Microsofts Sprachassistentin Cortana:"Möhre her oder ich föhne dich!"

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Cortana ist offen für alle möglichen Fragen, aber viele Internet-Nutzer haben Hemmungen, die Sprachassistentin anzusprechen. (Foto: oh)

Künstliche Intelligenz braucht oft noch menschliche Unterstützung. Wie Microsofts Sprachassistentin Cortana zu ihren scherzhaften Antworten kommt.

Von Mirjam Hauck, München

Apple hat Siri, Google hat Google Now und Microsofts Sprachassistentin heißt Cortana. Benannt nach einer Figur aus der Science-Fiction-Videospielserie "Halo" soll sie Windows-10-Nutzern auf dem PC oder Smartphone helfen, ihr Leben zu organisieren. Also sagen, wie das Wetter morgen wird, an Meetings erinnern und Tipps für gute Restaurants in der Nähe liefern. Sie braucht dafür neben Zugriff auf Microsofts Suchmaschine Bing auch Zugriff auf die persönlichen Daten des Nutzers. Und natürlich lernt sie dank künstlicher Intelligenz den Nutzer mit der Zeit auch immer besser kennen.

Cortana ist offen und interessiert am Verhalten ihrer Gegenüber, allerdings haben viele Nutzer noch häufig Hemmungen, sie direkt anzusprechen und beispielsweise nach dem Weg zu fragen. Auch wenn Microsoft-Chef Satya Nadella überzeugt ist, dass die Sprachbedienung die Tastatur als Kommunikationsschnittstelle ablösen wird und die Aufforderung "Hey Cortana" längst in seinen Wortschatz übergegangen sei.

In den USA wird die Spracheingabe tatsächlich immer beliebter. So spricht laut einer Google-Studie bereits jeder zweite Teenager und immerhin 41 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal am Tag mit einem Assistenten auf seinem Smartphone.

"Sag was Dummes"

Da dies aber bei Weitem noch nicht bei allen Microsoft-Nutzern der Fall ist, fragen Menschen, die zum ersten Mal mit der Maschine Cortana zu tun haben zunächst einmal eher sinnlose Dinge. ",Sag was Dummes', ist eine häufige Phrase", erklärt Julia Scheffer, Leiterin des internationalen Cortana-Redaktionsteams. Das sei aber beileibe keine wirklich dumme Aufforderung, denn sie helfe dabei, eine gewisse Befangenheit gegenüber der Sprachassistentin abzubauen." Die ersten 20 Prozent seien häufig zunächst Quatschkommunikation, erst danach trauen sich die Nutzer an Fragen zu Staumeldungen, Restauranttipps oder dem Wetterbericht.

Cortana soll in der Kennenlernphase auch viele Witze erzählen. Und damit deutsche Nutzer dabei auch immer was zu lachen haben, gibt es hierzulande derzeit rund 200 vorformulierte Scherze. Unterteilt sind sie etwa in die Kategorien Fritzchenwitze, Nerd-Witze und sogenannte Anti-Witze. Kostprobe: "Sagt der Hammer zum Daumen: Schön, dass wir uns getroffen haben." Noch einen? Bitte schön : "Sagt der Hase zum Schneemann: Möhre her oder ich föhne dich."

Ausgesucht werden diese und ähnliche Witze von einem etwa 20-köpfigen Redaktionsteam, das multinational besetzt ist und in Spanien, England, Brasilien, Italien, Deutschland und den USA arbeitet. Schließlich sei Humor immer auch eine Frage der Kultur, es gebe da eine große Bandbreite, und was Engländer oder Amerikaner lustig finden, darüber könne jetzt der Deutsche nicht unbedingt lachen - und umgekehrt.

Die Redakteure in den verschiedenen Ländern denken sich aber nicht nur Witze aus. Cortana-Nutzer wollen sich auch Märchen erzählen lassen. Dann antwortet sie: "Es war einmal ein Anfang. Kurz darauf folgte eine Mitte. Und irgendwann kam unweigerlich das Ende." Auch die Frage nach Tiergeräuschen sei laut Microsoft sehr beliebt. Cortana als Soundbuch für große und kleine Kinder.

"Küss mich!"

Bei den Antworten inspiriere man sich immer auch gegenseitig und überarbeite so die eine oder andere von Nutzern gestellte Anfrage. So hat die Sprachassistentin auf die Aufforderung "Küss mich" zunächst mit einem klaren und eindeutigen "Nein" geantwortet. Mittlerweile kontert sie den etwas plumpen Flirtversuch gekonnt virtuell mit der Antwort: "Lass mich in den Audiodateien suchen" und einem abschließenden Schmatz-Geräusch. Die Idee dafür kam vom spanischen Team.

Die Teams sprechen wöchentlich miteinander und tauschen sich über Fragen aus, die die Nutzer stellen und stellen könnten. Denn Cortana werde natürlich auch um Rat gefragt. Was die Amerikaner zu Halloween tausendfach wissen wollten, erwartet die deutsche Redaktion nun vor Fasching: "Wie soll ich mich denn nur verkleiden?" Eine Möglichkeit wäre es natürlich, als körperlose Sprach-Assistentin zu gehen.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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