehe die jüngsten Vorfälle bei Sony und Apple als bestes Argument für die geplante Stiftung Datenschutz. Mit ihr könne die nötige Sensibilität bei Bürgern und Unternehmen für einen sparsamen Umgang mit persönlichen Daten geschaffen werden. "Auch monopolähnliche Unternehmen sollten die Macht von informierten Verbrauchern nicht unterschätzen", sagte Piltz. "Informierte Verbraucher stimmen mit den Füßen ab und können bei weiterer Missachtung der Persönlichkeitsrechte auch etablierten Anbietern jederzeit den Rücken kehren."

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, sprach von einem "Daten-Gau". Dieser zeige, dass es immer ein Restrisiko gebe, wenn viele Daten gespeichert würden. "Datensparsamkeit und Datensicherheit sind zentrale Grundvoraussetzungen, um solch einen Daten-Gau zu verhindern", sagte Schaar der Frankfurter Rundschau.

Juristen werfen Sony schwere Versäumnisse vor. Der japanische Konzern habe mit der verzögerten Bekanntgabe des Datendiebstahls "ein extrem unseriöses und rechtswidriges Verhalten an den Tag gelegt", sagte der Fachanwalt für Informationstechnologierecht, Peter Heyers, der Neuen Osnabrücker Zeitung.

"Nach Paragraf 42a des Bundesdatenschutzgesetzes hätte Sony dies sofort veröffentlichen müssen." Deshalb müsse das Unternehmen auch für Schäden haften, die nun möglicherweise dadurch entstanden seien, dass die Nutzer nicht rechtzeitig gewarnt und informiert worden seien, so der Experte.

Die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mechthild Heil, nannte es einen Skandal, wenn Sony seinen Kunden tatsächlich eine Woche lang Informationen über den Angriff vorenthalten habe. "Ob die Kundendaten nach dem neuesten Stand der Technik verschlüsselt waren, muss sich noch herausstellen. Sicher ist: Sie waren nicht ausreichend geschützt", sagte die CDU-Politikerin der Berliner Morgenpost.

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