Schule:Zum Abitur geritten

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Hanna Lagemann bei den Vorbereitungen für ihr Voltigier-Abi. (Foto: dpa)
  • An einer niedersächsischen Gesamtschule können Schüler im Sportabitur die Reitdisziplin Voltigieren belegen.
  • Wer Sport als fünftes Prüfungsfach wählt, muss sich zusätzlich noch in einer Mannschaftssportart und in Sporttheorie prüfen lassen.

Künfig können Schüler im Osnabrücker Land einen Teil der Abiturprüfung zu Pferde erledigen. An der Integrierten Gesamtschule Fürstenau ist die Reitdisziplin Voltigieren nun ein möglicher Teil im Sportabitur. Die Schule ist damit nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die erste bundesweit, die das ermöglicht. "Niedersachsen trägt doch das Ross im Wappen - wer, wenn nicht wir sollte die Herausforderung dann annehmen", fragt Stephan-Heinrich Flohr, der für das Projekt mitverantwortliche Sekundarstufenleiter.

"Das Interesse an den AGs war immer enorm"

Die Akrobatik zu Pferde hatte die Ganztagsschule schon einige Jahre als Arbeitsgemeinschaft im Angebot. 2013 entstand dann die Idee, das auch im Unterricht fortzuführen. "Wir wollten damit auch dem Wunsch der Kinder entsprechen", sagt Flohr, "das Interesse an den AGs war immer enorm." Mit der Bundestrainerin für Voltigieren, Ulla Ramge, und den Warendorfer Olympia-Reitern erarbeitete man die Prüfungsaufgaben - und bekam im vergangenen November vom Kultusministerium den Zuschlag für das Pilotprojekt.

Woher aber geschultes Personal nehmen? Reiten ist ja nun nicht klassischer Teil eines Lehramtsstudiums. Auch das nahm man in Fürstenau selbst in die Hand: Die Lehrer, die wollten, konnten bei der FN den Trainerschein Reiten und Voltigieren ablegen. Die Kosten für die Weiterbildung übernahm die Schule komplett. "Das war es absolut wert", sagt Schulleiter Jürgen Sander. Immerhin hat die Gesamtschule in Fürstenau damit nun bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal.

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"Da war ganz schön Trubel in der Halle"

Bei den Schülern kommt die Eigeninitiative gut an. "Ich find's echt gut, dass nicht nur typische Sportarten angeboten werden. Jetzt gibt's neben Fußball für die Jungs eben auch mal was für die Mädchen", sagt Hanna Lagemann. Die 18-Jährige wird Ende März als erste Schülerin in Deutschland die Prüfung ablegen. Sport ist ihr fünftes Prüfungsfach. Neben Voltigieren als Individualsport muss sie sich auch noch in einer Teamsportart und allgemeiner Sporttheorie prüfen lassen.

In den Voltigier-Stunden lernten die Schüler die Praxis mit klassischen Figuren wie der Fahne, dem Knien oder Stehen auf dem Pferd ebenso wie das richtige Zäumen oder was bei der Pflege wichtig ist. Während eine Schülerin mit dem Pferd an der Longe auf Sandboden übte, turnten die anderen auf dem Bock, Schwebebalken oder Gymnastikbällen zur Probe. "Da war ganz schön Trubel in der Halle", schildert Hanna den Unterricht. Das Reitsportzentrum des ortsansässigen Reit- und Fahrvereins steht nur wenige hundert Meter neben der Schule.

Jungs scheuen das Voltigier-Abi noch

Dass der Kurs nur aus jungen Frauen bestand, wundert sie nicht. "Aber vielleicht trauen sich die Jungs in den kommenden Jahrgängen auch mal ans Pferd." Reiten und speziell Voltigieren sei schließlich nicht allein Mädchensport - es fordert neben Akrobatik auch einiges an Kraft: "Nach dem ersten Training hatte ich tierischen Muskelkater". Dabei war der Pferdesattel für Hanna kein neues Terrain. Sie reitet seit Längerem schon auf kleineren Springturnieren. Ähnlich wie sie hatten auch die anderen Teilnehmerinnen schon Erfahrung. Voraussetzung war das für den Kurs aber nicht.

In der Prüfung selbst wird benotet wie im Geräteturnen. Hanna muss auf eine angemessene Körperspannung achten, aber auch auf den Bewegungsablauf und Ausdruck insgesamt. Alles in Pflicht und Kür - so wie im normalen Wettkampf auch. Bis zur Prüfung in der Woche vor Ostern übt sie einmal pro Woche. Ist es geschafft, hat sie nicht nur das Abitur in der Tasche: Sie kann auch von sich behaupten, eine echte Vorreiterin zu sein.

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