Pisa-Studie:Kompetenz-Kompetenz, siebter Teil

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Bei Pisa 2018 stand die Lesekompetenz der 15-Jährigen in der digitalisierten Welt im Fokus. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Was neu ist, was wie immer nicht vorkommt und warum uns das eigentlich interessieren sollte: ein Ausblick auf Pisa 2018.

Von Paul Munzinger

An Untersuchungen, die seltsame Namen tragen und den Bildungsstandort Deutschland vermessen, fehlt es wahrlich nicht. Sie heißen TIMMS, ICILS, IQB-Bildungstrend oder VERA. Schmeichelhaft fallen auch diese Schüler-Vergleichstests oft nicht aus, und doch kann nur einer von ihnen für sich beanspruchen, eine Schockwelle durchs Land geschickt zu haben: die Pisa-Studie. Ihrer Erstausgabe wurde 2001 veröffentlicht und erschütterte die Bildungsnation in ihren Grundfesten. Am kommenden Dienstag erscheint die siebte Auflage.

Was misst Pisa?

Die Pisa-Studien der OECD ermitteln seit 2000 alle drei Jahre die Kompetenzen 15-jähriger Schüler. 2018 fanden die Tests in 79 Staaten mit 600 000 Schülern statt, in Deutschland waren etwa 5500 Schüler aus allen Schulformen beteiligt. Pisa interessiert sich für drei Bereiche: Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen, im Wechsel steht je ein Thema im Vordergrund, 2018 die Lesekompetenz. Pisa geht es nicht darum, Lehrpläne abzufragen, sondern zu überprüfen, wie gut junge Menschen auf das Erwachsenenleben vorbereitet sind.

Was misst Pisa nicht?

Alles, was es jenseits von Mathe, Naturwissenschaften und Lesen gibt. Die Pisa-Macher begründen das damit, dass diese drei Bereiche für die Teilhabe an der Gesellschaft "elementar" seien. Zudem seien nur sie "kulturübergreifend" genug, um sie in vielen Ländern mit den gleichen Fragen zu testen und zu vergleichen. Geschichte und Sozialkunde etwa unterschieden sich von Land zu Land zu sehr, Musik und Kunst seien mit den standardisierten Tests nicht angemessen zu erfassen.

Aus deutscher Sicht noch wichtig: Pisa 2018 schlüsselt die Ergebnisse nicht nach Bundesländern auf. Das bei nationalen Vergleichstests obligatorische Ranking ist bei Pisa - auf Wunsch der Länder - seit 2006 nicht mehr möglich.

Was ist neu bei Pisa 2018?

Nach 2000 und 2009 steht zum dritten Mal die Lesekompetenz im Fokus. Doch während diese Fähigkeit früher analog erhoben wurde - die Schüler beantworteten Fragen zu Texten etwa in Schulbüchern -, ging es nun darum, wie sicher sie sich durchs Internet bewegen. Lesekompetenz bedeutet hier, Texte und Links auf ihre Verlässlichkeit hin prüfen und Fakten von Meinungen unterscheiden zu können. "Es geht nicht mehr um Extraktion, sondern um Konstruktion von Wissen", sagt OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher.

Neu ist auch das sogenannte adaptive Testverfahren. Die Fragen passen sich den Fähigkeiten der Schüler an, um schlechtere Teilnehmer nicht zu entmutigen. Trotzdem sollen die Ergebnisse vergleichbar bleiben, indem die Fragen je nach Schwierigkeitsgrad anders gewichtet werden.

Was bringt das Vergleichen überhaupt?

Sehr viel, verspricht die OECD. Die Tests der letzten Jahre hätten etwa gezeigt, dass mehr Ausgaben pro Schüler nicht automatisch bessere Leistungen ergeben. "Am Geld alleine liegt es nicht", sagt Schleicher. Auch mehr Lernzeit mache die Schüler nicht automatisch besser, in Finnland oder Deutschland etwa schnitten die Schüler gut ab, obwohl sie vergleichsweise wenig Zeit fürs Lernen aufwenden. Und auch ein schwieriges soziales Umfeld müsse kein Bildungsschicksal sein. Estnische Schüler aus schlechten Verhältnissen halten locker mit der amerikanischen Mittelschicht mit. Warum? Auf solche Fragen will Pisa Antworten geben.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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