Bezahlsystem im Test:Facebook will Geld für Nachrichten verlangen

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Facebook will mit den kostenpflichtigen Nachrichten nach eigenen Angaben Spam verhindern. (Foto: AFP)

Auch in Deutschland müssen Facebook-Nutzer wohl bald ihre Kreditkarte zücken: Das bereits in den USA getestete Bezahlsystem für Nachrichten wird probeweise auch in Europa eingeführt. Meist geht es um ein paar Cent. Wer einem Promi etwas mitteilen möchte, muss aber deutlich mehr zahlen.

Von Johannes Boie

Warum ist Salman Rushdie billiger als der olle Schwimmer? Den von radikalen Moslems bedrohten Schriftsteller können Briten schon für 10,08 Pfund auf Facebook kontaktieren, dem Olympioniken Tom Daley eine Nachricht zu schicken kostet dagegen 60 Pence mehr.

Noch wichtiger könnte nur die Frage sein, warum Facebook-Nachrichten für manche Menschen überhaupt plötzlich Geld kosten, solange sie die Nachricht nicht an ihre Freunde richten, sondern an Menschen außerhalb ihres digitalen Freundeskreises, zum Beispiel an Personen des öffentlichen Lebens.

Dahinter steckt ein Test von Facebook. Er läuft bereits seit Dezember 2012 in den USA, doch jetzt wurde die Funktion auf weitere 36 Länder ausgedehnt, darunter neben Großbritannien auch Deutschland. Wie viele Nutzer betroffen sind, verrät Facebook nicht. Das Unternehmen sucht seit Jahren nach Möglichkeiten mit anderen Geschäftsmodellen als mit Onlinewerbung Geld zu verdienen.

Wer die Funktion nutzt, kann per Kreditkarte bezahlen. Die meisten Nachrichten sind mit ein paar Cent deutlich günstiger als jene, die sich an Prominente richten. Nach Angaben von Facebook werden die "idealen Preise" derzeit noch ermittelt.

Offiziell deklariert der Konzern die Idee als Versuch, Werbenachrichten ("Spam") zu verhindern. Tatsächlich ist Spam im Netz auch deshalb so häufig, weil der Werbemüll gratis verschickt werden kann. Außerdem soll die Bezahlfunktion sicherstellen, dass wichtige - teurere - Nachrichten, in der Datenflut identifiziert und übersichtlicher dargestellt werden können.

Und warum ist eine Nachricht an den Sportler nun teurer als eine an den Literaten? "Basierend auf der Anzahl an Abonnenten", heißt es bei Facebook, würden höhere Preise bei berühmten Personen ermittelt. Abonnenten nennt man bei Facebook Menschen, die sich regelmäßig über einen bestimmten Prominenten informieren lassen.

© SZ vom 09.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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