Kein Platz für Studenten:Wohnung verzweifelt gesucht

Trotz doppelter Abiturjahrgänge ist das große Chaos an den Hochschulen ausgeblieben - dank guter Planung. Vergessen wurde: Zum Studienplatz gehört ein Dach über dem Kopf.

Ein Kommentar von Johann Osel

Deutschlands Hörsäle sind voll wie nie, doch das große Chaos an den Hochschulen bleibt aus. Mit vielen Millionen von Bund und Ländern und dem Ideenreichtum manch kluger Rektoren wird der Studentenansturm besser verkraftet als erwartet. Dass wegen des Trends zum Studieren und doppelter Abiturjahrgänge ganze Kohorten Studienplätze brauchen - das war vorher bekannt, es ließ sich gut planen.

Vergessen wurde: Zum Studienplatz gehört ein Dach über dem Kopf. Ein preisgünstiges, wenn man sich zum Beispiel den Bafög-Höchstsatz von 670 Euro vor Augen hält.

Es mag Uni-Städte in der Provinz geben, wo eine Bude noch so viel kostet wie ein Autostellplatz in der Münchner City. Und auch viele Kommunen halfen, sie ermunterten etwa ihre Bürger mit Briefen, leer stehende Zimmer flügge gewordener Kinder auf dem privaten Wohnungsmarkt anzubieten. Dieser ist aber vielerorts längst ausgeschöpft. An neuen Wohnheimen führt kein Weg vorbei. Der Staat muss schnell handeln - jeder Aufschub ist ein Aufschub von Spatenstichen.

Neulich lud der Bundesbauminister zum Runden Tisch - dass der Termin ohne handfeste Initiativen endete, sagt viel über die tatsächliche Wertschätzung des Themas. Die Politik wünscht sich mehr Studenten und ruft zum Kampf gegen den Fachkräftemangel auf; dann darf sie die jungen Leute auch nicht - im wörtlichen Sinne - im Regen stehen lassen.

© SZ vom 06.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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