Hochschulen:Jeder zehnte Forscher hat einen ausländischen Pass

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Die Bemühungen deutscher Unis um hochqualifizierte Forscher tragen Früchte. Immer mehr ausländische Wissenschaftler arbeiten an hiesigen Hochschulen. Aus welchen Ländern sie kommen - und was die Wirtschaftskrise mit dem Positiv-Trend zu tun hat.

Von Roland Preuß

Ausländische Wissenschaftler zieht es immer häufiger an deutsche Hochschulen. Dies geht aus einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und neuen Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) hervor. Demnach arbeiteten im Jahr 2011 gut 22.500 Forscher aus dem Ausland an heimischen Universitäten und sonstigen Hochschulen. Dies ist ein Anstieg von mehr als einem Drittel binnen fünf Jahren. Rechnet man zudem die nebenberuflich tätigen Wissenschaftler aus dem Ausland hinzu, kommt man sogar auf einen Zuwachs um mehr als die Hälfte auf 33.500 Angestellte. Die Zahl der deutschen Hochschulbeschäftigten ist dagegen deutlich geringer gewachsen. Deutschlands Hochschulen werden also internationaler.

"Es hat sich im Ausland herumgesprochen, dass die Forschung in Deutschland seit einigen Jahren stetig gestärkt wird. Die Möglichkeiten sind besser geworden, etwa durch die Exzellenzinitiative", sagte die DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel am Dienstag der Süddeutschen Zeitung. Sie sprach von einer "positiven Entwicklung".

Mit der Exzellenzinitiative fördern Bund und Länder Forschungsschwerpunkte und einzelne herausragende "Elite-Universitäten" mit Milliardenbeträgen. Die neuen Zahlen zeigen, dass die internationalen Bemühungen um hochqualifizierte Forscher Früchte tragen. Ähnlich wie Unternehmen versuchen auch die Hochschulen mit Hilfe von Politikern, Stiftungen und DAAD Spitzenkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.

Jeder zehnte Forscher hat einen ausländischen Pass

Am häufigsten trifft man inzwischen chinesische Doktoranden, Postgraduierte oder Professoren an den Hochschulen. Auf den weiteren Plätzen folgen der Studie des Bundesamtes zufolge Italiener, Österreicher und Russen. Insgesamt hat fast jeder zehnte Forscher einen ausländischen Pass, die meisten davon sind EU-Bürger.

Auffällig ist, dass gerade nach dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 Wissenschaftler weltweit die Vorzüge deutscher Hochschulen entdeckten; während in vielen Krisenstaaten der Bildungsetat gekürzt wurde, kam Deutschland vergleichsweise gut durch die Krise und baute den Bildungsetat weiter aus. Die Zahl der Wissenschaftler aus Südeuropa ist zwar nicht auffällig stark gestiegen, bei Forschern aus Nordamerika lässt sich dagegen ein überdurchschnittliches Interesse erkennen. "Dort sind die Mittel der Universitäten deutlich gekürzt worden, da gibt es sicher einen Zusammenhang", sagte Wintermantel.

Eine weitere Ursache für die Entwicklung dürften neue Gesetze sein, die den Zuzug von Forschern in den vergangenen Jahren erleichtert haben. Viele können inzwischen ab einem bestimmten Einkommen ohne aufwendiges Verfahren einreisen. 2007 hatte der Bund Forschungseinrichtungen zudem ermöglicht, nach einer Anerkennung durch das Bundesamt für Migration Wissenschaftler direkt einzustellen. Dieser Weg wurde jedoch nur mäßig genutzt, Ende 2011 profitierten davon nicht einmal 600 Forscher.

© SZ vom 06.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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