Viele Universitäten bemühen sich seit Jahren, Männer und Frauen sprachlich gleich zu behandeln. Schreibweisen, die beide Geschlechter einschließen, sollen dafür sorgen, dass sich Frauen nicht diskriminiert fühlen. Die Universität Leipzig geht nun einen Schritt weiter.
In der neuen Hochschulverfassung sind nur noch weibliche Bezeichnungen vorgesehen - mit "Professorin" ist damit künftig auch ein Mann gemeint. Darauf hinweisen soll eine Fußnote. Spiegel Online hatte am Dienstag den Bericht über die Neuerung aus dem Magazin Duz übernommen.
Ein großes Hochschulgremium habe beschlossen, statt der üblichen Form - in der sich die weibliche Schreibweise mit einer Fußnote habe begnügen müssen - umgekehrt vorzugehen, sagte die Leipziger Hochschulrektorin Beate Schücking. Die neue Regelung verdeutliche, dass Frauen heute in der Universität in der Mehrheit seien.
Keine Auswirkung auf den Uni-Alltag
Dass Studenten ihre Professoren künftig mit "Herr Professorin" ansprechen müssen, schließt Schücking aber aus. Sie betonte, "dass diese Neuerung auf den Alltag an der Universität und auf den universitären Sprachgebrauch keinerlei Auswirkungen haben wird."
In Kraft getreten ist die neue Hochschulverfassung noch nicht. Das sächsische Wissenschaftsministerium als Aufsichtsbehörde hat noch einige Wochen Zeit, Änderungen an der Grundordnung zu fordern. Ministeriumssprecher Karltheodor Huttner kündigte aber bereits an, sein Haus werde die sprachliche Neuerung nicht beanstanden, weil diese der Autonomie der Uni unterliege. Zudem handele es sich mehr um eine "Geschmacks- als Rechtsfrage".
Ob die Sammelbezeichnung "Professorin" tatsächlich ein Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung in der Wissenschaft ist, halten Experten aber für fraglich. Der Gleichstellungsbeauftragte der Uni Leipzig, Georg Teichert, hält die Idee zwar grundsätzlich für interessant. "Sie ändert aber nichts an der tatsächlichen Diskriminierung von Frauen", sagte Teichert.