Apple stellt Betriebssystem vor:An Windows vorbeigetigert

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Apple hat das Rennen gewonnen: Während Microsoft Windows 7 erst in zwei Monaten veröffentlicht, erscheint Snow Leopard schon jetzt.

T. Riedl

Steve Jobs hat sich stets einen Spaß daraus gemacht, den Rivalen Microsoft zu verhöhnen. "Redmond, wir haben ein Problem", ließ der Apple-Chef auf der Messe Macworld plakatieren, als sich das Windows-Betriebssystem von Microsoft verspätete. Später hieß es: "Hasta la vista, Vista." Jobs und seine Öffentlichkeitsarbeiter spielten damit auf die mangelnde Akzeptanz des Windows-Betriebssystems Vista bei den Nutzern an.

Der virtuelle Schreibtisch des neuen Apple-Betriebssystems: Verbesserungen beim Design sind nicht sofort erkennbar. Die Software ist auf Apple-Computern aber schneller geworden. (Foto: Foto: oh)

Nun ist die Zeit gekommen für eine neue Runde in der Schlacht der Softwarekonzerne: Von diesem Freitag an ist das neue Betriebssystem Snow Leopard zu haben, bei Technikfreaks unter dem Kürzel Mac OS X 10.6 bekannt. Es kommt nicht nur deutlich früher als das entsprechende System von Microsoft - es enthält auch Funktionen, die dem Konkurrenten noch mehr Kunden abluchsen könnten.

Es ist ein Kampf zwischen ungleichen Gegnern: in der einen Ecke Microsoft, der weltweit größte Konzern der Softwareindustrie. Alle Computerhersteller wie Hewlett-Packard, Dell oder Acer liefern das Gros ihrer Geräte ab Werk mit dem Windows-Betriebssystem aus. So kommt der nordamerikanische Konzern laut dem IT-Marktforschungsinstitut Net Applications auf einen Marktanteil von mehr als 93 Prozent bei den wichtigen Programmen, ohne die kein Rechner läuft.

Mit dem eigenen Betriebssystem liegt Apple dagegen weit abgeschlagen: Nur auf fünf Prozent aller Rechner läuft die Software aus dem kalifornischen Cupertino. Dahinter kommt nur noch Linux, das freie System, das von ehrenamtlichen Entwicklern weltweit in Eigenregie programmiert wird, und das sich für den Betrieb zuhause nur bedingt eignet, vor allem wegen fehlender Software, um Zusatzgeräte wie Drucker zu betreiben.

Hübsche Design-Geräte mit Sonderfunktionen

Doch die Statistik trügt: Zum einen gibt es das Betriebssystem von Apple nur auf den Geräten eines Herstellers - nämlich denen von Apple. Als Mitgründer Steve Jobs die Leitung des Computerproduzenten 1997 nach einigen Jahren Auszeit wieder übernahm, stoppte er die Lizenzierung nachgemachter Apple-Computer.

Zum anderen hat das Unternehmen in einigen Zielgruppen mit seinen Rechnern und dem Betriebssystem so viel Erfolg, dass PC-Bauer wie Hewlett-Packard sich zum Ziel gesetzt haben, die Strategie zu kopieren: hübsche Design-Geräte mit Sonderfunktionen - zu höheren Preisen. Besonders bei gutverdienenden Verbrauchern kommt Apple an.

Den Schneeleoparden gibt es nun einen Monat früher als angekündigt. Ein höchst ungewöhnlicher Schritt in einer Branche, in der Verzögerungen die Regel sind und Softwareprodukte mit Fehlern oft genug erst beim Kunden reifen. Mit dem Coup stiehlt Apple zugleich Microsoft die Schau. Das neue Betriebssystem aus Redmond kommt erst am 22. Oktober in die Läden, zwei Monate nach Apples.

Eine Überraschung auch der Preis: Microsoft verlangt 120 Euro für die günstigste Version von Windows 7. In einer Sonderaktion ließ sich die Software für kurze Zeit für 50 Euro vorbestellen. Apple verlangt regulär nur einen Bruchteil: nämlich 29 Euro. Wer das Vorgängersystem nicht besitzt, muss 170 Euro zahlen.

Die wichtigsten Neuerungen stecken sowohl bei Apple als auch bei Microsoft unter der Haube. Die Software soll flüssiger laufen, wurde von unnötigem Ballast befreit. Am deutlichsten wird das bei dem Herausforderer: Mac OS X belegt nur noch knapp die Hälfte des Festplattenplatzes seines Vorgängers und bietet dennoch einige Funktionen extra.

Ebenso viel Wert wurde bei Apple auf die Verträglichkeit mit dem Rivalen gelegt. "Snow Leopard ist das Windows-tauglichste Produkt, das Apple je auf den Markt gebracht hat", erklärt Rob Enderle, ein in den USA bekannter Technikspezialist. Das geht so weit, dass von Haus aus Apple mit seinem Betriebssystem die Mail-Architektur Exchange von Microsoft besser unterstützt als der Softwarekonzern bei Windows 7 selbst.

Das macht Steve Jobs nicht aus Demut gegenüber dem mächtigen Konkurrenten. So will er noch mehr Windows-Nutzer zum Wechseln bewegen. In den Apple-Läden in München und vom Wochenende an auch in Hamburg bietet der Computerkonzern dafür eigene Schulungen: "Wechsel vom PC zum Mac - erste Schritte." Jeden Samstag. Kostenlos.

© SZ vom 28.07.2009/cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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