Bildung:Im Saarland fehlen 6700 Kita-Plätze und viele Fachkräfte

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Eine Praktikantin liest in einer Kita Kindern vor.. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration)

Im Saarland fehlen einer Studie zufolge Tausende Kita-Plätze und viele Fachkräfte. Es sei nicht in Sicht, dass der Rechtsanspruch auf eine Tagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erfüllt werde.

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Gütersloh (dpa/lrs) - Zur Deckung des Bedarfs an Betreuungsplätzen für Kinder fehlt es im Saarland einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge an 6700 Kita-Plätzen. Auch zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf eine Tagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr mangele es im Saarland an Plätzen, hieß es in dem „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Stiftung. Es werde auch bis zum Jahr 2030 nicht gelingen, die Lücke zu schließen.

Der Anteil der unter dreijährigen Kinder in Kindertagesbetreuung liege an der Saar bei 32 Prozent - unter dem Bundesdurchschnitt von 36 Prozent. Insgesamt wünschten sich sogar 53 der Eltern eine Betreuung für ihr Kind in dieser Altersgruppe, befand die Stiftung. Bei Kindern ab drei Jahren liege die Betreuungsquote im Saarland bei 89 Prozent, ebenfalls unter dem deutschlandweiten Schnitt von 92 Prozent. Bedarf hätten 95 Prozent der Eltern.

79 Prozent der Kinder in Kitas würden im Saarland mit „nicht-kindgerechten Personalschlüsseln“ betreut, hieß es weiter. In Krippengruppen kämen auf eine Fachkraft in Vollzeit rechnerisch 3,8 ganztagsbetreute Kinder - mehr als die 3,4 im Schnitt der westdeutschen Bundesländer. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt nach eigenen Angaben sogar ein Verhältnis von eins zu drei.

In Kindergartengruppen liegt demnach das Verhältnis von Fachkraft zu Kindern im Saarland bei eins zu 9,6. Im Vergleich dazu liege das Westniveau bei eins zu 7,7, empfohlen werde ein Schlüssel von eins zu 7,5. „Wenn eine Fachkraft für mehr Kinder verantwortlich ist als wissenschaftlich empfohlen, leidet darunter die Qualität der pädagogischen Praxis“, kritisierte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung.

Es brauche mehr Personal, forderte die Stiftung und verwies auf den eigenen „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule“. Demnach fehlten im Saarland bis zum Jahr 2025 allein 1600 Fachkräfte. Auch bis 2030 werde es der Prognose zufolge weder gelingen, die Bedarfe der Eltern zu erfüllen, noch die Personalschlüssel auf das West-Niveau zu verbessern. Gleichzeitig sei davon auszugehen, dass noch mehr Eltern ihre Kinder betreuen lassen möchten.

Angesichts dessen müssten Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden. Auch die Gewinnung von Quereinsteigern sei wichtig, denkbar sei zudem eine Anpassung der Öffnungszeiten von Kitas auf sechs Stunden täglich. So ließen sich nach Berechnungen des Fachkräfte-Monitors die Bedarfe der Eltern bis 2025 erfüllen und bessere Personalschlüssel erreichen. Ein solches Vorgehen könne aber nur in Abstimmung zwischen Eltern, Träger und Kommune beschlossen werden. „Der anhaltende Personalmangel in der frühkindlichen Bildung hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft“, warnte Bock-Famulla.

Die Saar-CDU warf der SPD-Regierung eine „falsche Schwerpunktsetzung im Kita-Bereich“ vor. „Die Bildungsministerin muss endlich ihre realitätsverweigernde Schönfärberei aufgeben, davon wird die Situation nicht besser“, teilte die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Jutta Schmitt-Lang, mit. Es sei „unredlich“, die Verantwortung allein Kommunen und Trägern zuzuschieben. „Die Landesregierung muss ihre Verantwortung endlich ernst nehmen.“

© dpa-infocom, dpa:231128-99-98915/3

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