Computerfehler:Tausende US-Gefangene wegen Software-Bug zu früh entlassen

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13 Jahre lang wurden im US-Bundesstaat Washington Häftlinge zu früh in die Freiheit geschickt. Einige von ihnen müssen jetzt zurück in Haft.

600 Tage zu kurz im Knast

Bis zu 3 200 ehemalige Gefangene in den USA müssen um ihre Freiheit fürchten. Denn der Bundesstaat Washington hat Gefängnisinsassen jahrelang zu früh entlassen - wegen eines Computerfehlers. Wer im Knast gute Führung zeigte, konnte seine Haftdauer reduzieren. Doch die Software berechnete etlichen Insassen zu hohe Zeit-Gutschriften.

Den Bug gibt es schon seit 13 Jahren: 2002 hatte der oberste Gerichtshof des Bundesstaates das Department of Corrections (DOC) - die zuständige Behörde - angewiesen, gutes Verhalten der Gefangenen zu honorieren. Seitdem wurden rund drei Prozent aller Insassen vorzeitig entlassen. Im Durchschnitt sollen sie 49 Tage zu wenig im Gefängnis verbracht haben, wie der lokale NBC-Ableger King 5 berichtete. Ein Häftling sei sogar 600 Tage zu früh in Freiheit gelangt.

Manche Häftlinge müssen zurück ins Gefängnis

Die ehemaligen Gefangenen müssen nun fürchten, zurück in den Knast geholt zu werden, um dort den Rest ihrer Strafe abzusitzen. Fünf Ex-Häftlinge wurden bereits wieder eingesperrt, die restlichen Fälle werden noch geprüft. Einige werden wohl gemeinnützige Arbeit verrichten müssen, andere ohne Einschränkungen in Freiheit bleiben. Ob Gefangene während der Dauer ihrer vorzeitigen Entlassung erneut straffällig wurden, ist unklar.

"Absolut unentschuldbar"

Das Problem ist schon seit 2012 bekannt. Damals beschwerte sich die Familie eines Opfers, weil der Täter zu früh entlassen wurde. Beim Programmieren der Fehlerbehebung sei es mehrfach zu Verzögerungen gekommen, heißt es aus dem DOC. Erst der neue IT-Chef habe bemerkt, wie schwerwiegend der Fehler war, und die Leitung der Behörde informiert.

Jay Inslee, Gouverneur von Washington, sagte, er sei "zutiefst enttäuscht", dass der Bug 13 Jahre lang bestanden habe. "Das ist absolut unentschuldbar, das macht mich, ehrlich gesagt, wütend." Er habe die Behörde angewiesen, den Fehler unverzüglich zu beheben, "schnell und vollständig". Das Update soll bis zum 7. Januar veröffentlicht werden. Bis dahin müssen die Strafen aller Häftlinge manuell berechnet werden.

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